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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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ihnen.«
    »Partner?«, frage ich. Ich beschließe, lieber nicht zu erwähnen, wie sehr es mich verletzt, dass mir die Möglichkeit, einen Anteil an meinem eigenen Familienunternehmen zu bekommen, wie ein Geschenk angeboten wird. »Heißt das, ich müsste das Geld aufbringen, um einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises von der Bank zu übernehmen?«
    »Ja und nein«, sagt er.
    »Das habe ich nämlich nicht, Matt.«
    »Ich weiß.«
    Ich starre ihn an, während ich darauf warte, dass er fortfährt.
    Er räuspert sich. »Was, wenn du dir etwas Geld von mir leihen würdest?«
    Meine Augen weiten sich. »Was?«
    »Es wäre eine Art Geschäftsvereinbarung, Hope«, fügt er rasch hinzu. »Ich meine, ich habe das Geld. Wir könnten zum Beispiel sagen fünfundsiebzig Prozent Eigentum für dich. Fünfundzwanzig für mich. Und du bezahlst mir jeden Monat einfach, was du eben kannst. Wir könnten einen Teil der Bäckerei in deiner Familie behalten …«
    »Das kann ich nicht«, sage ich, bevor ich auch nur die Gelegenheit hatte, es in Betracht zu ziehen. Die Bedingungen, die damit verknüpft wären, würden mir die Luft zum Atmen nehmen. Und sosehr ich die Vorstellung auch verabscheue, dass Fremde den Großteil meiner Bäckerei besitzen, ist der Gedanke noch schlimmer, auch Matt könnte als Eigentümer an ihr beteiligt sein. »Matt, das ist ein wirklich nettes Angebot, aber ich kann unmöglich …«
    »Hope, ich bitte dich nur, darüber nachzudenken.« Er spricht schnell. »Da ist gar nichts dabei. Ich habe das Geld. Ich suche sowieso nach einer Investitionsmöglichkeit, und dieser Laden ist eine Institution in der Stadt. Ich weiß, dass du das Ruder bald herumreißen wirst, und …«
    Seine Stimme verliert sich, und er sieht mich hoffnungsvoll an.
    »Matt, das bedeutet mir sehr viel«, sage ich leise. »Aber ich weiß, was du da tust.«
    »Was denn?«, fragt er.
    »Almosen«, sage ich. Ich hole einmal tief Luft. »Du hast Mitleid mit mir. Und das weiß ich zu schätzen, Matt, wirklich. Es ist nur – ich brauche dein Mitleid nicht.«
    »Aber …«, beginnt er, doch ich schneide ihm wieder das Wort ab.
    »Hör zu, ich werde allein untergehen oder schwimmen, okay?« Ich halte kurz inne und schlucke schwer, versuche zu glauben, dass ich hier das Richtige tue. »Und vielleicht werde ich ja wirklich untergehen. Vielleicht werde ich alles verlieren. Vielleicht werden die Investoren zu dem Schluss kommen, dass dieser Laden nichts wert ist.« Ich hole einmal tief Luft. »Aber wenn das passiert, dann soll es vielleicht einfach so sein.«
    Seine Miene verdüstert sich. Er klopft ein paarmal mit den Fingern auf die Theke. »Weißt du, Hope, du bist anders«, bemerkt er schließlich.
    »Anders?«
    »Als du früher warst«, sagt er. »Damals auf der Highschool hast du dich von nichts unterkriegen lassen. Du bist immer wieder auf die Beine gekommen. Diese Eigenschaft hat mir mit am besten an dir gefallen.«
    Ich sage nichts. Ich habe einen Kloß im Hals.
    »Aber jetzt bist du drauf und dran aufzugeben«, fährt er einen Augenblick später fort. Er weicht meinem Blick aus. »Ich … ich dachte einfach, du würdest das anders anpacken. Es ist, als ob du dein Leben einfach passieren lässt.«
    Ich presse die Lippen zusammen. Ich weiß, ich sollte nichts darauf geben, was Matt denkt, aber seine Worte verletzen mich trotzdem, vor allem da ich weiß, dass er nicht absichtlich grausam ist. Er hat recht; ich bin anders als früher.
    Er sieht mich einen langen Moment an und nickt. »Ich glaube, deine Mutter wäre enttäuscht.«
    Die Worte tun weh, denn das sollen sie. Aber zugleich sind sie hilfreich, denn in dem Punkt liegt er völlig falsch. Meine Mutter hat sich nie so um die Bäckerei gekümmert wie meine Großmutter; sie hat sie als Belastung empfunden. Vermutlich hätte sie sich gefreut, zu ihren Lebzeiten zu sehen, wie sie zugrunde geht, nur um nichts mehr damit zu tun zu haben.
    »Vielleicht, Matt«, sage ich.
    Er zückt seine Brieftasche und entnimmt ihr zwei Dollarscheine. Er legt sie auf die Theke.
    Ich seufze. »Sei nicht albern. Der Kaffee geht aufs Haus.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich brauche deine Almosen nicht, Hope.« Er schenkt mir ein halbes Lächeln. »Schönen Tag noch.« Er schnappt sich seinen Kaffee und geht rasch. Während ich zusehe, wie sich die Dunkelheit um seine kleiner werdende Silhouette legt, läuft mir ein Schauder über den Rücken.
    Annie kommt und geht an diesem Morgen, und wieder wechselt sie kaum ein Wort

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