Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Greetings, Hillings.”
Was mache ich da eigentlich? Ich frage sie persönliche Sachen. Eigentlich ist es mir untersagt, mit den Kommilitonen ein persönliches Verhältnis aufzubauen. Aber was ist denn schon dabei, ich frage sie lediglich, ob sie aus Deutschland kommt.
Keine zehn Minuten später erhalte ich eine E-Mail von Mrs. Aurelius. Sie schreibt, dass sie aus Deutschland kommt, und fragt, wie ich darauf gekommen wäre.
Nach diesem langen Unterrichtstag öffne ich sofort meinen Laptop, um Mrs. Aurelius zu antworten. Wieso musste ich heute in jeder freien Sekunde daran denken, ihr zurückzuschreiben? Ich habe sogar eine gewisse Freude empfunden und ich kann mir nicht erklären, wie das passieren kann. Es machen sich fast Frühlingsgefühle in mir breit, wenn ich an sie denke. Ich weiß doch nicht einmal, wie sie aussieht oder wer sie ist. Außerdem versuche ich meine Erinnerung wiederzuerlangen, um mich an die Frau zu erinnern, die ich anscheinend geliebt habe. Was ist los mit mir? Noah, wach endlich auf und verrenne dich nicht. Ich kann nicht Gefühle zu jemandem haben, der mir unbekannt ist. Vielleicht ist es die Art, wie sie schreibt oder spricht, die mich fasziniert. Ich schreibe ihr zurück und freue mich, mit ihr auf Deutsch kommunizieren zu können.
Ich erkläre ihr, dass mir der Name Lea Aurelius aus Deutschland bekannt ist und dass sie sicherlich nichts außer den Namen mit dieser Person gemeinsam hat. Am Schluss wünsche ich ihr einen schönen Abend und verabschiede mich. Wieder dauert es nicht lange und es ertönt das Signal, dass ich eine E-Mail erhalten habe. Diese Frau Aurelius reagiert wirklich sehr schnell. Irgendwie gefällt mir das und sogleich merke ich, wie mein Herz um einiges schneller schlägt. Meine Gefühle machen mir Angst, denn noch nie ist es mir passiert, dass ich etwas für einen Menschen empfunden habe, den ich noch nie gesehen habe.
„Hallo Herr Hillings, es ist wirklich verblüffend, da auch ich Ihren Namen aus Deutschland kenne. Ich kenne jemanden, der Hillings heißt, Noah Hillings. Aber er kennt mich nicht mehr. Eine lange Geschichte … Auf jeden Fall freut es mich auch, Sie auf diesem Weg näher kennenzulernen. Man fühlt sich nicht so alleine, wenn Menschen da sind, mit denen man sich in der gleichen Sprache unterhalten kann. Vielen Dank noch mal und bis nächste Woche, Lea Aurelius.“
Nachdem ich diese Nachricht über zehn Mal gelesen habe, kann ich immer noch nicht glauben, was sie da geschrieben hat. Sie kennt einen Noah Hillings, der sie nicht mehr kennt. Ist etwa sie die Frau, an die ich mich zu erinnern versuche? War es doch nicht nur der Name, der mich auf sie aufmerksam machte? Ist das der Grund für meine Gefühle zu ihr? Ich kann das nicht glauben. Ist sie mir etwa gefolgt? Es fällt mir schwer, ihr nächste Woche zu begegnen. Sie wird mich sofort erkennen und ich sie vermutlich auch, da sie vor einiger Zeit bei mir und Sarah aufgetaucht ist. Ich bin noch nicht bereit für sie. Zwar spüre ich diese Verbindung und diese tiefen Gefühle, aber in diesem Fall ist mir mein Herz voraus.
Mr. Climby ist immer noch wütend, dass ich den Finanzkurs nicht zu Ende machen möchte. Er hat Mr. Burns erneut als Vertretung geschickt. Es ist mir klar, dass ich gerade einen Teil unserer Abmachung nicht einhalte, und zwar, Seminarkurse zu leiten. Es könnte mich den Job kosten, aber ich schaffe es nicht, Lea Aurelius zu begegnen. Meine Gefühle zu ihr sind wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht und ich muss zunächst einmal damit klarkommen, Gefühle zu haben, aber keine Erinnerung, geschweige denn Bilder von diesem Menschen. Seit diese Gefühle wieder da sind, steigt die Sehnsucht nach ihr enorm. Am liebsten würde ich sie sehen, doch ohne dass sie mich sieht. Ihre Adresse herauszufinden, ist ein leichtes Spiel, denn ich habe eine Liste von allen Kommilitonen.
Hier steht sie: Lea Aurelius, derzeitiger Wohnort: Edmonton, MapleRidge, Deborah Aurelius. Deborah? Vielleicht ist es ihre Schwester. Wie dem auch sei, ich werde mich für ein paar Tage beurlauben lassen, sobald das Seminar rum ist, und muss herausfinden, wer die Person ist, die ich unbedingt sehen möchte.
Mr. Climby droht mir, mich zu entlassen, doch muss ich dieses Risiko eingehen. Ich werde keine Sekunde mehr ruhig sitzen, geschweige denn einen klaren Gedanken fassen können, ehe ich nicht meinem inneren Drang nachgegangen bin und sie gesehen haben werde.
Die letzten zwei Wochen waren schrecklich für mich. Jeden
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