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Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Titel: Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Albicker
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Bevor ich hierhergekommen bin, dachte ich, dass ich den Job als Dozent bei dem Finanzunternehmen „FinancComp“ so gut wie sicher habe, doch dann sah es wieder völlig anders aus, da viele Bewerber mit sehr guten Qualifikationen um diesen Job kämpften. Irgendwann war ich mir nicht mehr sicher, ob das mit Vancouver eine gute Idee gewesen ist, denn nie zuvor habe ich woanders gearbeitet als in Deutschland. Zumindest weiß ich nur von Deutschland. Wie Sarah mir berichtete, solle ich ja in Venedig gearbeitet haben. Davon weiß ich jedoch nichts mehr, und das kann und möchte ich mir immer noch nicht vorstellen. Heute Abend dann teilte mir Mr. Climby mit, dass sie sich für mich entschieden hätten, da ich auch bereit sei, interne Schulungen durchzuführen. Zwar habe ich das noch nie zuvor gemacht, aber es klingt nach einer neuen Herausforderung. Die erste Schulung in Calgary steht schon in Kürze an, doch werde ich mir zuerst einen Überblick über das Finanzunternehmen „FinancComp“ verschaffen, weshalb ich mich fürs Nächste von Mr. Burns in dem Fach: „Finanzbuchhaltung“ vertreten lassen werden.
    Seit ich in Vancouver bin, fühle ich mich wohler als zu Hause bei Sarah. Zwar empfinde ich es wie eine Art Trennung, doch war ich verblüffend schnell in meinem Herzen von ihr weg, fast so, als hätte ich mich bereits von ihr gelöst. Ab und zu versucht mich Sarah anzurufen, aber ich kann nicht mit ihr sprechen, da ich ständig an die Affäre mit Katner denken muss und dabei fast wahnsinnig werde. Wie konnte sie sich nur auf Katner einlassen? Ausgerechnet Katner. Oft habe ich den Zettel mit der Nummer von Lea Aurelius in der Hand und versuche, mich an sie zu erinnern. Dieser Name sagt mir überhaupt nichts und nicht einmal die kleinste Erinnerung an diese Frau kommt in mir hoch. Sie ist und bleibt mir ein Rätsel, aber sie anzurufen wäre falsch. Dann könnte ich ja jede x-beliebige Frau anrufen und versuchen, auf einer völlig fehlenden Grundlage Gefühle herzustellen. Ich warte damit, bis zumindest ein Funken von Erinnerung zurückgekommen ist.
    Heute habe ich meinen ersten Tag in Calgary und bin sehr gespannt auf die Teilnehmer und auf den Unterricht.
    „Dear Hillings, excuse me that I am not able to attend your lesson. An emergency has occurred. Goodbye, L. Aurelius.”
    Diese Nachricht erreicht mich, kaum dass ich im Klassenzimmer angekommen bin. Ehe ich alle begrüße, lese ich zuerst die Nachricht und bleibe für einige Sekunden an dem Namen „L. Aurelius“ kleben. Der Name Aurelius, es ist derselbe Nachname wie von dieser Lea. Ob sie mit Vornamen auch Lea heißt? Handelt es sich womöglich um Lea Aurelius? Sofort verbanne ich diesen Gedanken wieder und kehre auf den Boden der Tatsachen zurück, um mich endlich bei den Teilnehmern des Kurses vorzustellen.
    Der heutige Tag als Dozent hat mir sehr gut gefallen. Während ich unter der Dusche stehe, stelle ich mir vor, wie es wohl ist, wenn ich ein Wassertropfen wäre. Ich könnte wegfließen und niemand könnte mich aufhalten. Mein Ziel, das vor mir läge, wäre das große Wasser, mit dem ich mich wieder vereinigen würde. Aber leider bin ich kein Wassertropfen. Ich bin Noah Hillings, der nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist und wohin er möchte. Plötzlich reißt mich das Klingeln des Telefons aus meinen Gedanken und ich springe aus der Dusche. Mit dem Badetuch um meine Taille gewickelt eile ich zum Apparat, doch ich komme zu spät und der Anrufbeantworter schaltet sich automatisch ein, als eine junge Frau spricht. Sie bittet mich auf Englisch, mit einem deutschen Akzent, den Unterrichtsstoff von dieser Woche und von jedem Fach ihr zu mailen, da sie wegen des besagten Notfalls, den sie mir heute Morgen mitteilte, die ganze Woche nicht antreten könne.
    Bis ich alle Dozenten um Erlaubnis gebeten habe, Mrs. Aurelius den Unterrichtsstoff für diese Woche senden zu dürfen, sind drei Tage vergangen. Aus irgendeinem Grund liegt mir sehr viel daran, Mrs. Aurelius entgegenzukommen. Ob es vielleicht damit zu tun hat, dass es noch eine Frau Aurelius gibt, die ich einmal geliebt haben soll? Es ist völlig absurd, mich für eine Frau, deren Nachname zufällig der gleiche ist wie jener von der Frau aus Deutschland, so sehr ins Zeug zu legen. Und dennoch spüre ich eine tiefe Verbindung zu dieser Frau, die ich nicht einmal kenne.
    „Dear Mrs. Aurelius, here is the instruction material. There is one question I would like to ask you: Are you Lea Aurelius from Germany?

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