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Solarstation

Titel: Solarstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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unserem letzten Rendezvous wieder bewußt wahr. Vielleicht würde es nicht mehr lange dauern, bis sie wieder anfing, über ein nächstes Stelldichein nachzudenken.
    »Wann haben Sie die Brücke verlassen?« fragte Moriyama.
    »Etwa um halb eins. Jayakar kam kurz nach elf und arbeitete am Computer«, berichtete Yoshiko mit ihrer samtenen Altstimme. »Er war an dem Terminal, an dem Sie jetzt sitzen Moriyama-san.«
    Moriyama sah für einen Moment wie angeekelt auf die Tastatur unter seinen Fingern hinunter. »Sie sagten, er verließ die Brücke einmal?«
    »Kurz nach Mitternacht. Er war höchstens fünf Minuten weg. Ich hatte den Eindruck, daß das Problem, an dem er arbeitete, ihn ziemlich stark beschäftigte.« Wieder erklang der Rufton, und Yoshiko lauschte dem Funkspruch mit einer gelassenen Geste, die ich hingerissen beobachtete. »Es sind wieder die Europäer, Kommandant, das Raumkontrollzentrum von Kourou. Sie wollen uns dringend sprechen.«
    »Wir haben jetzt wirklich andere Sorgen«, meinte Moriyama unwirsch. »Noch nie im Leben habe ich mit denen zu tun gehabt, und ausgerechnet heute fällt es ihnen ein…« Er sah wieder auf den Bildschirm, auf dem immer noch dasselbe Protokoll stand, und dann mich. »Kann Jayakar dieses Protokoll verändert haben? Er ist ein Computerprofi, kennt alle Tricks…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ihm ist vorhin auch nicht eingefallen, daß es dieses Protokoll überhaupt gibt. Dabei entlastet es ihn völlig, denn es beweist, daß er die Brücke die ganze Nacht nicht verlassen hat. Er ist von uns allen der einzige, der Iwabuchi nicht umgebracht haben kann!«
    Moriyama schüttelte fassungslos den Kopf. »Das heißt, ich habe den falschen Mann verhaftet.«
    »Es sieht so aus.«
    »Kommandant, das sollten Sie sich anhören«, unterbrach uns Yoshiko. »Entschuldigung. Es ist wieder Kourou mit einer längeren Durchsage.«
    Moriyama nickte unwillig, und Yoshiko betätigte eine Taste, die die Aufzeichnung des Funkspruchs über die Lautsprecher abspielte. Es war eine Stimme, die Englisch mit einem französischen Akzent sprach.
    »Hier ist das Centre Spatial Guyanais, Kourou. Wir rufen die Raumstation NIPPON. Dies ist ein Notfall. NIPPON, wir beobachten, daß Sie Funkstille bewahren, und werden diese Durchsage deshalb mehrmals wiederholen. Vor etwa acht Stunden haben wir eine Rakete des Typs ARIANE-5 gestartet, die den Satelliten TRANSGEO-1 in eine hohe Polarbahn bringen sollte. Die dritte Stufe dieser Rakete hatte außerplanmäßig frühen Brennschluß und befindet sich augenblicklich in Ihrer unmittelbaren Nähe. Möglicherweise bewegt sie sich sogar auf Sie zu. Da wir noch hoffen, eine Neuzündung der Stufe auslösen zu können, und da der Satellit TRANSGEO-1 einen ungewöhnlich hohen Wert darstellt, werden wir die Selbstzerstörungseinrichtung nur auslösen, falls die Stufe Sie gefährden sollte. Bitte orten Sie die Stufe und informieren Sie uns, falls sie sich Ihnen auf weniger als zwanzig Kilometer nähert. Ich wiederhole: orten Sie die Stufe mit Ihrem Bordradar und informieren Sie uns, falls sie sich Ihnen auf weniger als zwanzig Kilometer nähert. Wir lösen dann die Selbstzerstörung aus, was bis zu einer Entfernung von fünfzehn Kilometern keine Gefahr für Ihre Solarfläche durch Trümmerteile darstellen dürfte.«
    Es gibt einfach schlechte Tage. Dies, das hatte ich inzwischen gemerkt, war so ein schlechter Tag.
    »Die sind doch verrückt«, ärgerte sich Moriyama »Yoshiko, gehen Sie bitte ans Radar und schauen Sie nach, ob uns das betrifft.«
    »Hai«, nickte Yoshiko, schnallte sich los und glitt an die Schalttafel neben ihrer gewohnten Erdbeobachtungseinheit. Wir ließen sie nicht aus den Augen, wenngleich sich die Motive gerade änderten. Und so sahen wir, wie sie blaß wurde und wie sich ihre schlanken Finger um die Kontrollen des Radarschirmes krampften.
    »Ich orte die Raketenstufe, Kommandant. Sie kommt genau auf uns zu.«
    »Das darf nicht wahr sein. Abstand?«
    »Einundzwanzig Kilometer.«
    »Sagen Sie diesen Idioten, sie sollen sofort…« Er unterbrach sich, als ihm wieder einfiel, daß wir ja nicht senden konnten, und zerquetschte einen derben japanischen Fluch zwischen den Zähnen. »Mit welcher Geschwindigkeit nähert sich die Stufe?«
    »Relativgeschwindigkeit etwa sechzig Stundenkilometer.«
    Ich war schon neben Yoshiko am Radar und schaute ihr über die Schulter. Da war die Stufe, ein heller Fleck, ein verdammt heller Fleck sogar. Der Computer hatte mit

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