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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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ist … Weißt du, was man dann machen muss?«
    »Nein«, sagte Dar.

11

    VOR SONNENAUFGANG fing es an zu regnen. Die Nässe suchte sich die Löcher in dem zerlumpten Zelt und tropfte auf Dars Gesicht, bis sie aufwachte. Ihrem Gefühl zufolge war es zwar noch zu früh zum Aufstehen, doch ihr Unbehagen übertraf ihre Verschlafenheit. Sie setzte sich hin und bewegte ihr Bein. Es schien wieder in Ordnung zu sein. Die anderen Frauen rührten sich nun auch.
    Der Regen wurde stärker und bahnte sich einen Weg in ihr Quartier, sodass alle nass wurden. Als der schwarze Himmel blasser wurde, verließen die Frauen das Zelt und ließen sich richtig nass regnen. Ihr Atem kondensierte in der kalten, feuchten Luft, als sie darauf warteten, den Männern ein matschiges Frühstück aufzutischen. Alle waren trübselig gestimmt.
    Auf dem Marsch versanken die Menschen und Ochsen fast im Schlamm, doch Dar hatte keine Schwierigkeiten mehr, mit den anderen Schritt zu halten. Das jämmerliche Wetter führte dazu, dass die Marschierenden sich auf sich selbst besannen. Alle wirkten mürrisch und schienen in ihr eigenes Elend versunken. Und doch waren Dars Gedanken, als sie durch den
Schlamm patschte, nicht bei ihren kalten Füßen oder ihrem durchweichten Umhang. Sie überdachte vielmehr ihre Lage.
    Sie saß in der Falle. Es war ihr klar. Da sie nun mit einem Brandzeichen markiert war, war jeder Fluchtversuch Selbstmord. Andererseits war das Leben in diesem Regiment kaum mehr als ein langsamer Weg in den Tod. Dar sah, wie schnell das Militär Frauen zermürbte. Neffa war kaum älter als sie. Frauen waren leicht ersetzbar und dementsprechend wenig wert. In einer solchen Atmosphäre waren die »Großzügigkeit« und der »Schutz« der Männer leeres Gewäsch. Obwohl Dar sich den Kopf zerbrach, schien es keinen Ausweg zu geben. Dann kam ihr eine Idee.
    Sie ließ sich zurückfallen, bis die Orks sie einholten. Bald marschierte sie in ihrer Mitte. Als sie Kovok-mah am Ende der Marschkolonne erspäht hatte, wurde sie noch langsamer. Schließlich gingen sie nebeneinander her. »Tava, Kovok-mah. «
    Kovok-mah antwortete nicht. Er schaute nicht mal zur Seite.
    »Tava, Kovok-mah«, sagte Dar, diesmal lauter.
    Der Ork betrachtete sie. Ein Eisenhelm umhüllte seinen Kopf. Seine grünen Augen lugten darunter hervor wie die eines Tiers in einer Höhle. Das Herz wurde ihr schwer, als sie erkannte, wie verschieden sie waren. Plötzlich kam ihr der Plan so riskant wie verzweifelt vor. Trotzdem gab sie nicht auf.
    »Können wir uns unterhalten, Kovok-mah?«
    Der Ork reagierte nicht. Sein Schritt wurde jedoch langsamer, bis die beiden den Abschluss der Marschkolonne bildeten. Da Kovok-mah noch immer nichts sagte, ergriff Dar die Initiative. »Ich möchte eure Sprache lernen.«
    »Kam?«
    Es heißt bestimmt ›warum‹, dachte Dar. Sie bemühte sich,
eine – ihrer Meinung nach – fröhlich klingende Antwort zu geben. »Dargu nak gusha.« Wiesel ist albern.
    »Hai. Gusha.«
    Falscher Ansatz, dachte Dar. »Darga nak muth.« Wiesel ist Mutter.
    Kovok-mah blieb stehen. »Warum will diese Washavoki sprechen wie Urkzimmuthi?«
    »Thwa Washavoki«, sagte Dar. Keine Washavoki. »Dargu nak muth.«
    »Du meine Frage nicht beantwortet.«
    Dar deutete auf die Kruste auf ihrer Stirn. »Siehst du das? Man hat mich gebrandmarkt, damit ich nie verschwinden kann. Ich möchte bei den Urkzimmuthi leben, bis ich sterbe.«
    »Warum? Du hast doch eigenes Volk.«
    »Washavoki respektieren keine Mütter.«
    »Viele Urkzimmuthi sagen, Washavoki sind keine Mütter. «
    »Aber du denkst anders.«
    Kovok-mah musterte Dar mit einem Ausdruck, den sie nicht durchschaute. Dies führte dazu, dass sie sich fragte, ob er ihr Motiv vielleicht erriet. Die Menschen fürchteten Orks; Dar wollte Orkisch lernen, um diese Furcht zu ihrem Vorteil zu nutzen.
    Kovok-mah ließ sich viel Zeit, bis er endlich einen Beschluss fasste. Schließlich hob er die Hand und winkte. »Halfalf. Regen.«
    Dar lächelte, denn sie begriff, dass Kovok-mah sich einverstanden erklärt hatte, sie zu unterrichten. »Halfalf.«
    Kovok-mah machte eine hohle Hand, tauchte sie in eine Pfütze und hielt sie Dar unter die Nase. »Falf.«
    Dar beäugte die Flüssigkeit auf Orks Handfläche. »Falf. Bedeutet es Wasser ?«

    »Hai.« Kovok-mah hob eine Locke von Dars tropfendem Haar an. »Dargu nak falfi.«
    »Dargu nak falfi. Ich bin nass.«
    »Hai.« Kovok-mah berührte seinen Brustkorb. »Ma nav falfi.«
    Dar tat es ihm gleich und

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