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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Gregory keinen Vater braucht?«
    »Hast du einen gebraucht?«
    Katie zögerte. Welch verfängliche Frage. Ein Ja würde bedeuten, daß ihre Mutter sie nicht richtig gekannt hätte, und das hätte auch nicht im entferntesten gestimmt, aber nein zu sagen hätte die Bedeutung herabgesetzt, die ein Vater für sie hätte haben können. »Ich habe mir gewünscht, mein Vater wäre da gewesen«, sagte sie. »Das tue ich noch immer. Aber nein, nach einem Ersatz hatte ich nie Sehnsucht.«
    »Genau.«
    Katie dachte darüber nach. Sie war nicht bereit zu sagen, Gregory könne von einer Vaterfigur profitieren, aber es war schön, eine alternative Sichtweise zu hören, eine, die sagte, daß sie und Gregory auf dem richtigen Weg waren.
    »Du triffst nur wenige Männer bei deiner Arbeit«, sagte Mom. »Fühlst du dich nicht zu dem einen oder anderen hin gezogen?«
    »Zu einigen von ihnen als Freund.« Katie dachte an Art und lachte. »Ich glaube, mein Praktikant schwärmt für mich, und er ist auch ein hinreißender junger Mann. Aber selbst wenn ich frei wäre, mich in ihn zu verlieben, ist er doch nicht...«
    »Mit Merrick zu vergleichen«, vollendete Mom.
    Katie seufzte verzweifelt. »Nachdem ich nun einmal mit Merrick zusammen war, scheinen mir alle Männer so ... ich weiß auch nicht, wie Kinder. Es ist irgend etwas ganz Beson deres an Merrick, auf das ich aber nicht den Finger legen könnte. Man hat bei ihm das Gefühl großer geistiger und physischer Stärke, gepaart mit Zurückhaltung. Für einen Mann, der so viel Gewalt erlebt, ist er sehr liebenswürdig. Die Erfahrung hat ihn nicht abgebrüht, sondern ihn nur stark gemacht. Ich bewundere ihn, weißt du, was ich mei ne?« Katie hob die Hände. »Ich muß diese Gefühle überwin den.«
    »Katie, du fühlst, wie du fühlst. Wenn du nicht mehr auf diese Weise fühlst, dann bist du darüber hinweg. Ich liebe dei nen Vater noch immer. Kein anderer Mann hat ihn übertroffen. Vielleicht hätte ich so etwas gar nicht zugelassen, viel leicht hätte ich es zulassen sollen, aber ich tat es nicht, und so ist es jetzt eben.«
    Katie spürte eine Welle der Zuneigung. »Ja, so ist es nun einmal.«
    Das Telefon klingelte. Katie hatte ein ungutes Gefühl. Wenn spät am Abend ein Telefonanruf kam, dann meist vom Hospital - mit schlechten Neuigkeiten. »Lassen wir das den
    Anrufbeantworter erledigen«, sagte sie. »Wenn es irgend etwas Ernstes ist, nehme ich ab.«
    Das Telefon klingelte noch dreimal, und dann trat eine Pause ein, als der Anrufbeantworter sich einschaltete und dem Anrufer seine Botschaft übermittelte. Bitte laß es nicht um Jenny gehen, dachte sie. Die Maschine piepste und signalisierte dem Anrufer, seine Botschaft zu hinterlassen. Von der Maschine kam keine Stimme. Auch das dreimalige Piepen erklang nicht, das darauf hingewiesen hätte, daß der Anrufer eingehängt hatte. Als das Schweigen immer lastender wurde, fing Katie an, sich unbehaglich zu fühlen. Wenn der Anrufer keine Botschaft hinterlassen wollte, warum hängte er dann nicht ein?
    Weil er weiß, daß wir hier sind.
    Mom runzelte fragend die Stirn und sah sie an. Katie schüt telte nur einfach den Kopf, weil sie das irrationale Gefühl hatte, der Anrufer würde sie hören, wenn sie irgend etwas sagen sollte.
    Piep - piep - piep.
    Erleichterung überkam Katie. Die seelenlose Computerstimme des Anrufbeantworters sagte: »Zwölf Uhr drei, vormittags.« Das Tonband schwirrte, als das nicht besprochene Stück zurückgespult wurde.
    »Seltsam«, sagte Mom.
    »Vielleicht die falsche Nummer.« Katie wünschte sich, sie könnte es glauben, aber irgendwie glaubte sie es nicht.
    Mom stand auf und zog an dem Vorhang hinter der Couch, um den schmalen Spalt in der Mitte zu schließen. Als sie sich wieder auf die Couch setzte, sagte sie: »Ich habe in der Washington Post über diesen schrecklichen Mord vergangene Nacht gelesen. Merrick wurde zitiert. Da dämmerte es mir, daß du und er gleich nachdem ihr am Tatort wart, hergekommen sein müßt.«
    Katie zögerte. Sie hatte eigentlich nichts sagen wollen, aber jetzt blieb ihr wohl nichts anderes übrig. »Ich helfe in dieser Sache aus.«
    Mom blickte aufgeregt und auch ein wenig besorgt drein. »Ich wußte doch in der Minute, als du hereinkamst, daß etwas nicht stimmte. Du warst reichlich blaß.«
    »Es war entsetzlich.«
    Mom blickte mitfühlend drein. »Ich hörte, ein großer Teil des Blutes habe gefehlt. Hat man dich deshalb hinzugezo gen?«
    »Ja.«
    »Du bist schon seit dem

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