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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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weißt“, warf der „Dünne“ unterbrechend dazwischen, worauf Mamoud erwiderte: „Warum sollten wir unsere Ahnen verleugnen? Wenn es schon dort auf dem Papier steht, wird es stimmen. Abgesehen davon hat das alles doch wohl nichts mit der unglücklichen Fangreise zu tun.“
    Der „Araber“ führte das Gespräch fort mit den Worten: „Du überraschst mich schon wieder, es wäre jedoch angebracht, meine Fragen werden mit Ja oder Nein beantwortet. Wenn ich eine Erklärung brauche, sage ich es vorher. Solch lange und einigermaßen kluge Reden hatte ich von einem Fischerjungen nicht erwartet. Da wir nun so schnell klare Linien abgesteckt haben, schlage ich vor, wir kommen zum wichtigen Punkt unseres Hierseins.“
    Er legte die Akten auf den Tisch und sah in die Runde.
    Kein Widerspruch.
    Der „Europäer“ ließ seine graublauen Augen hin und her wandern, sagte aber kein Wort. Vielleicht versteht er kein Französisch , dachte David, dem die Sprachlosigkeit des Mannes langsam, aber sicher unheimlich wurde.
    „Hunde, die bellen, beißen nicht.“ Dieses Sprichwort kannte er noch aus der Schule. Aber Hunde, die nicht bellen, beißen die umso kräftiger?
    „Ich glaube, wir werden so schnell nicht hier rauskommen“, hörte David plötzlich seinen Bruder leise in Somali an seiner Seite flüstern.
    Der Europäer schüttelte den Kopf mit sanftem Lächeln.
    Davids Unterarmhärchen stellten sich auf und ein leichtes Kribbeln fuhr ihm über den Rücken.

M/S Atlante
    1. Juni, Mitternacht
     
     
    Wieder Hundewache. Jan kam recht unausgeschlafen und mit wackligen Beinen auf die Brücke, nachdem er die sechs Kranken, so gut er konnte, versorgt hatte. Unter den Fiebernden gehörte nun auch noch, zu allem Übel, der Bordarzt Herr Gustav Zwolle, der versuchte, ihn, so gut er in seiner Situation konnte, einzuweisen. Somit ruhte alles auf Jans und des Kapitäns Schultern.
    Die Atlante machte unterdessen gute Fahrt in der hohen achterlichen Atlantikdünung.
    Die „Korkenzieherbewegungen“ des Schiffes hatten jedoch nicht dazu beigetragen, eine angenehme Nacht in einer Koje zu verbringen.
    Der „Alte“ übergab die Wache seinem Ersten Offizier. „Steuermann, beschissene Schaukelei, schalten Sie das mal auf Ihrer Wache ab.“
    „An Steuerbord voraus sehen Sie ein Hecklicht von einem, der uns vor einer halben Stunde überholt hat. An Steuerbord achteraus ein Mitläufer, der etwas schneller ist als wir. Unser Kurs immer noch rechtsweisend 213 Grad. Ich wünsche eine gute Wache, und wenn Sie nicht mehr können, rufen Sie mich sofort.“
    Nach dieser kurzen Ansprache an seinen Untergebenen verließ er die Brücke, verhalten gähnend.
    „Gute Ruhe!“, antwortete der Steuermann schwach.
    Jan betrat aus der fast dunklen Brücke das hinten liegende Kartenzimmer durch einen grünen, schwer herabhängenden Vorhang, streckte eine Hand zur Scherenlampe aus und betätigte deren Lichtschalter.
    Rötliches Licht erleuchtete die auf dem Kartentisch ausgebreitete, dem Seegebiet entsprechende Seekarte. Schon allein das Betätigen des verfluchten Schalters wurde zum Kraftakt für den Mate.
    Anhand der Decca- und GPS-Koordinaten hatte der Kapitän die 24.00-Uhr-Position in die Karte eingetragen.
    Jan vergewisserte sich der Position via Gegenprobe, die mitnichten eine Vertrauensfrage gegenüber einem Vorgesetzten ist, sondern reine Routine.
    Alles okay.
    Lampe ausschalten und durch den Vorhang wieder zurück ins Ruderhaus.
    Auf der UKW/VHF-Frequenz des Sicherheitskanals 16 fand mal wieder die allnächtliche Sauerei statt.
    Frustrierte Wachoffiziere krähten, krakelten oder emittierten alle möglichen Geräusche auf einer Frequenz, welche ausschließlich zum Anrufen von Funkstellen und Absetzen von Notrufen bestimmt war.
    Es mussten Offiziere sein, die diese Frequenz missbrauchten, denn Mannschaftsgrade würden es kaum wagen, ohne Erlaubnis ein VHF zu bedienen.
    Dummes Geschwätz oder eben mehr oder weniger tierische Geräusche können verhindern, einen Notruf mitzubekommen, bei dem es sehr oft um Menschenleben geht.
    Jan hasste diese sabbernden Halbidioten über alle Distanzen hinaus.
    Und heute mehr als sonst.
    Er schob seinen Hintern keuchend und schwitzend hinauf zum Kommandantensitz auf der Steuerbordseite des Ruderhauses, warf einen kurzen Blick achteraus.
    Der Überholer war nahe dran. Seine zwei weißen, übereinanderstehenden und das rote Backbord-Seitenlicht gaben Auskunft über den parallelen Kurs des anderen Schiffes.
    Jan richtete

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