SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
zuerst, die Tiefe der Gräber, sie betrug nicht einmal 7 Zentimeter, die der Erwachsenen dagegen mehr als 45.
„Interessant, aus welcher Epoche mögen diese Gräber sein, was schätzt du?“
„Ich würde sagen 5.000 Jahre vor Christus, und du?“
„Nach dem, was wir aus anderen Gegenden kennen, vielleicht nach Christi, jedoch glaube ich nicht, dass zu dieser Zeit Kinder existierten, die nicht mehr Körperumfang aufwiesen als bei einer normalen Nordseescholle üblich. Irgendetwas passt da nicht zusammen, Silke, von so flachen Kindskörpern hat die Wissenschaft keine Kenntnis, glaube ich, es sei denn, die jetzt fehlende Abdeckplatte war drinnen konkav!“
„Und überall eingemeißelte Zeichen und Texte diverser Epochen. Scheußlich ist der Vandalismus der Spraydosengeneration, die vor nichts haltmacht und sogar hier oben wütet!“
Die beiden fachsimpelten noch eine Weile, versuchten die ebenfalls nahe der Gräber in den Fels gemeißelten Texte und Zeichen zu entschlüsseln, was natürlich wegen der Sprachschwierigkeiten nicht gelang, und setzten erst den Rundgang, dann den Abstieg fort, bis sie auf die mit Pinien bestandene Esplanade trafen, über die schon ihre Kletterpartie nach oben sie geführt hatte. Die beiden verfransten sich, drangen ein in einen fast vollständig überwucherten Pfad, welcher entgegen aller ihrer Vorsicht in ihnen einen Forscherdrang erweckte.
„Wohin mag dieser Pfad führen, Uwe?“
„Wenn ich das wüsste. Kamen wir nicht von dort links beim Aufstieg?“
„Versuchen wir es ein bisschen weiter?“, fragte sie mit verlockendem Klang in der Stimme.
„Nur zu, Fräulein Hinze, ich hoffe nur, dass uns die Zweige und Äste nicht das Fell über die Ohren ziehen und wir uns zusätzlich noch verlaufen.“
„So, so, Herr Krauser, Angst vorm Verlaufen. Brauchst doch nur den Felsen runterspringen und am Strand dort unten landen, dann weißt du, wo du bist!“
Während dieses kleinen sprachlichen Scharmützels hatten sie eine beträchtliche Strecke geschafft. Zweige, Äste und alle möglichen Schlingpflanzen versuchten anscheinend mit vereinten Kräften, ein weiteres Vorankommen der beiden Menschen zu verhindern.
Oder sollte es eine Warnung seitens der Flora sein, nicht weiter ins Ungewisse vorzudringen, welche vom supermodernen Homo Sapiens nicht verstanden wurde?
Der junge Spanier, der sie im Gestrüpp seitlich verschwinden sah, dachte noch: Diese Giris, wohin wollen die denn?
Er schüttelte dann aber nur den Kopf und setzte den Abstieg fort, vergaß schon bald die beiden Ausländer, die man teilweise, hier im Lande der Katalanen, abschlägig kurz als „Giris“ bezeichnet, wobei das normale abwertende Nord-Südgefälle umschlägt in ein Süd-Nordgefälle.
Einen Nord-Giri erkannte der Einheimische zum Beispiel an den Socken in Sommersandalen, zu denen rot verbrannte Beine in Shorts gehören, an dunkelroten Hautfetzen, eingerahmt von weißer Haut, die den Umrissen der vor der Sonneneinwirkung geschützten Partien entspricht, sowie an unverständlichen Worten, die den Einheimischen lautstark um die Ohren geknallt werden, je lauter und je öfter, desto besser. Muss doch der Einheimische verflucht noch mal verstehen, was man von ihm will, denn schlussendlich redet man doch ein vorzügliches Englisch, Deutsch, Flamisch oder was auch immer.
In diesem Giri-Fall waren es Alemanes, wie es dem Spanier nach ein paar gehörten Worten schien.
Und im Allgemeinen wissen die schon, was sie tun.
Oder etwa nicht?
Biscaya
31. Mai
„Hier Norddeich Radio, Norddeich Radio, an alle deutschen Seefunkstellen. Norddeich Radio ruft die NORDSTRAND, Delta-Hotel-Hotel-Alfa, die WARBURG, Delta-Delta-Yankee-Uniform, und die ATLANTE, Delta-Delta-Golf-Hotel, Seegespräch. Wir hören auf ...“
Jan wurde vom Anruf auf der Frequenz 2649 von der Betrachtung der an der Backbordseite vorbeiziehenden französischen Küste und der Insel Ushant abgelenkt und ging in das Kartenhaus, genau in dem Augenblick, als der Kapitän die Brücke betrat.
Wachwechsel.
„Kapitän, wir stehen auf der Liste von Norddeich Radio, übernehmen Sie?“, überfiel Jan seinen Kapitän bevor der sich akklimatisieren konnte.
Gert Bau nickte leicht, um sogleich zu fragen:
„Steuermann, wo stehen wir und wie geht’s dem Matrosen und Ihnen? Was sagt der Doktor Zwolle zu allem?“
„Umrunden gerade Ushant mit neuem Kurs von rechtweisend 203 Grad, von Steuerbord kommt ein Tanker, Peilung steht, Abstand 11 Seemeilen, das GPS
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