Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
weißes Gewand, das mit funkelnden Juwelen und Fäden aus purem Gold bestickt war.
Vier seiner Leibdiener erschienen, um rote und goldene Berylle sowie amethystene Blitze in sein dunkles Haar zu flechten. Danach verschwanden sie so lautlos, wie sie gekommen waren. Balberith setzte die diamantene satanische Krone auf Lucifers Haupt und verneigte sich.
Charsoc trat auf den Thron zu. Er verbeugte sich so tief, dass sein pechschwarzes Haar den kristallenen Boden streifte.
»Eure Majestät. Der Rat der Finsternis ist von seinen unterirdischen Wohnstätten zusammengerufen worden. Die Hexer des Westens versammeln sich.«
Lucifer strich über das raue weiße Fell des sechsköpfigen Eiswolfs zu seinen Füßen. Ein Geschenk der Zwillinge von Malfecium.
Er biss in das Fleisch einer großen goldenen Frucht, dann hielt er den Rest auf der Handfläche dem Eiswolf hin. Das Untier wedelte mit seinem Schlangenschwanz, bevor es mit seinen dunkelblauen Fangzähnen zuschnappte und die Frucht geifernd verschlang.
Lucifer lächelte beifällig, dann beobachtete er Charsoc aus zusammengekniffenen Augen.
»Lange habe ich auf diesen Tag gewartet«, murmelte er. »Seit der Zeit, als ich durch Nebukadnezar regierte … Und ganz besonders während meiner Herrschaft durch Antiochos IV . von Syrien und Mesopotamien habe ich diesen Tag herbeigesehnt.«
Er hob den Kopf und blickte hinauf zu den sechsundsechzig schwarzen Seraphim und steingehauenen Gorgonenhäuptern an der Decke des Thronsaals. Sein Blick ging hinab zu den prächtigen Fresken unter den Bögen der Innenkuppel, auf denen die Königreiche von Nimrod, Alexander und Antiochos dargestellt waren.
»Antiochos hat versagt«, zischte er. »Alexander und Karl der Große, Stalin und Hitler …« Er runzelte die Stirn. »Allesamt unfähige, jammernde Parasiten!«
Er schwang den Kopf zu Charsoc herum. Seine Augen waren dunkel. »Ich werde keinen weiteren Fehler mehr dulden.«
Lucifer hob sein Zepter in Richtung des mächtigen Haupteingangs, dessen Torflügel aus schwarzem Eis bestanden. Sogleich lösten sie sich in Dunst auf, in dem dreihundertunddreiunddreißig Kapuzenträger auftauchten, angeführt von Marduk, dem Haupt des Rates der Finsternis.
Marduk führte die Schar die westliche Treppe hinab zum Westportal des Jüngsten Gerichts. Sein Tympanon wies eine Elfenbeinschnitzerei mit einer Darstellung des triumphierenden Lucifer auf, zu dessen Füßen der feurige See das Menschengeschlecht verschlang. Die Mitglieder des Rates der Finsternis nahmen ihre geschnitzten Hornthrone ein, zwei Stufen unter Lucifers eigenem reich verziertem Thron.
Ein misstönendes Gedröhn erfüllte die Atmosphäre des Thronsaals, als tausend bucklige Kuttenträger durch das Tor eintraten. Sie hatten ihre schwarzen Seraphenflügel unter ihren halbtransparenten grauen Nesselumhängen verborgen.
Sie bildeten eine unregelmäßige dunkle Linie, als sie die sechshundertsechsundsechzig Stufen zu der kreisförmigen Flüstergalerie hinaufschlurften, die direkt unter der weiten offenen Kuppel lag. Ihre Kapuzen blähten sich in den wirbelnden Eiswinden.
Die Glocken von Limbo erklangen. Sogleich füllte sich der Thronsaal mit stinkendem grünem Schwefeldunst. Die Schattenmagier kamen durch die Kuppelöffnung auf ihren biogenetisch gezüchteten Monstern herabgeschwebt, bis alle sechshundertsechsundsechzig in der Apsis des Nordwindes versammelt waren. Wie ein Mann verneigten sie sich tief vor Lucifer.
Lucifer erhob sein Zepter.
»Ich rufe die Zwillinge von Malfecium – den Großmagier Phaegos, den Großmagier Maelageor.«
Die Zwillinge traten vor. Ihre Leiber waren so verkrümmt, dass ihre langen, spitzen Kinne nur zwei Handbreit über dem Boden hingen. Jeder von ihnen hatte zwei rotierende Schrumpfköpfe.
Ihr Äußeres war fast identisch. Aus blassen, strohgelben Triefaugen, die tückisch unter ihren eingesunkenen Stirnen glitzerten, starrten sie zu Lucifer hinauf.
Ihr Fleisch hatte eine seltsame grüne Leichenblässe, und ihr schütteres weißes Haar fiel bis auf den Boden hinab. Unter ihren Mänteln aus Nessel war ihr Rücken verkrümmt und verwachsen, und jeder hatte drei Höcker. Unter ihren Roben hatten sie an den beiden Seiten der Höcker insgesamt sechs riesige Seraphenflügel.
Die Zwillinge waren Lucifers Superwissenschaftler. Genial und zu jeder Schandtat bereit.
Sie waren die Architekten seines abscheulichen Genforschungsprogramms. Tage wie Nächte verbrachten sie über die hypertechnischen
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