SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
befindlichen Leute der Lenin, einschließlich ihres an Bord zurückgekehrten Kommandanten Yuri Pasow, von einem Erstaunen zu nächsten fallen.
Allen war es jedoch klar: „Boris“ konnte weit mehr vermitteln als bisher angenommen, mehr als wir alle seelisch und psychisch verkraften würden.
Es fehlte jedoch irgendetwas, um an die unbekannten Daten effektiv heranzukommen.
Es fehlte ein Schlüssel oder ein Passwort.
„Boris“ war bisher willig, zeigte Kooperation.
„Boris“ verwehrte seinen Transport aus dem Rumpf des UFO, hin zur Hubschrauberplattform der Lenin nicht.
„Boris“ stand anscheinend wehrlos auf dem nassen, von diversen Scheinwerfern ausgeleuchteten Landedeck.
Aus dem Schneegestöber heraus tauchten zwei starke weißgrelle Lichter auf und die Leute an Deck des Eisbrechers vernahmen den zunehmenden Lärm starker Rotoren.
„An alle Landemannschaften, Deck freimachen und Boris zum Abtransport vorbereiten. Feuerschutzleute, Achtung!“, erklangen die blechernen Anweisungen aus den Deckslautsprechern.
Die für dieses Manöver nicht zuständigen Leute verschwanden schnellstens aus der Gefahrenzone. Die Feuerwehrleute nahmen Deckung hinter den Schaumkanonen, die Landebesatzung hinter dem Roboter.
Das Dröhnen nahm zu, Windböen wirbelten Schneekristalle und Eismatsch auf.
Rotes Blinklicht erhellte in kurzen Abständen die Plattform, derer sich ein Haken an einem Stahlseil näherte.
„Boris“ wurde angepickt und entschwebte sogleich aus dem Blickfeld der ihm nachblickenden Leute.
Das rote Blinklicht glitt davon, der Rotorenlärm wurde aufgesogen vom ureigenen Geräuschpegel des Schiffes und dem Gesang des Windes.
Auf der Brücke der Lenin verfolgten diverse Augenpaare den Flug des Hubschraubers solange es die schwebenden Schneeflocken zuließen.
Eine Viertelstunde später erhielt Yuri die Nachricht aus der Funkkabine, dass der Roboter gut erhalten auf dem Flugfeld, mit der militärischen Bezeichnung XPP-41, eintraf.
Zu seiner Verladung an Bord einer Ilyushin IL-76 wurde diese bestens vorbereitet, um mögliches Verrutschen dieses Ladeguts auszuschließen.
Irgendwie tat „Boris“ dem Kommandanten Yuri leid.
Wieso, war ihm selbst nicht ganz klar, ging es doch nur um einen Roboter, mehr nicht.
Dreißig Minuten später erging vom Tower des Flugfeldes XPP-41 die Starterlaubnis an den Kommandanten der Ilyushin mit dem Okay für die Flugroute in Richtung Süden.
Noch mal zehn Minuten darauf wurde ein E-Mail auf abhörsicheren Satellitenkanälen an den Admiral auf der „ZAR PYOTR PERVY I“ sowie an eine Station weit im Süden transferiert, welche von dicken Betonbunkerwänden umbaut tief im sandigen Boden steckte.
Von niemandem sonst beobachtet nahm „Boris“ im Bauch der Ilyushin urplötzlich eine blaugrün schillernde, von dunkelgrünen, aderngleichen Auswüchsen durchzogene Gestalt einer riesigen Salatschüssel, trotz aller Befestigungsgurte, an und strahlte einen kurzen Impuls eines gerafften Textes, auf der Frequenz 390 Ghz, ins Weltall.
Sekunden später sah „Boris“ wieder aus wie „Boris“, eben genau zum selben Moment, in dem der Kopilot aus der Kanzel trat und die Tür zum bordeigenen WC öffnete, ohne etwas anderes als eben diesen Roboter gesehen zu haben.
Den alten chinesischen Spionagesatellit „CHINA-3“, 1975 in die Erdumlaufbahn geschossen, erwischte die 390-GHz-Ausstrahlung voll in seiner Empfangsantenne, was bei der Bodenstation in Xining unerklärlicherweise dazu führte, dass seine Empfangs- und Sendekapazität urplötzlich bei Null lag.
Das Empfangsgerät war zerborsten, zerplatzt wie eine Seifenblase, ebenso wie Teile des Satellitenkörpers dort oben in der eisigen Kälte des Alls.
Die Schockwelle warf die Reste des „China-3“ aus der Bahn und in den freien Fall der Erde entgegen, obwohl die verschreckten Techniker im Kontrollzentrum Xichang das Unheil abzuwenden trachteten.
Der „Blechsatellit“, oder das, was noch von ihm übrig war, reagierte auf keinerlei an ihn gesendete elektronische Steuerbefehle, verglühte Tage später in der Erdatmosphäre wie ein Komet, derweil Teile der Nukleartechnik irgendwo in den Pazifik klatschten und dort die Seetiere der Tiefe mit Kobalt verseuchten.
Nicht Ungewöhnliches.
MONTMATRE F-235
Der Fregattenkapitän Marcel Mureau, Kommandant der Fregatte Montmatre, erhielt eine dechiffrierte und absolut wichtige E-Mail-Anfrage vom Flottenkommando in Brest.
Seine dortigen Vorgesetzten wollten Aufklärung
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