Soko Mosel
»Airport?«
Lorenz nickte.
Sie fuhren die ersten Meter hinter dem mit aufgeblendetem Licht rückwärts fahrenden Auto hinterher.
Nach einer Viertelstunde hob der Fahrer vor dem Terminal Lorenz’ Gepäck aus dem Kofferraum. Lorenz verstaute das Päckchen neben Isabelles Urne in der Reisetasche.
Den Leihwagen zahlte er mit Waldes Kreditkarte. Mit dem Jaguar fuhr er in Richtung französische Grenze.
Ein ungewohntes Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken.
Lorenz schaute sich im Wagen um. Da war es wieder. Es kam aus seiner Jacke. Das Handy klingelte.
*
Bob schnallte sein Rad auf dem Dachgepäckträger fest. Er wurde durch Scheinwerfer geblendet. Ein schwarzer Mercedes schoss heran. Er kam knapp hinter seinem Wagen zum Stehen. Die Türen sprangen auf, und vier Männer stürmten heraus. Einer hielt etwas Glänzendes in der Hand, es sah aus wie eine Pistole.
Bob schaute sich um, für eine Flucht war es zu spät. Mehrere Gedanken schossen gleichzeitig durch seinen Kopf. Hatte FARMERS ihn für eine krumme Sache benutzt? Der Motorradfahrer war ihm schon verdächtig vorgekommen. Steckte etwa die Mafia hinter der Sache mit den vier Paketen? Womöglich hatten sie Drogen zum Inhalt. War das hier ein Kommando, das ihn erledigen sollte?
»Keine Bewegung, Hände aufs Dach«, schrie eine Stimme.
Bob tat wie befohlen.
Sogleich war einer der Männer hinter ihm und tastete ihn am ganzen Körper ab.
»Hände runter!«
Bob spürte das kalte Metall der Handschellen, die sich um seine Gelenke schlossen.
Einer der Männer nahm den Rucksack aus dem Wagen. Er klappte die Laschen auf und und langte mit der Hand hinein.
Grabbe stand tatenlos daneben. Er bemerkte, dass da etwas um sie herum faul war. Die LKA-Leute waren mit Bob und der Durchsuchung des Autos beschäftigt. Da huschten Gestalten …
»Hänn and Loucht, haalt op mat den Dommhëeten!« Die Stimme dröhnte stark verzerrt über Megaphon.
Jemand packte ihn von hinten und riss ihn zu Boden. Grabbe stöhnte laut auf. Um ein Haar hätte er sich vor Schreck eingenässt. Zwischen Springerstiefeln hindurch sah er von allen Seiten Polizisten in Kampfanzügen aus der Dunkelheit auftauchen.
*
Harry überholte vor dem Eingang des Altenheims die beiden Träger mit dem Metallsarg. Sie sollten Wieckmanns Leiche zur Obduktion in die Gerichtspathologie bringen. Im Autositz überfiel Harry eine bleierne Müdigkeit. Er brauchte dringend einen starken Kaffee.
Sein Telefon läutete. Hoffentlich war das nicht schon wieder Stiermann, der ihn vor ein paar Minuten dringend ins Präsidium beordert hatte.
»Ja? Mosel 8.«
»Harry, bist du es?«
»Hallo, Doris.«
»Entschuldige, dass ich dich störe. Hast du etwas von Walde gehört?«
»Nein, noch nicht, aber ich hab eine Ahnung.«
Harry startete den Wagen. »Ich kann aber leider im Moment nicht dahin, ich muss mit dem Präsidenten nach …«
»Dann mach ich es«, sagte Doris.
»Viel zu gefährlich! Wenn mein Verdacht stimmt, sind bereits zwei Leute in dem Haus verschwunden. Deshalb will ich auch nicht die Schupo einschalten.«
»Dann mach doch selbst etwas!«, drängte Doris, sie klang jetzt ziemlich hysterisch.
»Ich weiß, das hört sich jetzt bescheuert an, aber ich kann im Moment nicht.«
»Dann sage mir, wo es ist und ich … ich nehme Jo mit.«
»Das kann ich nicht, sonst passiert euch auch noch was.«
»Bitte, Harry, wir werden vorsichtig sein.«
»Das ist wirklich bescheuert, was hier abläuft.« Harry seufzte. »Okay, aber du musst mir versprechen, vorsichtig zu sein. Das Haus liegt etwas außerhalb, nicht so leicht zu finden. Ich komme so bald wie möglich nach.« Er gab ihr die Adresse.
*
»Hallo, Marie, entschuldige, dass ich so spät …«
»Du störst überhaupt nicht, hast du schon was von Walde gehört?«
»Deshalb rufe ich an, es könnte sein, dass ihm …« Doris’ Stimme stockte, »dass ihm etwas zugestoßen ist. Harry hat mir eine Adresse gegeben, aber ich sollte da nicht alleine … und da wollte ich Jo fragen.«
»Geht in Ordnung, ich komme auch mit.«
»Marie …«
»Walde ist auch mein Freund.«
Doris steckte den Zettel mit der Adresse, eine Taschenlampe und die kleine Dose Reizgas, die sie sich letzten Sommer gekauft hatte, ein. Aus gutem Grund verzichtete sie seit der Zeit auf ihr Pfefferdöschen.
Sie traf als erste am Brunnen auf dem Dorfplatz ein, den sie mit Marie und Jo als Treffpunkt vereinbart hatte. In einem gläsernen Bushäuschen vertrieben sich ein paar Jugendliche die Zeit mit
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