Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Anna nimmt mich sofort in den Arm und teilt mit mir die Freude. „Habt ihr euch ausgesprochen?“, fragt sie vorsichtig.
„Ich habe ihm alles erklärt. Warum ich abgehauen bin, warum ich verlobt war und wie ich zu ihm nach Schweden gefunden habe.“
„Hat er dir geglaubt?“, fragt sie, beinahe so, als könne man meine Geschichte nur schwer glauben.
„Ob er mir geglaubt hat? Anna, das ist die Wahrheit, es war wirklich alles so.“
„Ja, ja, das weiß ich doch. Aber wie sieht er es?“
„Noah ist sehr verletzt. Zuerst wollte er mich gar nicht sehen, aber seine Tante hat sich so sehr für mich ins Zeug gelegt, dass es dann doch geklappt hat. Er war sehr skeptisch, was meine Erklärungen betraf, aber am Schluss habe ich ihm meine Nummer gegeben und ich habe ihm angesehen, dass er sich freut. Anna, er freut sich. Ich weiß es ganz genau, denn ich spüre es.“
„Das freut mich sehr für dich, Lea. Und meinst du, dass er sich melden wird?“
„Er wird, ich weiß es. Bestimmt nicht so bald, aber da muss ich jetzt durch.“
„Lea, wenn du möchtest, dann kannst du, bis sich dieses ganze Dilemma erledigt hat, bei uns wohnen“, bietet mir Anna an und ich willige ein, denn ich weiß im Moment wirklich nicht, wohin ich soll. Am liebsten möchte ich zu Noah und wäre sofort bei ihm geblieben, aber es geht jetzt nicht anders.
Mittlerweile ist schon fast eine Woche vergangen und ich habe immer noch nichts von Noah gehört. Die ersten Tage dachte ich mir, dass er noch Zeit braucht, doch mit jedem weiteren Tag, der vergeht, habe ich mehr und mehr Angst bekommen, dass er sich doch nicht mehr meldet. Ich bete jeden Tag und sitze manchmal stundenlang vor meinem Handy. Immer wenn es klingelt oder piepst, bleibt mir fast das Herz stehen, und wenn es dann doch nicht Noah ist, bin ich unendlich enttäuscht. Gestern habe ich mir sogar eine Hühnerpfanne gemacht, ganz nach dem Rezept für eine „Kycklingpanna“ nach schwedischer Art. Irgendwie muss ich ihm doch nahe sein.
Jetzt sind bereits zwei Wochen vergangen, ohne ein Zeichen von Noah. Glaubt er mir doch nicht? Oder sind seine Gefühle schon erloschen? Es ist so schmerzhaft und jetzt weiß ich, wie sich Noah gefühlt haben muss, als ich plötzlich weg war und ich ihm nicht einmal zugehört habe. Ist das die gerechte Strafe? Ich kann und will das einfach nicht glauben. Er ist meine Liebe, auch wenn ich ein Vollidiot bin und mich fast auf einen anderen Mann eingelassen hätte. Ehe ich noch darüber länger nachdenken kann, erhalte ich eine SMS. Wie gewohnt springe ich an das Handy und wie jedes Mal erhöht sich mein Puls schlagartig. Doch ich habe es mir abgewöhnt, mit einer zu großen Erwartung die Nachrichten entgegenzunehmen, da die Enttäuschung jedes Mal größer wird, wenn sie dann doch nicht von Noah sind. Ich öffne die Nachricht, deren Absender eine mir unbekannte Nummer ist.
„Lea, ich denke an dich. Jede Sekunde. Ich … es ist ... a ... Ic liebe di.“
Mein Herz bleibt stehen. Diese Nachricht kann nur von Noah sein, aber wieso schreibt er so wirr? Und wieso hat er nicht einmal seinen Namen dazugeschrieben? Ich muss ihn anrufen, sofort. Als ich es klingeln lasse, nimmt er nicht ab. Ich schreibe ihm zurück:
„Noah, bist du es? Ich habe deine Nachricht erhalten. Ist alles gut bei dir?“
Nach fast einer Stunde hat er immer noch nicht zurückgeschrieben.
„Noah, ich bin es noch einmal, Lea. Deine SMS wirkt irgendwie verzweifelt. Ich mache mir Sorgen und dennoch freue ich mich so sehr, von dir zu hören. P.S.: Ich liebe dich auch.“
Mittlerweile sind nach meiner letzten SMS und nach etlichen erfolglosen Anrufen einige Tage vergangen. Anna tröstet mich jeden Tag und meine Verzweiflung wird größer und größer.
„Anna, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“
„Vielleicht ist irgendetwas passiert. Immerhin hat er so komisch geschrieben“, meint Anna.
„Glaubst du? Ich werde mit Frau Imset aus Schweden Kontakt aufnehmen, vielleicht weiß sie mehr“, sage ich Anna und setze mein Vorhaben gleich in die Tat um und rufe sie an. Doch auch in Schweden nimmt niemand das Telefon ab, selbst nach Stunden, auch am Abend und sogar in der Nacht nicht. Ich versuche es zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Einzige, was mir übrig bleibt, ist Sarah noch einmal zu kontaktieren, auch wenn mir das schwerfällt, aber vielleicht weiß sie mehr.
„Hallo Sarah“, sage ich, als sie die Türe öffnet und mich mit einem bedrückten Gesichtsausdruck
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