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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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war hier oben in dem Baum zu ungeschützt.
    Zane starrte Merrick an, und Wut mischte sich in seine Furcht. Nun geh schon, verdammt noch mal! Das Fenster öffnete sich mit einem schabenden Geräusch. Merrick blickte hinauf, als die Ärztin sich auf den Fensterrahmen lehnte und ihr Gesicht der kühlen Nachtbrise preisgab. Einen Augenblick sah er zu ihr hinauf, als sei er hypnotisiert, dann zog er sich mit einer so fließenden und kaum wahrnehmbaren Bewe gung um die Hausecke herum - zurück, daß Zane echte Bewunderung für ihn verspürte. Sobald Merrick verschwun den war, glitt Zane an dem Baumstamm hinunter, schlich in seinen Wagen und ließ den Motor an. Langsam fuhr er die Straße hinunter. Als er die lange Steigung des Wohnbezirks von Georgetown hinaufrollte, löste seine Furcht sich in Frustration auf. Er hatte eine Chance gehabt, seine neuen Kräfte zu testen, und aus Furcht hatte er sich zurückgehalten. Und jetzt rannte er davon. Er haßte es, davonzurennen.
    Einmal noch Blut trinken, sagte er sich selbst, und ich werde nie wieder davonlaufen müssen.
    Er beruhigte sich langsam wieder. Es war gar nicht so schlecht, wie sich die Dinge heute nacht entwickelt hatten. Merrick hatte jetzt Angst, sonst hätte er nicht dort gestanden und Wache gehalten. Es ist gut, daß er mich letzte Nacht gesehen hat, dachte Zane. Jetzt, da er weiß, daß ich sie kenne, muß er die ganze Zeit Angst um sie haben. Die Bestrafung hatte bereits begonnen.
    Wenig später wurde Katie die Nachtluft zu kühl, und sie schloß das Fenster. Unten konnte sie hören, wie Mom eine Sendung von Letterman schaute - ein wirres Durcheinander von Worten, dann Gelächter von den Zuschauern. Katie begab sich ins Wohnzimmer hinunter.
    Mom grinste in den Fernseher. Über den Rand ihrer Brille hinweg blickte sie Katie an. »Ich dachte, du seist schon ins Bett gegangen.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Katie.
    Mom nahm die Fernsteuerung zur Hand und schaltete den Ton des Fernsehers ab.
    Dann deutete sie auf das Sofa neben sich. Katie ging hinüber und setzte sich. »Ich wollte deine Show nicht unterbre chen.«
    »Sei nicht albern. Ich war sowieso drauf und dran einzu schlafen.«
    Katie schob sich auf der Couch hin und her in dem Ver such, eine bequeme Position zu finden. »Hör mal, wegen letzte Nacht, Merrick und ich ...«
    »Das ist schon in Ordnung, es geht mich nichts an.« Mom blickte sie an. »Aber wenn du natürlich darüber reden willst...«
    »Ich weiß, du magst ihn. Ich möchte nicht, daß du falsche Vorstellungen bekommst. Wir sind nicht dabei, wieder zusammenzukommen.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Katie wurde bewußt, daß sie sehr wohl darüber reden wollte. »Merrick und ich haben hart daran gearbeitet«, erläu terte sie, »das, was wir zuvor hatten, in eine reine Freund schaft umzuwandeln. Es kann nicht mehr als das sein. Letzte Nacht haben wir einfach nur so getan, als sei es noch die Ver gangenheit, glücklichere Zeiten, das ist alles.«
    »Ist es denn falsch, so zu tun?«
    »Nicht falsch, nein. Aber ich möchte etwas Reales, Mom. Und je länger ich so tue, als könnte ich es mit Merrick zusam men haben, um so ; mehr verpasse ich die Wirklichkeit. Ich
    sollte nach jemand anderem Ausschau halten. Gregory braucht einen Vater.«
    Mom räusperte sich und pflückte ein Fädchen vom Ell bogen ihres Sweaters. Ihre Miene verriet, daß sie etwas sagen wollte, aber nicht sicher war, ob es auch angebracht war.
    »Was?«
    »Ich mußte nur gerade daran denken, daß du genauso klingst wie ich damals - du weißt, nachdem dein Vater gestor ben war. Ich habe ihn sehr geliebt und eine ganze Weile getrauert, obwohl ich versucht habe, es dich nicht allzu deutlich spüren zu lassen. Schließlich machte ich mir Gedanken, wie ich einen netten, anständigen Mann finden und heiraten könnte.«
    Katie hatte nur lückenhafte Erinnerungen an die Jahre, von denen Mom sprach. Damals war sie noch zu klein gewesen, um Vaters Tod oder die Trauer ihrer Mutter voll zu spüren. »Die ganze Zeit, in der ich aufgewachsen bin, habe ich nie gemerkt, daß du vielleicht darüber nachdenkst, wieder zu heiraten.«
    »Oja.«
    »Warst du allein?«

»Natürlich nicht. Ich hatte meine Arbeit, und ich hatte dich. Aber ich hatte einfach nur das Gefühl, als bräuchtest du einen Vater. Ich fing an, in Frage kommende Männer abzuschätzen. Zum Glück hatte ich dabei immer ein Auge auch auf dich, und das hat mich schließlich weise gemacht.«
    »Was willst du mir damit sagen? Daß

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