SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
längsseits des Fischerbootes.
Mithilfe zweier hölzerner Pekhaken mit Edelstahlspitzen, welche in der Sonne glänzten wie poliertes Silber, hielten uniformierte Matrosen das Fischerboot in geringem Abstand zwischen den außenbords hängenden Plastikfendern und der eigenen Bordkante, heftige Stöße zwischen den Rümpfen vermeidend.
Der Kommandant hatte die Lage aus seiner Vogelperspektive des Leitstandes schon erkannt, denn seine Order bewirkte, dass zwei seiner Männer gemsengleich ins Fischerboot hinabsprangen, einer mit einem weißen Erste-Hilfe-Köfferchen bewaffnet, auf dessen Deckel Tarek den roten Halbmond erkannte.
„Mein Vater ist mit dem Kopf auf eine Ducht geschlagen und hat eine große Beule!“, rief er zum Leitstand hinauf.
„Keine Panik, die beiden Sanitäter kümmern sich um ihn. Wir haben beobachtet, was geschehen ist. Euer Heimathafen? Ich nehme an, Matruh, nicht wahr?“
„Matruh!“ Tarek bejahte kopfnickend.
Die Sanitäter waren der Meinung, dass es am besten wäre, Mohamed mitzunehmen und stationär an Land so schnell wie möglich zu behandeln, auch wegen seines fortgeschrittenen Alters. Das überraschte Tarek.
So höfliche Militärs?
Anormal!
„Und das, was du da vorhin ins Wasser werfen wolltest, das nehmen wir auch an Bord! Schau nicht so verwundert, unsere Ferngläser sind von bester Qualität, mein Junge!“
Tarek war verwirrt, doch gleich darauf konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen. So sagte er, obwohl er das eigentlich gar nicht so ausdrücken wollte: „Das Ding ist verschwunden, ins Wasser gefallen, glaube ich.“ Irgendwas stellte sich im Gehirn quer. Was wollten die Militärs mit einem Objekt, welches die Marineheinis nur durch ihre Ferngläser höchst ungenau hatten sehen können? Wusste der Kommandant des Schnellbootes mehr über das Kästchen als er selbst?
Der Kommandant schien ihm nicht zu glauben, denn er befahl den beiden Sanitätern sogleich im Boot nachzusehen, noch bevor sie Mohamed übersetzten.
Die Sanis fanden in dem schaukelnden Boot und den darin herumschwimmenden und schwabbernden Fischen nichts dergleichen, was wie ein kleiner Mauerstein aussah und ließen vorerst von der Suche, auf einen kurzen Befehl hin, ab.
Sie hoben und schoben mit Mühe Tareks Vater an Bord des Schnellbootes.
„Abschleppen können wir dich nicht, es würde euer Boot zerreißen. Wenn du in Matruh ankommst, werde ich dich erwarten und dann hoffe ich, mehr über euren Fang zu erfahren, Tarek.“
Während das Schnellboot unter mächtig aufschäumendem Wasser Fahrt aufnahm und das kleine Fischerboot heftig im Schraubenwasser hin und her schwoite, dachte Tarek erschrocken und einigermaßen verwundert: Woher kennt der Kommandant eines mir unbekannten Schnellbootes meinen Namen?
Und noch in diesen Gedanken vertieft, griff er zur Ruderpinne, schob den Fahrhebel bis zum Anschlag voraus und brachte sein Boot auf Kurs Richtung Matruh, während er feinen Wüstenflugsand zwischen den Zähnen knirschend zermahlte.
Ayers Rock
29. Mai
Noch vor Sonnenaufgang hatte einer der Anangus ein neues Lagerfeuer entfacht und Kaffee auf amerikanischer Art zubereitet. Es gab zwar kein königlich englisches Frühstück, doch frisches Spiegelei enormen Ausmaßes brutzelte in einer schwärzlichen Eisenpfanne.
Weiß Gott, woher das Ei kam.
Am vorherigen Abend jedenfalls gab es im Camp noch keines, wie der Doktor der Archäologie seinem Kollegen Professor Doktor Walter, der augenreibend im Zelteingang erschien, sich selbst gedanklich verklarte.
Am östlichen Firmament fand das tägliche Zauberspiel des rötlich-gelben und blauweißen Himmelstheaters statt.
Kleine Windwirbel in der Ferne ließen vergängliche Sandfeen entstehen.
Und irgendwo seitwärts zwischen mickerigen Büschen und Pflanzenbündeln vertrieben sich zwei Karnickel quiekend hin und her hoppelnd den Morgen. Ein Morgen zum Helden zeugen, auch für Kaninchen, so sah es aus.
Das Leben im Camp begann langsam, aber stetig. Mehr und mehr Gesichter, einige verschlafen, andere quicklebendig, gesellten sich samt der dazugehörenden Körper zu den am Feuer Versammelten.
Die Anangus bildeten eine, die beiden Europäer die andere Gruppe, zu der sie den Anführer einluden, da er der einzige Ur-Australier unter den Anwesenden war, mit dem man eine Unterhaltung in einem ansatzweise verständlichen Englisch führen konnte.
Die beiden Europäer hatten zwischen sich ausgemacht, ihren einzig zur Verständigung verfügbaren Aborigen Jo
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