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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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Schlüsselbund an seinem Gürtel und nahm einen Schlüssel ab, auf dem das Signum des Sohns des Morgens eingraviert war. »Ich hätte Zadkiel und Sandaldor ihre Mühen ersparen können, auch wenn sie lobenswert waren.« Jether lächelte in seinen Bart hinein und schritt zum Balkon. Mit geschickten Fingen schloss er die großen Glastüren auf und trat hinaus. Vom Balkon aus hatte man einen freien Blick auf ein hoch aufragendes goldenes, mit Rubinen besetztes Tor, das in die hyazinthenen Mauern des Turmes eingelassen war – der Eingang zum Thronsaal.
    Das Rubinentor war erfüllt von Licht. Blaue Blitze drangen daraus hervor wie Wetterleuchten, und hinter den Torflügeln grollte der Donner.
    »Sie sind zugegen«, sagte Jether leise. Er neigte in Ehrfurcht das Haupt.
    Gabriel trat ebenfalls auf den Balkon hinaus.
    »Jehovah, Christos und der Heilige Geist.«
    Jether wandte sich um. Seine wässrig blauen Augen enthüllten, dass er tief in Gedanken versunken war.
    »Was Lucifer heute erfährt und erahnt, weiß Jehovah in seiner Allwissenheit seit ewigen Zeiten. Vor wenigen Tagen erst hat Jehovah mich zu sich gerufen. Jetzt, in diesem Augenblick, versammelt Lucifer das Hofgesinde der Verdammnis im Rate. In ebendieser Stunde setzt er seinen Plan um, seinen eigenen Messias, den Sohn der Verdammnis, zu zeugen.« Jethers Blick wurde wie Stahl. »Täusche dich nicht. Lucifers hochfliegende Pläne sind Jehovah zu jedem Zeitpunkt offenbar. Nichts bleibt Seinem alles durchdringenden Blick verborgen. Er ist allwissend. Er ist allmächtig. Seit Anbeginn aller Ewigkeiten kennt Er das Ende. Lucifer weiß dies wohl. Und zittert.« Seine Züge wurden weicher. »Wir ruhen im Glanze von Jehovahs unbegreiflicher Erkenntnis und Seines grenzenlosen Mitgefühls. Wir sind geborgen in Seiner unendlichen Weisheit.«
    Gabriel schwieg. Jether legte seine Hand auf seinen Arm.
    »Du hast gefunden, was du gesucht hast, Gabriel. Er hat dir seine Absicht erklärt. Die Saat der Schlange. Die Saat, die sein Sohn werden wird. Sein Sohn der Verdammnis. Das ist es, was deine Träume verdunkelt.«
    Jether trat zurück in das Innere des Palastes, und Gabriel folgte ihm.
    »Nun komm«, sprach Jether und schloss die Balkontüren. »Wir haben Dringendes zu tun.«
    Während sie durch den Raum gingen, warf Gabriel einen letzten Blick auf das Gemälde. »Die Saat der Schlage. Seine eigene? Ein Hybrid?«
    Jether schüttelte den Kopf. »Nein, Gabriel. Kein Mischwesen.« Er zog die Türen zu Lucifers Gemach hinter sich zu und schloss sie ab. Gabriel wandte sich verwirrt zu ihm.
    »Wenn es keine Kreuzung zwischen Engel- und Menschengeschlecht ist wie bei den Nephilim, was ist es …?« Seine Stimme brach ab, als er Jethers ernsten Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Es wird keine Vermischung der Geschlechter geben.« Jethers Stimme war sanft, doch sie durchschnitt die Luft wie eine Klinge. »Das ist es, was Jehovah wohl erkannt hat. Lucifers Messias wird weder aus dem Samen des Mannes noch aus dem Ei der Frau geschaffen werden. Lucifer ahmt die Zeugung des Christos nach – ex nihilo , aus dem Nichts.«
    Gabriel schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Er will ein Abbild seiner selbst schaffen, Gabriel. Seinen Klon. Wir haben nicht viel Zeit. Die Gestürzten reiten in diesem Augenblick.« Jether studierte Gabriels Gesicht, dann seufzte er. »Sag Michael, ich möchte ihn heute Abend auf dem Perlstrand treffen. Bei Sonnenuntergang.«
    Jether umarmte Gabriel und küsste ihn auf beide Wangen. Dann bestieg er sein weißes, geflügeltes Ross.
    Seine Augen sprühten Blitze.
    »Ich werde den Hohen Rat Jehovahs einberufen.«
     
    Sechshundertsechsundsechzig von Lucifers Schattenmagiern stiegen aus den flammenden, giftgrünen Tiefen der Labyrinthe empor, die sich in den untersten Krypten von Nagor erstreckten. Ihre schütteren weißen Haare flatterten von ihren eingesunkenen Stirnen, und ihre zerfetzten Seraphenflügel peitschten die Luft, als sie sich auf dem Rücken ihrer monströsen genetischen Hybridgeschöpfe auf den Bogen des Westwinds schwangen.
    Eine entartete gräuliche Horde, die von den doppelköpfigen Zwillingsmagiern von Malfecium angeführt wurde.
    Die Superwissenschaftler der Verdammten würden die Eisfestung Gehenna bei Anbruch des Morgens erreichen.

IX
DIE PHIOLE DES HEILIGEN SAMENS
     
     
     
     
     
     
    L ucifer saß majestätisch auf seinem gewaltigen hürnernen Thron, dessen Kopfstück von einem einzigen riesigen Rubin gebildet wurde. Er glättete sein schimmerndes

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