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Solar

Solar

Titel: Solar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McEwan
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zu schließen. Das Gelände in Lordsburg im amerikanischen Südwesten war nur vierte Wahl. In Teilen von Arizona und Nevada gab es mehr Sonnenstunden pro Jahr, aber der Wettbewerb zwischen den großen Versorgungsunternehmen hatte die Preise in die Höhe getrieben. Andere Bauplätze hatten kein Wasser, keine brauchbaren Zugangsstraßen, keinen akzeptablen Anschluss ans Stromnetz, keine so entgegenkommende Handelskammer.
    Die Gesellschaft, die er und Beard und einige andere gegründet hatten, musste sich dreimal neu konstituieren, um in den Genuss von Steuervergünstigungen zu kommen. Die Abteilung für innere Sicherheit betrachtete Beard mit Argwohn, weil er Ausländer war - in den Jahren der Bush-Regierung war mit Empfehlungsschreiben prominenter amerikanischer Wissenschaftsakademien wenig auszurichten. Geld war knapp, auch in guten Zeiten. Und die Risikokapitalgeber, die sich überhaupt mit Sonnenenergie abgaben, setzten auf die altbewährten Methoden: Solarthermie - Stromerzeugung durch Dampfturbinen, die mit Sonnenwärme beheizt wurden; oder Photovoltaik - Stromerzeugung direkt aus Sonnenlicht. In beiden Fällen musste das Licht mit Linsen gebündelt werden. Allgemein war man der Ansicht, dass zuverlässige und billige künstliche Photosynthese erst in zwanzig Jahren zu haben sei.
    Um den Gegenbeweis anzutreten, inszenierte Beard Anfang 2007 auf dem Parkplatz eines Labors in Oakland, Kalifornien, eine Road-Show für potentielle Geldgeber. Geplant war, ein paar Liter Wasser vom Licht der Sonne in seine elementaren Bestandteile zerlegen zu lassen; die so gewonnenen Gase sollten einen Brennstoffzellengenerator betreiben, der den Strom für einen elektrischen Presslufthammer lieferte, mit dem ein Mann in grünem Schutzhelm eine Mauer niederriss, auf die das Wort »Öl« gesprayt war. Aber einige wesentliche Bauteile konnten nicht angeliefert werden, die Aktion wurde um einen Monat verschoben, dann erschien nur noch die Hälfte der Investoren, das Projekt erhielt nur ein Drittel der erhofften Gelder und schrumpfte abermals beträchtlich.
    Je weniger Geld zur Verfügung stand, desto größer wurden die technischen Schwierigkeiten. Tom Aldous hatte mit seinen allgemeinen Annahmen richtig gelegen, falsch jedoch mit gewissen Details, auch wenn Beard sich als Inhaber von mittlerweile siebzehn Patenten nicht beschweren durfte. Lange Zeit konnten sie das kleine Labormodell, mit dem sie 2005 Wasser aufgespalten hatten, weder in größerem Maßstab bauen noch in seiner Funktionsweise beschleunigen. Die lichtempfindlichen Farbstoffe, die den Prozess steuerten, mussten nochmals überprüft werden. Der Katalysator wurde nicht aus Mangan gewonnen, sondern aus einer Kobalt- und einer Rutheniumverbindung. Eigentlich hätte sich ohne großen Aufwand eine poröse Membran finden und testen lassen sollen, mit der sich Wasserstoff und Sauerstoff voneinander scheiden ließen, aber eben nur eigentlich. Irgendwann war es dann so weit, dass sie den Prototyp bauen konnten, der eines Tages in Serie gehen sollte. Man entschied sich für ein Unternehmen in der Nähe von Paris. Das Paneel, der gewaltige Triumph, maß zwei mal zwei Meter und kostete drei Millionen Dollar. Es wurde zur Erprobung an das National Renewable Energy Laboratoy in Golden, Colorado, geschickt, wo sich herausstellte, dass es um dreihundert Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb und sowohl im Design als auch in der Konstruktion Mängel aufwies.
    Nun vergaben sie den Auftrag an ein chinesisches Unternehmen, hundert Kilometer außerhalb von Peking. Die Röhren, die den lichtsammelnden Halbleiter enthielten, die wässrigen Elektrolyte und die Membran aus Plexiglas wurden auf einer Basis aus leitfähigem Edelstahl montiert. Das Paneel mit den Röhren maß drei mal zwei Meter und kostete als Einzelstück vier Millionen Dollar. Nach ihren Berechnungen würde der Stückpreis bei Serienproduktion auf zehntausend Dollar sinken. Das Labor in Golden meldete, das neue System funktioniere. Doch inzwischen befand sich die Weltwirtschaft in einer Rezession. Viele Zusagen, die man Hammer gemacht hatte, wurden nicht eingehalten. Die Kaufoption auf das Land, schon dreimal verlängert, lief aus. Toby musste neu verhandeln und erwarb statt hundertsechzig Hektar lediglich zehn, unmittelbar an der Wasserquelle. Statt acht riesiger Gastanks sollte es nur noch zwei kleine geben, nur noch einen Kompressor für den Wasserstoff, einen Generator statt fünf und - das war das Schlimmste, weil sie

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