Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
nachgelassen, weshalb wir das Fischen auf morgen vertagt haben.
Die Wellen sind stärker geworden und der Fischkutter ist nicht zu bändigen.
„Gustav, sollten wir nicht besser nach Halmstad funken, damit sie uns holen?“
„Das kommt gar nicht in Frage. Ich kenne die Stürme hier draußen und ein Kapitän muss tun, was er tun muss.“
„Aber Gustav, das ist kein großes Schiff. Wir sind auf einem Kutter.“
„Ich kriege ihn gebändigt. Wenn das Unwetter noch stärker wird, tauchen wir in unsere Kajüte ab.“
Gustav ist nicht zu bremsen und schon damals war er immer der „Kapitän“, der das Schiff unter Kontrolle hat. Heute mache ich mir allerdings Sorgen, denn mit so einem starken Sturm hatte ich hier draußen noch nie zu tun.
Mittlerweile habe ich mich unten in der Kajüte verkrochen und Gustav kommt nach.
„Noah, du musst den Anker festhalten und ich ziehe die Segel ein, komm mit.“
„Gustav, besinne dich und schicke einen Funk!“, schreie ich ihm in dem tosenden Sturm zu. „Wir schaffen das!“, schreit er zurück.
„Und wenn nicht?“ frage ich wütend.
Doch Gustav hält stur seine Stellung. Ich halte den Anker, so gut es geht, fest, doch es will mir nicht gelingen. Der Sturm ist zu stark.
„Gustav!“, rufe ich, doch er kann mich nicht hören. Sofort muss ich an Lea denken und mein Magen wird mit tausend schmerzhaften Stichen traktiert. Die Nummer, wo ist sie? „Noah, halte fest, du musst fester halten“, schreit Gustav.
„Ich kann aber nicht, der Sturm ist zu stark“, schreie ich zurück, doch er geht nicht auf meine Worte ein. Jetzt schwankt der Kutter so stark hin und her, dass ich mich nicht mehr halten kann und auf dem Deck in die andere Ecke geschmissen werde. Als ich wieder zu mir komme, sehe ich Gustav zuerst am Anker, dann wieder am Segel.
„Gustav!“, rufe ich wieder, unter starken Schmerzen im Rücken.
„Noah, ist dir was passiert?“, fragt er.
„Du musst funken“, rufe ich ihm zu, als ich von einer großen Welle erfasst werde. Ich versuche nach Luft zu ringen, doch ich bin immer noch unter Wasser. Mit letzter Kraft schaffe ich es, mich an einem Pfosten hochzuziehen. Erschöpft von der Luftnot halte ich mich an dem Pfosten fest, um zu atmen. „Gustav“, schreie ich wieder, doch von ihm sehe und höre ich nichts. Taumelnd schaffe ich es in die Kajüte. Wieder denke ich an Lea und suche ihre Nummer in der Tasche meiner Jacke, die über dem Bett hängt. Dort finde ich mein Handy und ihre Nummer. Das Schwanken des Bootes wird immer heftiger und ich knalle von der einen Seite auf die andere und stoße mich dabei so schwer, dass ich zu bluten anfange. Mit blutverschmierten Händen halte ich das Handy in der Hand und schreibe, so gut ich kann. „Lea, ich denke an dich. Jede Sekunde. Ich … es ist ... a ... Ic liebe di“ ist alles, was ich schreiben kann, denn schon wieder werde ich an eine scharfe Kante katapultiert. Mit letzter Mühe schaffe ich es, die Nummer auf dem Zettel in das Handy einzutippen, um die Nachricht zu versenden. Es ist kein Empfang da und es wird mir mitgeteilt, dass die Nachricht verschickt wird, sobald der Empfang wieder da wäre. Im nächsten Moment werde ich von einer mächtigen Kraft erfasst und alles wird schwarz um mich herum.
Ein Licht schwirrt vor meinen geschlossenen Augen umher und ich öffne sie allmählich. Einige Leute stehen vor mir, manche in weißen Kitteln.
„Hallo, Mr. Hillings, how are you?“, fragt mich ein Arzt auf Englisch. Orientierungslos, wie ich bin, frage ich mich, wieso er mich auf Englisch anspricht.
„Gut, also fine“, antworte ich.
„What’s your name?“
Was sind das bloß für Fragen, immerhin hat er doch gerade meinen Namen ausgesprochen.
„Hillings, Noah Hillings“, antworte ich.
Plötzlich tritt Alva neben mich und begrüßt mich mit einem erleichterten Lächeln.
„Noah, wie schön, du bist wach.“
Immer noch darüber verwirrt, was das alles soll, schaue ich sie lediglich an und sage kein Wort.
„Mr. Hillings, do you know this person?“, fragt er mich und ich frage mich wiederum, ob ich in einer „Versteckten-Kamera-Show“ bin. Warum soll ich Alva denn nicht kennen?
„Ja, das ist Alva“, sage ich etwas verärgert.
„Gott sei Dank“, ruft Alva plötzlich aus.
„Alva, was soll das alles? Wo bin ich hier überhaupt?“
„Du bist in Edinburgh, in England. Euer Schiff ist gekentert und in letzter Minute konnte Gustav einen Notruf aussenden. Als der Rettungshubschrauber kam, war
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