Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Zeit habe ich ihre Nerven schon genug strapaziert. Ich weiß es einfach noch nicht. Bevor ich mich festlege, möchte ich zuerst herausfinden, was an Katners Geschichte dran ist.
„Hallo Sarah“, sage ich, als ich ziemlich spät nach Hause komme.
„Noah, wo warst du denn?“
„Ein bisschen spazieren gehen und am See. Außerdem war ich bei Katner.“
„Katner?“, sagt sie ganz erschrocken. Ist es also wahr? Sie hat zu erschrocken reagiert.
„Ja, Katner“, sage ich noch einmal nachdrücklich.
„Wieso? Ich meine, was hat er gesagt?“, fragt sie sehr unsicher.
„Was denkst du denn, was er gesagt hat?“, frage ich misstrauisch.
„Ich weiß es nicht. Katner ist in letzter Zeit nicht gut drauf. Er erzählt wirres Zeug.“
„Ach ja? Wobei, du hast Recht, es war wirklich wirr.“
„Ja, man kann ihm nicht einmal mehr die Hälfte glauben.“
„Aber selbst wenn ich nur die eine Hälfte glauben würde, wäre es sehr fatal, was ich da gehört habe“, sage ich provozierend. „Wie? Was meinst du?“ Sarah wirkt sichtlich nervös und es ist mir klar, dass zwischen denen beiden etwas passiert sein muss.
„Hattest du eine Affäre mit Katner?“, frage ich sie gezielt. „Nein, niemals. Wie kommst du darauf? Sagt er das? Das ist nicht wahr. Ich …“
„Sarah, es ist wohl wahr. Wieso lügst du mich jetzt auch noch an?“
„Noah, es ist nicht so, wie du denkst.“
„Wie ist es dann?“, frage ich und wundere mich, warum ich so ruhig und gelassen reagiere. Wo sind nur die Gefühle für diese Frau hin?
„Es war nur etwas Kurzes“, sagt sie und ich sehe ihr an, dass sie nicht die Wahrheit spricht.
„Deshalb hast du mich kaum im Krankenhaus besucht? Und am liebsten wäre dir doch gewesen, dass ich gar nicht mehr nach Hause gekommen wäre. Du musst mir nichts erklären. Ich gehe“, sage ich fest entschlossen, als Sarah mir hinterherrennt. „Warte, ich kann nichts dafür. Immerhin hast du mich zuerst verlassen.“
„Was?“, frage ich erstaunt.
„Diese Frau, du weißt schon, vor ein paar Tagen. Wegen ihr bist du …“, dann spricht Sarah nicht mehr weiter.
„Was bin ich?“
„Nach Venedig.“
„Dann stimmt es also doch?“, frage ich erschrocken.
„Und diese Frau? Wer ist sie?“, möchte ich jetzt wissen und erinnere mich sogleich an den zusammengeklebten Zettel mit ihrer Nummer darauf.
„Du hast mich wegen ihr verlassen und irgendwann hatten ich und Katner ein Verhältnis. Aber das ist jetzt vorbei …“
„Warum weiß ich davon nichts? Was erzählt ihr mir alles nur?“, sage ich und bin so wütend, dass ich kaum meine Tränen zurückhalten kann.
„Was ist geschehen, Sarah? Ich weiß nichts mehr und habe das Gefühl, dass ich in ein Leben hineingeworfen worden bin, das gar nicht mehr das meine ist.“
„Deine Operation. Du hast einen Gedächtnisverlust. Ich habe bereits mit meinem Arzt darüber gesprochen und der hat gemeint, dass du dich irgendwann wieder erinnern wirst. Bis dahin bin ich für dich da und sobald du dich erinnerst, werden wir über alles reden. Noah, egal was war, wir haben unser Leben wieder.“
„Unser Leben? Es ist nicht mehr mein Leben. Ich weiß nicht, wo es gerade ist, aber ich werde es herausfinden.“
„Bitte, Noah, mach jetzt nicht alles kaputt. Du musst dich zuerst erinnern …“
„Ich muss überhaupt nichts. Ich möchte nicht. Ich kann das nicht. Du und Katner, was ist nur geschehen? Wieso habe ich mich von dir getrennt? Venedig? Ich halte das nicht aus“, sage ich und renne aus der Wohnung.
Im Dunkeln sitze ich auf einer Parkbank und verstehe nicht, wie mir das passieren konnte. Diese Frau muss der Schlüssel für alles sein, was passiert ist. Sie war bei meiner Tante, hat sie gesagt, weshalb ich gleich morgen früh mit Alva telefonieren werde.
„Noah, geht es dir besser?“, fragt mich Alva besorgt.
„Ja, ich meine, nein, es geht mir überhaupt nicht gut. Ich habe mich eigentlich von Sarah getrennt und sie hat eine Affäre mit Katner. Hast du das gewusst? Und ich soll auch schon längst gekündigt haben. Ach ja, und angeblich war ich in Venedig. Alva, es ist so schrecklich. Ist das alles wahr?“
„Noah, beruhige dich. Es ist wahr. Du warst bei mir und hast mir das alles erzählt. Konntest du dich an Lea erinnern?“, fragt sie mich wie damals im Krankenhaus, nachdem ich aus dem Koma erwacht bin.
„Lea, diese Frau, leider weiß ich nichts von ihr. Bitte erzähle mir, was es mit ihr auf sich hat. Ich weiß wirklich nichts
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