Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
euer Kutter bereits am Sinken. Gustav war im Rettungsboot und ihn konnte man schnell bergen, doch von dir fehlte jede Spur“, erklärt mir Alva und muss einige Tränen unterdrücken.
„Ja, ich kann mich erinnern. Dieser Sturm. Zum Glück hat Gustav doch noch einen Funkspruch abgegeben. Er wollte die ganze Zeit alles alleine durchziehen.“
„Ich habe mit Gustav mehr als ein ernstes Wort gesprochen, das kannst du mir glauben“, sagt Alva.
„Warum sind wir in England?“, frage ich.
„Ihr seid weit im Meer draußen gewesen und wart mittlerweile näher an der englischen Küste, so dass ihr von einem englischen Rettungsteam gerettet worden seid, und deshalb bist du hier in Edinburgh.“
„Wie lange bin ich schon hier? Ein, zwei Tage?“, frage ich.
Da schaut mich Alva lange an und meint:
„Jetzt sind es fast zwei Monate.“
„Zwei Monate? Was war mit mir los?“, frage ich.
„Du wurdest in ein künstliches Koma versetzt. Du hattest viele kleinere Brüche und eine Gehirnblutung, weshalb du auch operiert wurdest.“
„Weiß Sarah, wo ich bin?“, frage ich.
„Sarah? Ja, sie weiß es. Sie war auch schon zwei Mal hier und natürlich ist sie sehr besorgt. Dieser Katner hat dich auch einmal besucht, ich hoffe, dass dir das recht ist.“
„Katner? Wenn er meint“, sage ich und muss lachen, denn von Katner hätte ich es am allerwenigsten erwartet.
„Wo ist mein Handy?“ frage ich Alva.
„Dein Handy hat den Sturm leider nicht überstanden“, sagt Alva.
„Dann ein Telefon! Ich muss Sarah anrufen.“
„Ich hole dir eines“, sagt Alva und schaut mich irgendwie verwirrt an.
„Bitteschön“, sagt sie und reicht mir das Telefon.
„Sarah? Ich bin es, Noah“, sage ich und bin froh, sie zu hören. „Noah? Du bist wach? Oh wie schön. Soll ich kommen? Ich kann den nächsten Flieger nehmen.“
„Nein, ich glaube, dass ich bald entlassen werde“, sage ich.
„Aber wenn du möchtest, dann komme ich zu dir. Hör mal Noah, Katner hat dich auch einmal besucht, ich hoffe, das stört dich nicht.“
„Das habe ich schon erfahren. Es ist doch kein Problem, wenn er mich besucht, auch wenn ich es nicht von ihm gedacht hätte“, sage ich und muss erneut lachen.
„Stört es dich dann auch nicht, dass ich ihn wieder mitbringe, wenn ich dich besuche?“
„Wieso? Katner hin oder her, das ist jetzt doch nicht wichtig. Hör mal, ich bin wieder wach und möchte so schnell wie möglich nach Hause. Du oder ihr braucht mich nicht besuchen, ich komme so schnell wie möglich.“
„Du kommst nach Hause?“, fragt mich Sarah.
„Natürlich oder soll ich hierbleiben?“, frage ich und wundere mich über Sarahs Verhalten.
„Nein, ich meine, natürlich kannst du kommen. Ich freue mich“, sagt sie und ich bin über ihre Antworten sehr irritiert.
„In Ordnung, ich melde mich wieder, sobald ich nach Hause kann.“
Als ich mich von ihr verabschiede, habe ich ein komisches Gefühl in mir. Noch nie hat Sarah so reagiert, und vor allem jetzt, nachdem ich diesen Unfall hinter mir habe, bin ich darüber noch mehr verwundert.
„Hast du sie erreicht?“, fragt Alva.
„Ja, das habe ich“, sage ich, mich immer noch fragend, was mit Sarah los ist.
„Warum wolltest du sie eigentlich sprechen?“, fragt mich Alva. „Ist das nicht normal?“, frage ich sie zurück und wundere mich allmählich auch über Alva.
„Ja, wieso nicht“, sagt sie und lächelt mich an.
„Und die junge Frau, Lea, hast du schon mit ihr gesprochen?“, fragt mich Alva. Meine Gedanken kreisen umher und ein seltsames Gefühl macht sich in mir breit, doch alles, was ich sagen kann, ist: „Wer ist Lea?“
Kapitel 19
„Tillbaka till Flygplasten“, sage ich und bitte den Taxifahrer, mich zurück an den Flughafen zu bringen. Unendlich erleichtert fahre ich von Noah weg, denn ich habe mit ihm gesprochen und das ist alles, was ich wollte. Beinahe hätte es nicht geklappt. Jetzt hat er meine Nummer und wenn er mir glaubt, dann wird er sich melden, egal wie lange es dauert.
„Anna, wie schön dich zu sehen.“
„Lea, es ist auch schön, dich zu sehen. Zurzeit sehe ich dich jeden zweiten Tag. An einem Tag bist du in Venedig, am nächsten bei mir. Dann bist du in Schweden und den Tag drauf wieder hier. Wie schön“, sagt sie amüsiert und schaut mich dennoch sehr neugierig an, denn sie möchte nun wissen, was in Schweden passiert ist.
„Anna, ich habe mit ihm gesprochen“, sage ich und Freudentränen laufen an meinem Gesicht herunter.
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