Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
Vom Netzwerk:
Blutsauger, aber sie scheinen sich dagegen nicht wehren zu können.«
    Merrick starrte Sandeman überrascht an. Die Vorstellung, daß Zane in seine Gedanken vordringen könnte, war er schreckend. Er wollte es nicht glauben, aber Sandeman spe kulierte nicht einfach drauflos. »Wenn du in ihren Geist vor dringst, kannst du dann sagen, in welchen Teil?«
    »Nein. Es könnten ihre Erinnerungen sein, aber sicher bin ich mir da nicht. Wenn ich ihre Gesichter sehen könnte, wüßte ich es vielleicht. Aber ich möchte ihre Gesichter nicht sehen.«
    »Wenn Zane in die Gedanken anderer Sauger eindringen kann«, sagte Merrick, »dann ist es um so wichtiger, daß ich ihn aufhalte. Ich muß ihn finden, ihn überraschen, ihn angreifen, bevor er mich anfällt...«
    »Weiß er von dir und der Ärztin?«
    Merricks Magen zog sich zusammen. »Ja. Ich muß Zane auf
    den Fersen bleiben, aber ich muß auch Katie, so gut ich kann, bewachen, vor allem bei Nacht.«
    »Ich nehme an, du ernährst dich noch?«
    Merrick nickte. »Vielleicht befaßt er sich nicht groß mit Katie.«
    Sandeman blickte grimmig drein. »Er wird sich mit ihr beschäftigen, da kannst du sicher sein. Sie ist der verwund bare Punkt in deiner Festung. Zane wird versuchen, dich durch sie zu verletzen, da bin ich ganz sicher. Es könnte sein, daß er nicht vorhat, sie zu töten -jedenfalls nicht sofort. Aber sein Appetit richtet sich nun einmal auf Frauen im gebärfä higen Alter. Selbst wenn er vorhat, nur mit deiner Katie zu spielen, wenn einer von uns Blut sieht, ist es schwer, noch auf zuhören ...«
    Sandeman blickte zur Seite, und Merrick begriff, daß er sich schämte, obwohl dazu kein Grund bestand. Er hatte sein Bestes versucht, sich mit Hilfe der Transfusionsausrüstung zu nähren, und geplant, nur ein Pint oder zwei in die kleinen Taschen abzufüllen. Aber es hatte stets damit geendet, daß er ihnen die Kehlen aufgeschnitten hatte.
    Sandemans knochige Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich habe gewünscht, ich könnte mich zurückhalten«, sagte er mit leiser, heiserer Stimme. »Aber die Natur hat uns das Töten in die Gene gelegt, Merrick, stärker noch als den Durst. Wir wur den gemacht, um die Herde auszudünnen, nicht, sie einfach nur zu melken. Gott möge unsere Natur zur Hölle verdam men.«
    »Ja.«
    Sandeman holte tief und rasselnd Luft. »Einst, in Singapur, begegnete ich Zane in der Lobby von Raffles. In den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts bin ich ihm verschiedentlich im Ritz bei Drinks begegnet, und vor sechs Jahren im Balzac in Paris. Welches ist denn das klassische alte Hotel in der Stadt?«
    »Das Jefferson«, sagte Merrick, »oder vielleicht auch das Hay Adams.«
    »Die beiden wären ein guter Start. Zeig das Foto dem
    Angestellten am Empfang ...« Sandeman knurrte. »Hör mir zu. Du weißt das. Konzentriere dich auf Suiten und Penthäu ser. Geh nicht heute abend - mach es am Morgen. Heute nacht mußt du deine Katie bewachen ...« Er sank zurück. »Ich muß mich ausruhen. Tut mir leid. Ich bin einfach so ... schwach.« »Du bist der stärkste Mann, den ich je kennengelernt habe.« Merrick bettete Sandeman auf sein Lager und be deckte ihn mit dem Laken. Als er aus dem Gewölbe eilte, gingen seine Gedanken zurück zu Katie, und er hatte mehr Angst als je zuvor in seinem Leben.
    Zane brannte vor Ungeduld, während er durch das Blattwerk hindurch auf die Lichter in den rückwärtigen Fenstern der Ärztin blickte. Er mußte dort hinein, sein Werk an ihr begin nen, aber noch fühlte er sich nicht rundum sicher. Er zweifelte daran, ob er bereits stark genug war, sich noch in dieser Nacht mit Merrick direkt anzulegen. Er sollte sich noch mindestens einmal nähren, bevor er das versuchte.
    Der Wind frischte ein wenig auf und rauschte in den Baum wipfeln. Zane verstärkte seinen Griff und wünschte sich, er hätte eine der kleineren Eichen ausgewählt, aber die hatten so früh im Jahr noch keine Blätter. Das dichte Blattwerk der Ahornbäume dagegen bot ihm einigen Schutz.
    Zane haderte damit, daß er so übermütig gewesen war und sich letzte Nacht von Merrick hatte entdecken lassen. Bis zu diesem Augenblick war alles perfekt gewesen. Er hatte sie beobachtet, erfahren, daß er richtig geraten und einen ver wundbaren Punkt gefunden hatte. Und dann war der Mörtel unter seinen Fingern zerbröckelt und hatte nicht mehr als ein flüsterndes Geräusch verursacht. Clever, wie Merrick so getan hatte, als habe er es nicht gehört, wie er noch ein

Weitere Kostenlose Bücher