SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Wir begreifen das nicht, denn es ist doch vom Ka-Tor so erdacht, dass es nie wieder dazu kommt, solange die neue Welt, also Samo-Des, von uns oder den Nachkommen bevölkert ist. Was ist passiert? Die Nachkommen sollten doch von Geburt an so programmiert werden, dass in ihren Gehirnen immer eine positive Einstellung zur Natur ...“
„Wenn es je so etwas gegeben hat, merkt man nach 40.000 Jahren fast nichts mehr davon. Das Universum vergisst genau so schnell wie ein Planet, dass es einmal Leben auf seiner Oberfläche gab.“
„Alles war umsonst, Jan?“
Ich fühlte mich echt beschissen. Was konnte ich darauf antworten? Diese Frage war tiefgreifender, als sie beim ersten Anhören schien.
Was sollte ich sagen?
Ja?
Nein?
„Jan, war alles umsonst? Haben wir die Geschicke, die Zukunft der neuen Welt nicht in die richtige Bahn lenken können?“, erreichte mich ihre weiche Stimme.
„Ich weiß es nicht, Mas-Un, wirklich, ich weiß es nicht. Man kann nur hoffen, die heutige Menschheit begreift noch rechtzeitig, dass man Geld, Beton und Glas schlecht verdaut und schnell an Unterernährung und Durst stirbt, dass allein die Pflege unserer Natur als einzige Lebensgrundlage das Überleben sichert.“
„Das hatten wir auch gehofft damals, bis es dann plötzlich spät, sehr sehr spät war!“
Ist es für uns auf Mutter Erde auch schon zu spät?
„Jan, um alles von Anfang an aufzuzählen, müssten wir in die dunklen Urzeiten Yot-Ras zurückblicken. Unsere Welt war, wie die neue, mehr eine Wasser- als Festlandwelt. Dreifünftel der Oberfläche des Planeten bestand aus ungenießbarem Wasser der Meere, mit Methangasen durchsetzt, da der Boden derselben großflächig aus Metanhydrat bestand, genauso wie das bei einigen verstreuten Festlandsockeln und Tiefseen in Samo-Des der Fall ist. Die zu Beginn große Anzahl von im Meer existierenden Lebewesen wurde in einer solchen Quantität gefangen und diente bei so vielen Völkern als die nahezu einzige und ausschließliche Nahrungsquelle, dass letztendlich ...“
„Aber Methan ist doch ein giftiges Gas, wie konntet ihr darin atmen?“, fragte ich dazwischen.
„Richtig, wir benötigen, wie hier auf Samo-Des, eine sauerstoffreiche Atmosphäre, denn unsere Lungen und Atemwege, Körperzellen und Muskeln sind den euren gleich. Man brachte Proben der Meeresböden an die Oberfläche, um diese für die Zukunft zu studieren. Und bei einem dieser Tauchgänge entdeckte man die So-Is, wie mir DRO 2, der Schieler , erzählte. Wenn ich das alles kurz zusammenfasse, fing der Zwist zwischen den Dogo, Einkwon, S-Eng und Jusul eigentlich erst so richtig an, nachdem die So-Is einen Platz im Rat einnehmen durften, nicht?“
Mas-Un antwortete: „Das ist sehr simpel gedacht. Es ist wie eine Tangente, die an einen Kreis trifft und diesen dann zum Rad macht. Was unsre Welt wirklich vernichtete, waren wir selbst, und damit meine ich speziell die Völker, welche technisch am fortschrittlichsten erschienen ...“
„Will heißen, die Völker kamen unterschiedlich in ihrer technischen und evolutionären Entwicklung voran, wie auf der Erde.“
„Genau so!“, meinte Istkoon, säuerlich lächelnd.
„Und welche Faktoren spielten dabei deiner Ansicht nach eine Rolle, Istkoon?“
„Die Hauptgründe lagen in verschiedenen Auslegungen der alten Schriften, die uns die 18 Götter hinterließen, also wie Religionen agierten. Ein anderer Grund stellte der Reichtum an Bodenschätzen und der Pri-s-Flora, die nach den vernichtenden Kriegen in einigen Gebieten sich stark dezimierten und somit die dort lebenden nur in geringer Menge Sauerstoff erzeugten. Dies wiederum führte zu Aufständen in den betroffenen Regionen, zu Gewaltanwendungen der jeweiligen Räte gegen das eigene Volk und die Schuldzuweisung an die anderen. Dies ging dann so weit, dass diverse Terrorkommandos versuchten, die Industrien, die Infrastruktur, die Wasserzufuhr und die Agrikulturen vernichtend anzugreifen.“
„Und sie haben das geschafft?“
„Nein, das ist offensichtlich. Niemand unternahm genug, um die Konflikte friedlich zu beenden. Es gab viele Politiker mit sehr kleinen Hirnen und persönlichen oder familiären Interessen. Alle Völker wurden unter sogenannten Demokratien regiert, jedenfalls auf dem Zettel, wie ihr sagen würdet. Bei wirklich wichtigen Fragen, die den Großteil eines Volkes betrafen, wie zum Beispiel neue Kampftruppen aufzustellen, unsere Hilfsroboter zu tödlichen Kampfmaschinen umzufunktionieren,
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