Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
mehr.“
„Hast du ihre Nummer?“, fragt sie mich.
„Ja, die habe ich.“
„Dann rufe sie an und sie wird dir erzählen, was mit euch beiden los war.“
Nun weiß ich, dass alles wahr ist, was mir Katner und Sarah erzählt haben. Ich habe die Nummer von Lea, der Frau, die scheinbar mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat. Doch solange ich mich nicht an sie erinnern kann, ist und bleibt sie eine fremde Person. Wenn ich sie liebe und mich jetzt nicht mehr erinnere, dann warte ich auf sie, bis ich sie wieder in meinem Geist finde, denn wenn ich ihr vorher begegnen würde, damit meine Gefühle für sie wieder erwachen, könnte das womöglich zur Folge haben, dass ich nie wieder dasselbe für sie empfinden werde wie zu Beginn, als alles mit uns angefangen hat. Lea, wer auch immer du bist und wo auch immer du sein magst, ich werde dich wieder finden, wenn du meine wahre Liebe bist.
„Warum tust du das, Noah? Du hast mich schon einmal verlassen. Bitte nicht schon wieder.“
„Sarah, es ist alles zu schwer für mich. Ich kann nicht so tun, als wäre nie etwas gewesen. Du kannst das, aber ich, obwohl ich mich nicht erinnere, kann das nicht.“
„Es wäre unsere zweite Chance gewesen.“
„Nein, Sarah, mein Gedächtnis spielt mir einen Streich, aber nicht mein Herz.“
Mit diesen Worten verlasse ich Sarah ein zweites Mal und fühle, dass ich mich auf eine Reise nach Hause begebe. Wo auch immer das sein mag. Mit der Nummer von Lea in meiner Jackentasche mache ich mich auf und steige in den Flieger. Weg von Sarah, weg von Katner und weit weg von Europa, einfach nur weg von allem, was einmal mit mir zu tun gehabt hat.
Wie komme ich auf Kanada? Ich weiß es nicht. War es die Stellenanzeige, die mich lockte und eine gute Position offerierte, oder war es mein Gefühl, das mich in dieses Land zerrt, um mich wiederzufinden? Wie auch immer, ich freue mich auf Vancouver.
Kapitel 21
„Deb, du glaubst nicht, wie froh ich bin, hier zu sein. Und du meinst, dass Erlington einen Job für mich hat?“
„Mach dir darüber erst mal keine Sorgen, mein liebes Kusinchen. Er wird dir die Chance für ein Vorstellungsgespräch geben.“
„Hoffentlich, denn ich bin so knapp bei Kasse. Ich habe schon ewig kein Bild mehr verkauft und alles weil … na, du kennst die Geschichte ja.“
„Ja, zu gut Kusinchen. Nachdem du sie mir bestimmt schon zehn Mal erzählt hast, kenne ich dein Desaster in- und auswendig.“
„Ach komm, zehn Mal waren es nun auch wieder nicht. Vielleicht fünf Mal. Aber dann weiß ich, dass ich ja noch fünf Mal offen habe“, sage ich amüsiert.
Nachdem ich mich jetzt zwei Wochen lang einleben konnte, fühle ich mich bereit, um mich für einen Job zu bewerben. Meine Bilder sind noch alle in Deutschland, bei Anna, und ich bin nicht dazu gekommen, neue zu malen, geschweige denn, mich hier umzuhören, wo es Galerien gibt. Deshalb muss ich schnellstens arbeiten gehen, denn ich kann nicht ewig Deborah auf der Tasche liegen, weshalb ich mich vielleicht bald bei der Rechtsanwaltskanzlei „Erlington“ vorstellen werde.
„Guten Tag, schön, Sie begrüßen zu dürfen. Erlington höchstpersönlich. Deborah hat mir erzählt, dass Sie eigentlich Künstlerin seien. Was können Sie noch?“, fragt mich Mr. Erlington, der gut Deutsch sprechen kann, da seine Mutter Deutsche ist und vor Jahren, als er noch klein war, nach Kanada ausgewandert ist.
„Ich … Also ich denke, ich kann gut Schreibarbeiten erledigen.“
„Schreibarbeiten?“, fragt er mich ein wenig amüsiert.
Mr. Erlington ist ein charmanter, aber auch hart wirkender Mann mittleren Alters, wobei er mit seinem Haarkranz schon etwas älter wirkt. Er ist im Raum Edmonton ein angesagter Anwalt und führt sogar eine Anwaltskanzlei.
„Ja, also Rechnungen schreiben usw. Ich bin auch sehr lernfähig“, sage ich verkrampft und merke dabei, dass ich eigentlich nur Malen kann.
„Mrs. Aurelius, ich bin mir nicht sicher ob das eine gute Idee wäre, sie in der Buchhaltung einzusetzen. Wir könnten Folgendes machen: Sie reinigen täglich die Anwaltszimmer und die Toiletten und nebenbei werden Sie in der Buchhaltung eingelernt. Wenn Sie gut und schnell lernen, sind Sie dabei.“ Ich soll was? Putzen? Gerade muss ich einen Kloß im Hals herunterschlucken, sage aber dennoch zu, da ich diese Chance einfach nutzen muss.
Immer noch schaue ich jeden Tag auf mein Handy und warte vergebens auf eine Nachricht von Noah. Manchmal frage ich mich, wie es ihm wohl geht. Ob
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