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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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die Ironie ihrer Worte verstand, zeigte er es nicht. »Es nicht klug, allein gehen.«
    »Ich gehe allein, weil ich nicht Schritt halten kann. Zna-yat hast mir fast das Bein ausgerissen.«
    »Leg dich hin«, sagte Kovok-mah.
    »Warum?«
    »Nat thwa gusha.«
    Mach keinen Spaß?, dachte Dar. Sie hatte den Eindruck, dass ›gusha‹ möglicherweise ›albern‹ hieß, nicht ›komisch‹. Sie zögerte, dann legte sie sich auf den Weg. Kovok-mah kniete sich neben sie und zog ihr Kleid bis zur Taille hoch. Dar wollte ihn erschreckt daran hindern, doch Kovok-mah schien sich ihres Schamgefühls gar nicht bewusst zu sein. Dar verhielt sich ruhig und hoffte, dass ihr Körper auf einen Ork nicht anziehend wirkte. Kovok-mahs Hände waren groß und mit Krallen versehen, doch seine Finger tasteten ihren geschwollenen Unterschenkel sanft ab. Nach und nach entspannte sie sich.
    »Nichts zerrissen«, sagte Kovak-mah nach einer gründlichen Untersuchung. Er entnahm einem Beutel eine frisch entwurzelte Pflanze mit langen flauschigen Blättern. »Das ist Nayimgat. Kau das Blatt, aber nicht schlucken.«

    Dar nahm ein Blatt und schnupperte daran. Es hatte ein starkes Aroma. Sie schob es sich in den Mund und kaute. Der bittere Geschmack ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ihre Zunge wurde taub. Sie schluckte mit Mühe ihren Speichel. Konnte ein Kraut, das einen Ork heilte, einen Menschen krank machen? Zu spät, um sich jetzt darüber Sorgen zu machen.
    Das Taubheitsgefühl breitete sich aus. Als sie das Blatt ausspuckte, war ihr schwindelig.
    »Komm«, sagte Kovok-mah. »Ruh aus im Schatten.«
    »Ich kann mich nicht ausruhen. Ich muss gehen.« Dar hatte es kaum ausgesprochen, als sie auch schon bezweifelte, dass sie überhaupt noch gehen konnte. Es fiel ihr schwer, die Umgebung deutlich zu erkennen, und es strengte sie sehr an, sich zu erheben. Sie versuchte einen Schritt und stürzte nach vorn. Sie war sich der Hände, die sie packten, kaum bewusst.
     
    Als Dar die Augen öffnete, dämmerte der Abend. Die Straße sah ganz anders aus. Sie roch Rauch und hörte das Blöken von Ochsen und Menschenstimmen. Dar setzte sich aufrecht hin. Sie lag in einem Birkenwäldchen am Straßenrand.
    Kovak-mah war weg. Er muss mich hierhergebracht haben. Dar fragte sich warum. Ist er für Streuner zuständig? Sie bezweifelte es. Ihre Rippen fühlten sich verschrammt an. Er hat mich wahrscheinlich über die Schulter geworfen. Ihr verletztes Bein schmerzte, als hätte jemand auf ihm getrommelt, aber es war nicht mehr steif. Dar stand auf. In ihrem Oberschenkel war kein stechender Schmerz mehr.
    Sie ging – sie hinkte kaum noch – in Richtung der Stimmen. Als die Straße einen Knick machte, sah sie das Heerlager. Neena und Kari kehrten gerade vom Auftischen bei den Orks zurück.

    Taren erspähte Dar und eilte zu ihr. »Wir dachten schon, du wärst für immer gegangen. Wie hast du es geschafft?«
    Dar beschloss, Kovok-mah nicht zu erwähnen. »Ich hab mich ausgeruht, bis es meinem Bein besser ging.«
    »Karm hat dich bestimmt beschützt. Komm, iss etwas. Du siehst erschöpft aus.«
    Während Dar Grütze aß, ertappte sie Murdant Teeg, der sie mit erstaunter Miene anschaute. Sie tat so, als hätte sie nichts bemerkt. Hinterher begab sie sich ins Schlafzelt. Loral lag dort und stöhnte leise.
    »Geht es dir gut?«, fragte Dar.
    »Hab nur Rückenschmerzen«, sagte Loral. »Ich dachte schon, ich seh dich nie wieder.«
    »Ich bin doch hier. Ich hab es geschafft.«
    »Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, wie ich dich behandelt habe«, sagte Loral. »Tut mir leid. Es ist ja nicht deine Schuld, dass Kol dich mag.«
    »Er mag mich gar nicht«, sagte Dar. »Er will mich nur haben. Das ist ein Unterschied.«
    »Meinetwegen brauchst du ihm nicht aus dem Weg zu gehen. «
    »Ich habe andere Gründe.«
    »Es ist nicht gut, wenn Murdanten sauer auf einen sind! Teeg hat zwar keinen Finger gerührt, aber sein Verhalten hätte dich das Leben kosten können. Du musst …« Loral keuchte und stöhnte.
    »Leg dich auf die Seite«, sagte Dar. »Meine Mutter hatte auch solche Schmerzen. Ich weiß, was dir hilft.« Loral bewegte sich, und Dar kniete sich neben sie.
    »Ich bin froh, dass wir wieder Freundinnen sind«, sagte Dar und fing an, Lorals Rücken zu massieren. »Hilft es?«
    »Ja.« Loral seufzte.

    »Gut. Dieser Schmerz geht normalerweise wieder weg. Wenn nicht … Wenn er stärker wird, bedeutet es, dass dein Kind bald geboren wird.«
    »Wenn es so weit

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