Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Sarah.
„Ich soll gehen und er bleibt? Was ist das jetzt?“, fragt er. „Sarah, was ist hier los?“, frage ich und bin allmählich verzweifelt.
„Nichts ist los. Ich erkläre dir alles. Du solltest jetzt aber gehen, Katner“, sagt sie erneut, bis Katner schließlich wutentbrannt die Wohnung verlässt.
Als wir alleine in der Wohnung sind, tritt Sarah vor mich hin, schaut mir tief in die Augen und küsst mich.
„Du hast mir so gefehlt, Noah.“
„Was sollte das gerade eben, Sarah? Was ist hier los?“
„Katner … also er …“
„Ja? Was ist mit ihm und was hat er mit dir zu tun?“, frage ich. „Er ist in letzter Zeit etwas durch den Wind.“
„Katner? Ist er nicht immer etwas durch den Wind?“
„Ja, aber dieses Mal ging es ihm nicht so gut. Wegen einer anderen Frau, weißt du.“
„Und dann kommt er zu dir?“, frage ich ungläubig und kann das nicht glauben, was ich soeben höre.
„Hat er dich angefasst, als ich nicht da war?“, frage ich, denn ich habe nach wie vor ein seltsames Gefühl in mir. Sarah ist mir so fremd. Irgendetwas muss vorgefallen sein. „Eigentlich wollte er zu dir, aber da du im Krankenhaus gelegen hast, suchte er Rat bei mir. So hat es sich ergeben, dass wir ab und zu etwas unternommen haben.“
„Das sieht Katner ganz und gar nicht ähnlich“, sage ich nachdrücklich und beschließe, fürs Erste diese Sache zu vergessen und mich ganz Sarah zu widmen. Auch zur Katner Company werde ich die nächsten Tage noch nicht gehen. Katner wird vorerst noch auf mich verzichten müssen, denn ich spüre, wie ich noch Zeit für mich selber brauche.
Die letzten zwei Tage waren sehr erholsam und Sarah hat sich extra frei genommen. Sie umsorgt mich, wie gewohnt, wenn es mir nicht so gut geht und bereitet jeden Morgen den Frühstückstisch vor. Aber es ist anders als vor dem Unfall. Sie vergisst manchmal, einen Teller für mich hinzustellen, oder kauft nur für sich Lebensmittel ein, so, als würde sie gar nicht an mich denken. Wir lieben uns zärtlich, ich habe das Gefühl, sogar zärtlicher als zuvor. Sarah ist sehr vorsichtig und fragt mich immer wieder, ob alles so ist, wie ich es mir wünsche. Ich glaube, sie hat große Angst um mich gehabt. Es ist ein schöner Nachmittag und vielleicht werden Sarah und ich einen großen Spaziergang machen. Plötzlich klingelt es an der Türe und Sarah schaut nach, wer es ist. Sie spricht ganz leise, aber sehr energisch und meint:
„Schon wieder du?“ Da sagt die Frau an der Türe, dass sie nicht eher gehen werde, bis sie nicht wisse, wo ich sei. Daraufhin trete ich selbst vor die Türe, um zu schauen, um wen es sich handelt. Ich sehe sie, diese junge Frau mit mittelblondem Haar und einer guten Figur. Sie hat sehr schöne, blaue Augen.
„Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragt sie und ich verstehe nicht, was sie meint. Wieso nicht gemeldet? Nach längerem Überlegen frage ich sie, ob wir uns kennen, und sie fragt daraufhin ganz erschrocken, wieso ich denn so etwas sagen würde, und meint, dass sie bei meiner Tante in Schweden war. Dann zeigt sie mir eine SMS, die ich ihr geschrieben haben soll. In gebrochenen Worten steht da geschrieben, dass ich sie liebe. Wer ist das nur und wieso kommt sie zu mir und versucht, mir so eine Lüge aufzutischen, während Sarah alles mit anschauen muss?
„Das ist doch deine Handynummer oder etwa nicht?“, fragt sie und ich merke, wie Sarah fast vor Wut platzt, denn richtig, es war meine Handynummer.
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Also …“
„Ist schon gut“, unterbricht mich diese Frau plötzlich und gibt mir daraufhin ihre Nummer, noch einmal, wie sie sagt, und bittet mich, dass ich mich bei ihr melden soll. Diese Frau hat Nerven, denke ich mir, und weiß gar nicht, wie ich das alles Sarah erklären soll. Die Frau ist gegangen und ich halte den Zettel mit ihrer Nummer darauf in der Hand. Soll ich ihn wegschmeißen? Ich kenne sie doch überhaupt nicht. Plötzlich kommt Sarah auf mich zugerannt und verlangt den Zettel mit der Nummer darauf. Ihr Verhalten ist recht merkwürdig, denn ich hätte eher ein Eifersuchtsdrama erwartet, nachdem hier eine Frau aufgekreuzt ist und mich damit konfrontiert hat, dass ich ihr meine Liebe gestanden hätte. Stattdessen aber reißt mir Sarah den Zettel mit der Nummer aus der Hand. Sie zerreißt ihn und schmeißt ihn in den Müll, wortlos.
„Sarah, ich kenne diese Frau wirklich nicht.“
„Ja, ja, mach dir keine Sorgen“, sagt sie daraufhin,
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