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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Büchern. »Meine Beziehung zu ihnen ist dort in den Büchern.«
    »Jener Teil von ihnen, der nicht stirbt«, sagte Merrick.
    Sandeman blickte ihn herausfordernd an. »Das ist richtig.«
    Merricks Mißtrauen schwand dahin und machte einer tie fen Traurigkeit über das Schicksal seines Freundes Platz. »Ich wünschte, ich könnte dich hier herausholen.«
    »Und wenn ich wieder töten würde?«
    Merrick hob in einer hilflosen Geste die Schultern, unfähig, etwas zu erwidern.
    Sandeman durchbohrte ihn förmlich mit Blicken. »Gib mir eine ehrliche Antwort. Wenn ich dich bitten würde, mich hier herauszulassen, würdest du es tun?«
    Die Frage überraschte Merrick. »Du hast mir gesagt, ich solle dich nie wieder freilassen.«
    »Vielleicht habe ich meine Meinung geändert.«
    »Du sagtest, selbst wenn du deine Meinung ändern würdest, sollte ich dich nicht herauslassen, nicht einmal dann, wenn du mich anflehen würdest.«
    »Deine Antwort ist also nein?«
    Merrick spürte eine tiefe Unsicherheit. »Bittest du mich denn?«
    Sandeman blickte ihn lange an. »Nein. Aber trotzdem vie len Dank, daß du mich ernst genommen hast.«
    Merrick wurde die schreckliche Isolation des anderen Sau gers mit aller Macht bewußt, eine Isolation, die um vieles härter war als seine eigene. Sandeman hatte den Tod gewählt, um sich vom Morden fernzuhalten. Aber für einen Sauger gab es keinen leichten Tod.
    »Ich bin nicht sicher, daß ich dir helfen kann, deinen Sohn zu finden«, sagte Sandeman.
    Merrick war bestürzt. »Nicht sicher, ob du kannst, oder nicht sicher, ob du willst.«
    »Ich bin freiwillig hier«, sagte Sandeman. »Die anderen ... am Anfang schreien sie wochenlang.«
    »Ihre Opfer hätten auch geschrien, hätte man es ihnen nur erlaubt.«
    »Wochenlang, Merrick.«
    Merrick spürte wieder das bedrückende Gewicht, durch das allgemeine Gewölbe gehen zu müssen. Glaubte Sande man etwa, er sei immun gegen diesen Horror? »Wenn ich es kurz machen könnte«, sagte er, »würde ich das tun. Aber für uns gibt es keine Gnade.«
    »Nur zu wahr.« In Sandemans Stimme schwang ein abwei sender Unterton mit.
    Merrick lehnte sich zu ihm hinüber, er wollte, daß der andere ihn verstand, sich ihm öffnete. »Ich muß Zane stop pen.«
    Einen Augenblick lang vermied Sandeman es, ihm in die Augen zu blicken. Dann seufzte er. »Ich vermute, darauf läuft es hinaus. Wenn du ihn nicht faßt, wird er dich fassen.«
    »Falls er das kann.«
    Sandeman bedachte ihn mit einem harten Blick. »Sei lieber nicht allzu sicher, daß er das nicht kann, mein Freund. Er ist jetzt sehr viel stärker. Dieses erste Opfer an der Kathedrale - wenn Blut deine Lippen berührt, könntest du es dir dann versagen zu trinken?«
    »Ich glaube nicht, daß Blut seine Lippen berührt hat. Ich glaube, er hat ein künstliches Gebiß benutzt, um ihren Nacken aufzureißen, dann sammelte er das Blut in einem Becken, möglicherweise ohne hinzusehen.«
    »Er muß es immer noch gerochen haben. Er muß schreck liches Verlangen danach gehabt haben, aber er hat es nicht - genommen. Er ist jetzt stärker denn je, Merrick. Und vergiß nicht, er könnte eine neue Form der Einflußnahme erlernt haben.«
    Merrick fühlte sich unsicher. »Das ist alles graue Theorie ...«
    »Es ist mehr als nur eine bloße Vermutung. Ich ... habe Grund zu der Annahme, daß Zane in deinen Geist eindringen will.«
    Merrick spürte Furcht im Magen. »Welchen Grund?«
    »Vor ein paar Monaten, als einer unserer >Gäste< am Ende des Flurs zu schreien anfing, wollte ich etwas dagegen unter nehmen. Ich habe hinübergelangt in der Hoffnung, er werde mich sein Stammhirn beeinflussen lassen, mir erlauben, ihm Schlaf zu schenken. Statt dessen hatte ich das Gefühl, an einem gänzlich anderen Ort zu sein. Das Gewebe war voller Blutgefäße. Ich konnte die Aura von Neuronen spüren, viel dichter als in den Retinae. Seine Schreie verstummten abrupt.«
    Schlagartig begriff Merrick. »Du hast es jetzt getan, gerade als ich hier hereingekommen bin. Du hast ihn am Schreien gehindert.«
    »Ja. Ich habe es auch das letzte Mal getan, als du hier warst, und etliche Male zuvor auch schon. Das Schreien, dann greife ich hinüber, und es hört auf. Merrick, ich glaube, ich dringe in ihre Gehirne ein. Nicht ins Stammhirn, sondern ins Großhirn. Ich habe kein Sinnesorgan für ihre Gedanken - es ist kein Gedankenlesen. Aber ich kann dort hinein vordringen - und es zeigt Wirkung auf sie. Es scheint sie zu beruhigen. Sie sind zwar

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