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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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Kleidung sei bescheuert.«
    »Sie hat gesagt, deine Kleidung sei bescheuert?«, wiederhole ich fassungslos. »Sie hat allen Ernstes gesagt, sie sei bescheuert ?«
    Annie nickt. »Ja. Und als sie neulich nicht da war, habe ich versucht, mit Dad darüber zu reden. Ich dachte, er würde es verstehen. Ich dachte, er hätte es, na ja, kapiert. Aber als ich an dem Abend von der Bäckerei nach Hause gekommen bin, bin ich ins Bad gegangen, und da, genau auf der Ablage – in meinem Bad – lag eine silberne Halskette, die er Sunshine gekauft hatte, mit einer Notiz, die er ihr geschrieben hatte, auf der stand: › Es tut mir leid, dass Annie dich mit dem, was sie gesagt hat, verletzt hat. Ich werde mich darum kümmern. Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst. ‹«
    Ich starre sie an. »Er hat ihr von dem Gespräch erzählt, das du mit ihm geführt hast?«
    Annie nickt. »Und dann hat er ihr ein Geschenk gekauft«, sagt sie. Sie spuckt das Wort aus, als hätte es einen schlechten Geschmack. »Ein Geschenk . Damit es ihr besser geht. Und was tut sie? Sie lässt das Geschenk in meinem Bad liegen, wie aus Versehen. Aber ich weiß, was sie getan hat. Sie hat versucht, mir zu zeigen, dass Dad ihr immer den Vorzug vor mir geben wird.«
    »Ich bin sicher, das stimmt nicht«, murmele ich. Aber natürlich stimmt es. Sunshine klingt nach einer manipulativen Hexe. Und das soll mir recht sein, solange sie meinen Exmann manipulieren will. Ich will schon lange nichts mehr von ihm, und offen gestanden, hat er es verdient, auch einmal derjenige zu sein, der manipuliert und benutzt wird. Aber ich ziehe die Grenze bei einer Frau, die es darauf anlegt, ein zwölfjähriges Mädchen zu verletzen. Und wenn dieses zwölfjährige Mädchen meine Tochter ist, dann sehe ich rot. »Und was hat dein Dad dazu gesagt?«, frage ich Annie. »Hast du ihm erzählt, dass du die Halskette gefunden hast?«
    Sie nickt langsam und sieht zu Boden. »Er hat gesagt, ich soll nicht in Sunshines Sachen stöbern«, sagt sie. »Ich habe versucht, ihm zu sagen, dass sie sie in meinem Bad liegen gelassen hat, aber er hat mir nicht geglaubt. Er hat gedacht, ich hätte, na ja, ihre Handtasche durchwühlt oder so.«
    »Verstehe«, sage ich angespannt. Ich hole einmal tief Luft. »Okay. Hör zu, Schatz, erstens einmal ist dein Vater offenbar nicht mehr ganz bei Trost. Es gibt keinen Grund auf der Welt, irgendjemandem den Vorzug vor dem eigenen Kind zu geben. Und schon gar nicht einem Biest namens Sunshine.«
    Annie blickt schockiert. »Hast du sie eben ›Biest‹ genannt?«
    »Ich habe sie eben ›Biest‹ genannt«, bestätige ich. »Denn das ist sie offensichtlich. Und ich werde mit deinem Vater über diese Sache reden. Ich weiß, es ist für dich nicht leicht zu verstehen, aber bei dieser ganzen Geschichte geht es gar nicht um dich. Es geht darum, dass dein Vater unsicher und dämlich ist. Ich garantiere dir, spätestens in einem halben Jahr wird Sunshine von der Bildfläche verschwunden sein. Glaub mir, die Interessen deines Dads sind allenfalls flüchtig. Aber bis dahin gibt es keine Entschuldigung dafür, dass er dich so behandelt oder zulässt, dass irgendeine Tussi dich so behandelt. Und ich werde mich darum kümmern. Okay?«
    Annie starrt mich an, als sei sie sich nicht sicher, ob sie mir glauben soll. »Okay«, sagt sie schließlich. »Du wirst wirklich mit ihm reden?«
    »Ja«, sage ich. »Aber dass du mir die Schuld an allem gibst, Annie? Das muss aufhören. Ich weiß, dass du aufgebracht bist. Aber ich bin nicht dein Blitzableiter.«
    »Ich weiß«, murmelt sie.
    »Und die Scheidung war nicht meine Schuld«, sage ich. »Dein Dad und ich haben uns einfach entliebt. Das beruhte ganz auf Gegenseitigkeit. Okay?« Ehrlich gesagt, hatte ich nicht das Gefühl, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte. Vielmehr hatte ich das Gefühl, zehn Jahre lang als Fußabstreifer benutzt worden zu sein, und irgendwann hatte ich das erkannt und beschlossen, es mir nicht länger bieten zu lassen. Und dann stellte sich heraus, dass der Mensch, der mich all die Jahre mit Füßen getreten hatte, nicht sehr begeistert davon war, dass sein Fußabstreifer etwas Selbstachtung entwickelte. Aber all das muss Annie gar nicht wissen. Ich will, dass sie ihren Vater weiterhin liebt, auch wenn ich es nicht mehr tue.
    »Das hat Dad auch nicht gesagt«, murmelt Annie mit gesenktem Blick. »Dad und Sunshine.«
    Ich schüttele ungläubig den Kopf. »Was haben Dad und Sunshine denn dann gesagt?«
    »Nur

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