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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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starrte auf den hängenden Garten zwischen Himmel und Meer – dann blickte er hinauf zu dem blauen, pulsierenden Licht, das über dem Ozean schwebte.
    Sein Blick folgte gebannt dem Objekt, das sich langsam niedersenkte.
    Dann lächelte er. Rätselhaft und unergründlich.
     
    Nick ging durch das Schlafgemach hinüber zur Bibliothek, von wo aus man einen Blick auf den Westflügel und den Atlantik hatte.
    Er hielt vor einer Wand mit massiven Bücherregalen inne und ließ die Hand über die riesige Sammlung wertvoller Erstausgaben gleiten, als plötzlich im ganzen Flügel das Licht erlosch.
    Sogleich trat er wieder ans Fenster und sah hinaus auf den prächtigen Westflügel, der nun ebenfalls in Dunkelheit dalag.
    Wer mochte dieser besondere Gast sein, der, wie Beatrice gesagt hatte, im Westflügel wohnte? Ein Prinz? Adrian hatte kein Wort darüber verloren. Nick runzelte die Stirn.
    Zu seiner Rechten, auf der Terrasse des Westflügels, der sich direkt über dem Meer erhob, konnte Nick den Umriss einer Gestalt erkennen.
    Er hob seine Kamera und presste das Gesicht an das Fenster.
    Dort auf dem Balkon, unmittelbar am Rande der Terrasse, stand ein hochgewachsener, schlanker Mann in einer schwarzen Robe.
    »Ein Prinz? Nein. Eher ein Priester.«
    Er zoomte die Gestalt mit dem Teleobjektiv näher heran.
    Ja, definitiv ein Geistlicher. Ein Jesuit vielleicht?
    Das Gesicht des Mannes war in Ekstase zum Himmel gerichtet. Seine schwarze Soutane flatterte wild in den Atlantikwinden. Das schulterlange schwarze Haar peitschte ihm ums Gesicht.
    Nick starrte fasziniert durch die Linse seiner digitalen Spiegelreflexkamera.
    Der Priester ließ einen schlanken Bogen mit langen, leidenschaftlichen Strichen über die Saiten einer Geige gleiten. Nick riss sich los von dem Anblick. Er eilte zur anderen Seite der Bibliothek hinüber und öffnete die riesigen Erkerfenster. Von hier aus hatte er einen direkten Blick auf die Terrasse des Westflügels. Der Regen peitschte durch das Fenster, durchtränkte sein Haar und seine Kleidung.
    Nick kümmerte es nicht. Er vergaß sogar den Regen. Er konnte nur staunen.
    Der Klang einer einzelnen Geige, die im Sturmwind widerhallte.
    Unheimlich. Wundervoll. Ergreifend.
    Einzigartig.
    Wie gebannt sah er zu, wie die langen Finger des Priesters sich geschickt über das Griffbrett bewegten. Die Augen des Geigers waren in äußerster Verzückung geschlossen, seine Lippen bewegten sich lautlos zu der wunderbaren Melodie.
    Immer noch stand Nick in dem peitschenden Regen. Es war, als ob die Musik seine Seele in ihren Bann geschlagen hätte. Eine verlockende, hypnotisierende Musik. Dann hörte der Geiger ganz plötzlich mit seinem Spiel auf. Er wandte das Gesicht zur Seite, und das Licht von den Hubschraubern erhellte seine Züge.
    Nick drehte sich der Kopf. Irgendwie, auf eine seltsame, undefinierbare Weise, kam ihm dieses Gesicht bekannt vor. Auch wenn es seltsam vernarbt wirkte, war es dennoch beinahe schön zu nennen. Der Regen peitschte die hohen, feingeschnittenen Wangenknochen, die vollen, leidenschaftlichen Lippen.
    Der Mann in der schwarzen Robe senkte die Geige und wandte sich um, als spürte er etwas. Jemanden.
    Nick erstarrte. Er wusste, dass der seltsame Priester nun direkt in seine Richtung blickte.
    Plötzlich ließ der Fremde Bogen und Geige fallen und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, wie von einem heftigen Schmerz ergriffen. Dann sah er erneut zu Nick empor. Sein Gesicht wandelte sich von äußerster Qual zu wütendem Grimm.
    Es war der Priester auf St. Cartiers Fotografie.
    Nick knallte das Fenster zu, wich zurück und prallte gegen die Wand. Sein Atem ging flach, seine Gedanken rasten. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Nicholas De Vere das Gefühl, dem absoluten Bösen ins Gesicht geblickt zu haben.
    »Die Roben sind hinter den Anzügen.«
    Die Worte des alten Mannes hallten in seinen Ohren wider.
    »Einigen Legenden zufolge ist er der Teufel in Menschengestalt.«
    Es gab keinen Zweifel. Dort auf der Terrasse des Westflügels, rund fünfzehn Meter entfernt, stand Lorcan de Molay.
    Und er sah immer noch genauso aus wie auf dem Foto.
     
    Adrian ging durch den Salon zu seinem privaten Aufzug. Eine Minute später trat er aus den Kolonnaden auf den Innenhof des Kreuzgangs hinaus. Er beschirmte seine Augen mit der Hand gegen das Licht, das von oben kam.
    Das riesige, halbkuppelförmige Objekt, etwa sechzig Meter im Durchmesser, hing etwa dreißig Meter über dem Rasen. Adrian sah voll

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