Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Roben sind hinter den Anzügen «, mahnte ihn St. Cartier ein letztes Mal.
Nick legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. Wenige Augenblicke später öffnete er das Fenster an seiner Seite und beugte sich hinaus.
»Was Adrian betrifft, da liegst du eindeutig falsch!«, schrie er, grinste und winkte.
St. Cartier sah mit Unbehagen, wie der silberne Jeep, eine Staubwolke hinter sich herziehend, im Dunst der Wüstenhitze Richtung Kairo die Straße hinunterschoss.
Wenn Nick De Vere sich beeilte, würde er gerade noch den letzten Flug nach Paris erwischen.
XIX
STURMWOLKEN AM HORIZONT
21 . Dezember 2021 Westliche Küste der Normandie,
Frankreich
A drian De Veres Sikorsky S- 76 Shadow flog auf die festungsähnliche Klostersiedlung Mont-Saint-Michel zu, die sich vor der Mündung des Couesnon aus dem Meer erhob. Adrian blickte verzückt auf die hoch aufragenden Abteigebäude mit ihrer gotischen Kathedrale, deren oberste Spitze, achtzig Meter über dem Meeresspiegel, von der goldenen Figur des Erzengels gekrönt wurde. Zwar war er schon öfter hierhin heimgekehrt, doch der märchenhafte Anblick brachte jedes Mal wieder eine Saite in ihm zum Erklingen.
»Du bist bereit …?«
Adrian sah zu dem Mann auf, den er kannte, seit er ein Teenager in Gordonstoun gewesen war. Während seiner ganzen Bildungsjahre war dieser Mann sein engster Vertrauter und geist-licher Berater gewesen.
»Das war ich immer.«
»Sobald das Siebte Siegel gebrochen ist, sind sie alle entbehrlich. Das weißt du.«
Adrian nickte. »Meine Brüder ahnen nichts. Die jüdische Hure, die als meine Mutter ausgewählt wurde, soll als Erste eliminiert werden.« Er sprach diese Worte ohne die Spur einer Gefühlsregung.
Kester van Slagel lächelte.
»Dein Vater erwartet dich.«
Adrian schaute hinab auf die mittelalterliche Abtei.
Dort unten, auf der Festungsmauer, sah er einen Mann, der Geige spielte, während seine schwarze Robe in den stürmischen Winden flatterte, die vom eisigen Nordatlantik herüberwehten.
Dort unten stand, das Gesicht in Ekstase zum sich verfinsternden Himmel über der Normandie gerichtet …
… Lorcan de Molay.
22 . Dezember 2021 Autobahn in der Normandie,
Frankreich
Nick drückte das Gaspedal hinunter.
Der metallicrote Aston-Martin-Leihwagen schoss über die A 84 , vorbei an den zu dieser Jahreszeit kahlen Feldern der Normandie. Er sprach eine Nummer in das Stimmerkennungssystem des Autos. Wie jeder Wagen in Reichweite von Satelliten der Europäischen Union war auch dieser per Uplink mit den Datenbänken des EU-Zentralcomputers in Brüssel verbunden. Dieser »Superrechner« bot unbeschränkten Zugang zu allen Internetservern, den persönlichen Daten von fünfhundert Millionen Bürgern und den globalen Satellitennetzwerken. Zudem zeichnete es innerhalb von Sekunden jede Auszahlung am Bankautomaten und jede Kreditkarten-Transaktion innerhalb der EU auf.
Die modulierte Roboterstimme antwortete zuerst auf Französisch, dann auf Englisch.
»Julia St. Cartier. Derzeitiger GPS -Standort: New Chelsea, London, King’s Road. Letzte Zahlung: Starbucks. Produkt: Vanilla Latte. Fettarm. Zitronenkuchen. Ein Stück. Kauf abgeschlossen vor zwei Minuten. Subjekt in Bewegung. Zu Fuß. Telefoniert.«
Nick grinste. Typisch Julia. Er drückte ihre »Shopping-History«. Dann lächelte er amüsiert. Erst 10 . 00 Uhr morgens in London, und sie war heute schon zweimal im Starbucks gewesen.
Julias Handy klingelte nur einmal, bevor sie den Anruf entgegennahm.
King’s Road –
New Chelsea, London,
England
»Hallo, Nick«, sprach Julia in ihr Headset. In der einen Hand hielt sie ihre Handtasche und die Zitronenschnitte, in der anderen den Vanilla Latte. Sie blickte auf ihr mobiles Display, das anzeigte, dass Nick sich laut GPS -Ortung irgendwo in der Normandie befand. »Du bist schon wieder zurück von Alexandria – und vermutlich auf dem Weg zu Adrian, oder?«
Nicks Gesicht erschien auf dem Mini-Bildschirm. »Ja, Schwesterherz, ungefähr fünfzig Kilometer vor Mont-Saint-Michel. Schmeckt der Latte?«
Julia runzelte die Stirn. Ihre teuren, maßgefertigten schwarzen Lederstiefel klackten über den Bürgersteig. Sie trug einen eng anliegenden anthrazitfarbenen Wollmantel, der ihre schlanke Gestalt betonte, einen Hut aus falschem Fuchspelz und eine große Chanel-Sonnenbrille, die ihr Gesicht unkenntlich machte. Sie ging mit langen, energischen Schritten die King’s Road hinab, sodass ihr blond
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