Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
Murdanten erschienen zuletzt. Urplötzlich war auch die Disziplin wieder da. Im Verlauf des Morgens wurden mehrere Auspeitschungen vorgenommen. Die Söldner wurden in die Ortschaft geschickt, um systematisch Vorräte zu plündern. Die Frauen verbrachten den Tag mit Nahrungszubereitung und Kochen. Als Dar und Twea den Orks die Verpflegung brachten, gehörten zum ersten Mal seit Wochen auch Fleisch und Wurzeln dazu. Es überraschte Dar zu sehen, dass das Einzige, was noch an das Bestattungsfeuer erinnerte, ein dunkler Fleck auf dem Boden war. Die Asche war restlos verschwunden. Während sie die Orks verpflegte, brannten die Söldner die Stadt nieder.
    Am nächsten Morgen nahm das Heer den Marsch mit klarem Kopf und vollem Magen wieder auf. Dar, Twea und fünf anderen Frauen wurde befohlen, eine gemischte Herde aus Kühen und Schafen zu treiben. Die Herde wurde täglich kleiner, da man ständig Tiere schlachtete. Je weiter das Heer vorankam,
umso mehr Gelände nahm man ein. Doch das war alles, was man einnahm: Die Bauernhöfe, die man besetzte, waren schon verlassen, und alles, was sie einst an Essbarem enthalten hatten, war fortgebracht oder vernichtet worden. Der nächste Ort, den man erreichte, war ebenso unergiebig. Inzwischen waren die Schafe und Rinder sowie der größte Teil des sonstigen Proviants verzehrt worden. Alle Vorratslager, die den Heeresproviant wieder auffüllen sollten, erwiesen sich als geleert. Die Söldner brannten sie nieder, doch Asche füllte keinen knurrenden Magen.
    Man war seit Tagen unterwegs, als die verlassene Stadt in Flammen aufging. Inzwischen verstand sogar Dar die Lage des Militärs. Mitgehörte Gespräche und eigene Beobachtungen machten ihr die Strategie der Verteidiger klar: Ein Heer, das in ein fremdes Land einfiel, lebte von dem, was es erbeutete, doch König Feistav hatte den Besitz seiner Untertanen vernichtet, damit er nicht in König Kregants Hände fiel. Die Invasoren marschierten durch ein Ödland, und je weiter sie marschierten, desto verzweifelter wurden die Umstände, unter denen sie lebten. Dar war zwar nicht in die Besprechungen eingeweiht, die man im Zelt des Königs abhielt, aber sie sah die Kundschafter in das Land hinausreiten und musste jeden Gewaltmarsch mitmachen, sobald sie frische Beute meldeten.
    Doch alle Gewaltmärsche endeten mit einer Enttäuschung. Dreimal hintereinander kamen sie in verlassene, vor sich hin schwelende Ortschaften. Die Rationen wurden halbiert, dann noch einmal. Jeder Tagesmarsch war eine erschöpfende und fruchtlose Plackerei. Kovok-mah wurde verschlossener. Dar wusste nicht genau, aus welchem Grund, doch sie nahm an, es lag an der Müdigkeit, unter der alle litten. Nur Twea konnte manchmal seine Laune ein wenig heben. Zudem wurde sie immer dünner. Ihre Fußsohlen rissen während der tagelangen
Märsche auf, und Dar musste sie oft tragen, wobei sie sich gleichzeitig erleichtert und verzweifelt fühlte, da Twea keine schwere Last war.
    Der Tross des Königs blieb stets sicher im Hintergrund. König Kregant behielt seine Gardisten immer in der nächsten Umgebung und schickte sie nur fort, um seinen Kommandeuren Befehle zu überbringen. Dar sah auch Sevren hin und wieder bei solchen Botengängen. Er winkte ihr zwar immer zu, unterbrach seinen Ritt aber nie. Dar vermutete, dass es ihm verboten war.
    Eines Abends, nach einem weiteren mühsamen Tag, wurde Dar von einem Ork-Wachtposten aus dem Schlaf gerissen. »Muth velavash«, rief er vor Kovok-mahs Quartier.
    »Hai?«
    »Da ist ein Washavoki, das nach Dargu ruft. Es will nicht weggehen.«
    »Welches Washavoki ist es?«, fragte Dar.
    »Ich kenne es nicht. Es ist rotblau gekleidet.«
    Sevren, dachte Dar. »Ich will es mir anschauen.« Sie verließ das Quartier und folgte dem Posten. Obwohl der Dreiviertelmond hell schien, konnte sie kein Anzeichen von Sevren entdecken. Der Posten führte sie zu einem Unkrautdickicht, das gleich hinter Muth’las Umarmung wuchs. Sevren kam zum Vorschein und rief leise ihren Namen.
    »Was machst du da, Sevren?«
    »Sei leise«, antwortete er. Er gab ihr mit einer Geste zu verstehen, sie solle sich zu ihm gesellen, dann tauchte er wieder in seinem Versteck unter. Dar hockte sich neben ihn hin. »Was ist denn?«, fragte sie.
    Sevren reichte ihr einen Brotlaib. Er fühlte sich alt und hart an, war aber genießbar. »Für Twea und dich«, sagte er.
    »Wo hast du es her?«

    »Sei vorsichtig«, sagte Sevren. »Wenn man dich damit erwischt, wirst du

Weitere Kostenlose Bücher