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Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Fadi ungerührt. »Diese neumodischen Hosenkleider sind eine Katastrophe, damit vertreibt man noch den letzten Verehrer!« Sie verzog angewidert ihr hübsches Gesicht.
    Ruckartig stand Isabelle auf. Ihre Brust bebte, als sie ihrem aufgestauten Unmut Luft machte. »Ich habe diese ewigen Diskussionen so satt! Worum geht es hier eigentlich? Wir trinken Kaffee, wir sprechen über Sekt und Champagner, als ob wir den Rosenball oder das Frühlingsfest der Unternehmer organisierten! Wir machen uns Gedanken über Kleidung und die Presse. Nur über eines reden wir nicht: das Radfahren! Dabei ist das doch das Einzige, das zählt.«
    »Genau!«, ertönte es fremd und zugleich altbekannt hinter ihr.
    Alle Köpfe fuhren zur Tür herum.
    » Josefine? «
    Einen Moment lang glaubte Isabelle, vom Schlag getroffen zu sein. Wie verändert Josefine aussah! So erwachsen und älter, als ihr tatsächliches Alter es vorgab. Die letzten zwei Jahre – oder waren es drei? – mussten sehr anstrengend für sie gewesen sein. Ein Leben hinter Gittern, während sie, Isabelle, von einem Ball zum nächsten getanzt war. Und keinen Gedanken an die alte Freundin verschwendet hatte …
    Isabelle wurde von einer heftigen Welle schlechten Gewissens überspült. Mit wackligen Knien ging sie auf die Tür zu.
    »Du bist zurück?«, fragte sie so leise, dass es nur Jo hören konnte.
    Josefine nickte. »Schon seit einer Woche. Clara hat mir von deinem Verein erzählt. Ich bin gekommen, sobald ich konnte.«
    Der Geruch nach billiger Kernseife und altem Wollstoff kratzte in Isabelles Nase, als sie Josefine steif umarmte. Im nächsten Moment wandte sie sich wieder der Versammlung zu.
    »Darf ich vorstellen – meine alte Freundin Josefine!«, sagte sie in gekünstelt fröhlichem Ton. Sie räusperte sich, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. »Jo ist schon Veloziped gefahren, da wussten die meisten von uns noch nicht einmal, wie man das Wort schreibt …« Ihr Lachen, das folgte, war noch gekünstelter.
    Statt der erwarteten fröhlichen Reaktion erntete sie skeptische, teilweise auch feindselige Blicke.
    » Das soll eine Freundin von dir sein?«, fragte Irene mit hochgezogenen Augenbrauen. »Und ich dachte schon, eine eurer Fabrikarbeiterinnen habe sich hierherverirrt.«
    »Irene!«, sagte Isabelle wütend. Musste Adrians Schwester mit ihrer arroganten Art Josefine so verletzen?
    Josefine jedoch lächelte. »Sie haben völlig recht, im Augenblick bin ich tatsächlich eine Fabrikarbeiterin.« Sie zuckte gleichgültig die Schultern, als wollte sie sagen: Denkt doch, was ihr wollt! Isabelle konnte sie für ihre selbstbewusste Art nur bewundern.
    »Doch bald werde ich als Mechaniker beschäftigt sein, denn das Arbeiten auf technischem Gebiet ist meine Stärke. Ich würde außerdem gern Mitglied in Ihrem Verein werden.«
    »Das ist gar kein Problem, wir freuen uns über jedes neue Mitglied«, sagte Isabelle eilig. Sich für Josefine einzusetzen war das Mindeste, was sie für die alte Freundin tun konnte!
    »Und ob das ein Problem ist, liebe Isabelle«, sagte Irene eisig. »Wir freuen uns eben nicht über jedes neue Mitglied. Unsere Statuten besagen, dass wir nur Mitglieder aus der gehobenen Gesellschaft aufnehmen. Ein eigenes Velo ist eine weitere Voraussetzung. Deine … Freundin sieht jedoch aus, als würde sie weder die eine noch die andere Bedingung erfüllen.«
    »Ich muss mich auch sehr über dich wundern, Isabelle, immerhin gehörst du zu den Verfasserinnen unseres Regelwerks«, sagte nun auch Melissa. »Wir können doch nicht jede Dahergelaufene aufnehmen!«
    »Das sehe ich genauso«, fügte Chloé hinzu. »Wie heißt es noch? ›Es prüfe, wer im Verein sich binde, dass Dame nur zu Dame finde.‹ Heute ist es diese Person hier, morgen tanzt meine Köchin an und will Mitglied werden.«
    Schrilles Lachen ertönte, unter dem Josefines Selbstbewusstsein zu schwinden begann.
    »Nun beruhigt euch wieder«, sagte Luise Karrer. »Die junge Frau ist Isabelles Gast – behandeln wir sie also mit der gebotenen Höflichkeit. Über alles andere können wir ein andermal beraten, obwohl ich sagen muss, dass ich euren Standesdünkel völlig überzogen finde. Wollen wir uns nicht erst einmal anhören, warum es der jungen Frau, deren Namen wir noch nicht einmal kennen, so wichtig ist, bei uns Mitglied zu werden?«
    »Als ob das jemanden interessiert«, schnaubte Irene und begann gelangweilt in einer Radsportzeitschrift zu blättern.
    Isabelle warf Luise einen

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