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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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geöffnet?«
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Natürlich, Gavin«, sage ich. »Komm herein. Was kann ich für dich tun?«
    Er blickt unsicher, während er an die Theke tritt. »Bist du sicher?«, fragt er. »Ich kann morgen wiederkommen, wenn …«
    »Nein, nein«, unterbreche ich ihn. »Entschuldige. Annie und ich haben uns nur eben … unterhalten.«
    Gavin schweigt kurz und lächelt mich an. »Meine Mom und ich haben uns auch oft unterhalten, als ich in Annies Alter war«, sagt er leise. »Ich bin sicher, meine Mom hatte immer ihre helle Freude daran.«
    Ich muss unwillkürlich lachen. In dem Augenblick kommt Annie wieder aus der Backstube zum Vorschein. »Ich habe Ihnen einen Kaffee gebracht«, erklärt sie Gavin, bevor ich irgendetwas sagen kann. »Aufs Haus«, ergänzt sie. Sie wirft mir einen Blick zu, als wollte sie mich herausfordern, ihr zu widersprechen. Sie weiß nicht, dass ich Gavin für nichts etwas berechnet habe, seit er mit den Arbeiten an unserem Cottage fertig ist.
    »Na, danke schön, Annie. Das ist sehr großzügig.« Gavin nimmt den Kaffee von ihr entgegen. Ich beobachte, wie er die Augen schließt und den Duft einatmet. »O Mann, das riecht aber köstlich.«
    Ich sehe ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, denn ich nehme an, er weiß genauso gut wie ich, dass der Kaffee seit ungefähr zwei Stunden auf der Wärmeplatte stand und alles andere als frisch ist.
    »Mr Keyes«, beginnt Annie, »Sie, na ja, helfen doch anderen Leuten und so, oder?«
    Gavin blickt verdutzt. Er räuspert sich und nickt. »Na klar, Annie, ich denke schon.« Er hält kurz inne und sieht zu mir hinüber. »Und du kannst mich Gavin nennen, wenn du willst. Äh, du meinst, ich helfe anderen Leuten, weil ich Handwerker bin? Weil ich Sachen repariere?«
    »Egal«, sagt sie wegwerfend. »Sie helfen anderen Leuten, weil es das Richtige ist, oder?« Gavin wirft mir noch einen Blick zu, und ich zucke mit den Schultern. »Jedenfalls«, fährt Annie fort, »wenn irgendetwas verloren gegangen ist und das jemandem einfach keine Ruhe lässt, dann würden Sie ihm doch sicher helfen wollen, es zu finden, oder?«
    Gavin nickt. »Na klar, Annie«, sagt er langsam. »Niemand verliert gern etwas.« Er wirft mir noch einen Blick zu.
    »Das heißt, na ja, wenn jemand Sie bitten würde, ihm zu helfen, ein paar Verwandte wiederzufinden, die er verloren hat, dann würden Sie ihm doch helfen, oder?«
    »Annie«, sage ich warnend, aber sie achtet gar nicht auf mich.
    »Oder würden Sie es, na ja, einfach ignorieren, wenn Sie um Hilfe gebeten werden?« Sie sieht mich scharf an.
    Gavin räuspert sich wieder und sieht mich an. Ich weiß, dass ihm bewusst ist, dass er ungewollt in unseren Streit hineingezogen wurde, auch wenn er keine Ahnung hat, worum es eigentlich geht. »Na ja, Annie«, sagt er langsam, während er wieder zu ihr zurücksieht, »ich nehme an, ich würde versuchen zu helfen, sie zu finden. Aber es kommt wirklich auf die Situation an.«
    Annie dreht sich mit triumphierender Miene zu mir um. »Siehst du, Mom? Mr Keyes kümmert sich, auch wenn du es nicht tust!« Sie schnellt herum und verschwindet wieder in die Backstube. Ich schließe die Augen und höre, wie eine Metallschüssel auf die Arbeitsplatte geknallt wird. Als ich die Augen wieder aufschlage, sieht Gavin mich besorgt an. Unsere Blicke treffen sich kurz, und dann wenden wir uns beide um, als Annie wieder von hinten auftaucht.
    »Mom, der Abwasch ist erledigt«, sagt sie, ohne mich anzusehen. »Ich gehe jetzt zu Dad, okay?«
    »Viel Spaß«, sage ich tonlos. Sie verdreht die Augen, schnappt sich ihren Rucksack und stapft davon, ohne noch einmal zurückzusehen.
    Als ich Gavin wieder in die Augen sehe, ist mir sein sorgenvoller Blick unangenehm. Ich will nicht, dass er – oder irgendjemand sonst – sich Sorgen um mich macht. »Entschuldige«, murmele ich. Ich schüttele den Kopf und versuche beschäftigt auszusehen. »Also, was kann ich dir anbieten, Gavin? Ich habe hinten ein paar Muffins, ganz frisch aus dem Ofen.«
    »Hope?«, sagt er nach einer Pause. »Ist alles okay mit dir?«
    »Es geht mir gut.«
    »So siehst du nicht aus«, sagt er.
    Ich blinzele und weiche seinem Blick weiterhin aus. »Ach nein?«
    Er schüttelt den Kopf. »Es ist dein gutes Recht, aufgebracht zu sein, weißt du«, sagt er.
    Ich muss ihn scharf angesehen haben, ohne es zu meinen, denn auf einmal errötet er und sagt: »Entschuldigung. Ich wollte nicht …«
    Ich hebe eine Hand. »Ich weiß«,

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