Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Sarah kommt wutentbrannt ins Zimmer gestürmt.
„Was fällt dir ein?“ fragt sie und schreit mich dabei wie ein wildes Tier an. Ehe ich ihr antworten kann, schaue ich sofort wieder zu Katner und fordere ihn auf, weiterzusprechen. Katner ist hin und her gerissen, und als er fortfahren möchte, mischt sich Sarah unweigerlich ein.
„Untersteh dich, du sagst ihr kein Wort, das geht sie nichts an und das tut ihm auch nicht gut. Du weißt es, ich habe dir alles erklärt“, sagt sie Katner, und der traut sich in keiner Weise weiterzureden.
„Hör mal Sarah, was bist du nur für ein Mensch?“, frage ich und schaue wieder zu Katner, denn der ist immer noch weich und bereit, mir alles zu sagen.
„Sarah, das können wir ihr doch sagen“, meint Katner verzweifelt.
„Du hast ihr schon viel zu viel erzählt, als du das mit seiner Tante ausgeplaudert hast. Stell dir vor, sie war sogar bei ihm in Laholm.“
Jetzt schaut er mich mit großen Augen an und ich sehe, dass er merkt, wie ernst es mir ist.
„Ja, aber das ist doch nicht schlimm. Die beiden sind halt …“
„Sind was? Also gut, sage es ihr, aber dann brauchst du mir nicht mehr unter die Augen treten. Dann ist diese Beziehung beendet“, droht Sarah und steht wie ein Zinnsoldat vor uns beiden und wartet ab, wie er sich entscheiden wird. „Ich …“, sagt Katner und schaut zwischen ihr und mir hin und her. Jetzt blickt er zu mir und meint, dass es ihm sehr leid täte, aber er nicht zwischen die Fronten geraten möchte. Traurig akzeptiere ich, was er sagt, und verlasse mit gesenktem Kopf sein Büro. Katner bleibt wie ein begossener Pudel stehen und ich merke, wie es an ihm nagt. Sarah genießt ihren Sieg derweil und lächelt vor sich hin. Selbst Katner hat so einen Menschen wie Sarah nicht verdient.
„Anna, stell dir vor, er konnte es mir nicht sagen“, erkläre ich Anna unter Tränen aufgelöst.
„Das ist ja schlimm. Wieso machen die so was mit dir?“, fragt sie.
„Ich weiß es nicht. Diese Sarah, sie lässt Noah einfach nicht los und gönnt ihm kein Glück. Es muss etwas passiert sein, so, wie sie sich verhalten haben. Nun weiß ich nur, dass er in England ist. Ich kann doch jetzt nicht nach England, er könnte dort überall sein.“
„Lea, wir müssen jetzt versuchen, weitere Informationen zu bekommen. Wir wissen, dass er jetzt in England ist und zuvor in Schweden war, und zwar in Laholm. Dort werden wir versuchen herauszubekommen, was er zuletzt getan hat.“
„Das hört sich gut an, Anna“, antworte ich ihr, noch mit meinen Tränen kämpfend.
„Ich helfe dir, wo ich kann, bis wir ihn gefunden haben.“
Anna telefoniert gerade mit der Gemeindeverwaltung in Laholm und wurde zum Glück mit einem Dolmetscher verbunden. Sie erklärt ihnen, dass es sich um Noah Hillings handelt, der bei seiner Tante, Alva Imset, aufgewachsen ist. Man kennt ihn sofort und versichert uns, dass man sich mit Alva Imset in Verbindung setzen wird. Und wenn man Näheres erfahren habe, werde man uns wieder kontaktieren und uns diese Informationen zukommen lassen.
Wochen des Wartens sind vergangen und viele Tage des größten Schmerzes in mir. Noah, was machst du nur in England, und wohin soll ich dir noch folgen, bis wir uns haben? Wieso meldet sich niemand? Derweil habe ich es selber noch viele Male bei Frau Imset versucht, jedoch jedes Mal erfolglos. Auch habe ich bei Katner noch mal angerufen, aber für ihn steht auf dem Spiel, Sarah zu verlieren. Und jede Nacht habe ich es auf Noahs Handy versucht. Ich dachte mir, vielleicht geht er wie durch ein Wunder an sein Handy. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch durchhalte, auf ihn zu warten. Plötzlich kommt Anna angerannt.
„Lea, sie haben angerufen.“
„Was?“, sage ich und bin völlig außer mir.
„Was haben sie gesagt?“, frage ich, ohne Luft zu holen.
„Dass er in Edinburgh im Hospital liege. Frau Imset war seit dem Unfall nicht mehr zu Hause.“
„Unfall?“, sage ich erschrocken.
„Sie meinte, dass es zu einem Unfall auf See gekommen sei. Noah sei ins künstliche Koma versetzt worden und jetzt, nach fast zwei Monaten, sei er wieder wach. Besuchen dürften ihn aber nur enge Familienangehörige. Lea, so sehr du ihn auch sehen möchtest, rufe zuerst im Hospital in Edinburgh an, ja?“
„Anna, das halte ich nicht aus. Ich muss sofort zu ihm.“
„Rufe zuerst dort an, bevor du umsonst nach England fliegst.“
„Gut, das mache ich“, sage ich und kann noch nicht fassen, was ich gerade erfahren
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