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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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nicht weitergehen. Er wartete, bis genügend Abstand zwischen ihnen und seinen Kameraden war. Erst dann ging er weiter. Er bedachte Dar nun mit einer Miene, der eher neugierig als erheitert wirkte. »Was möchtest du sagen?«, fragte er.

    Dar fehlten plötzlich die Worte. Sie fühlte sich, als balanciere sie auf einem Berggrat, auf dem jeder Schritt in die falsche Richtung einen in den Abgrund stürzen lassen konnte. Sie zögerte, doch sie wusste, dass sie den Schritt tun musste und dass er vermutlich den weiteren Kurs ihres Lebens bestimmen würde. Sie wurde nervös und brachte nur ein Wort hervor. »Warum?«
    »Warum was?«, fragte Kovok-mah.
    »Warum hast du es getan? Warum hast du mich deine Frau genannt? Was wolltest du damit sagen?«
    »Ich beschütze dich.«
    »Warum? Ich bin eine Washavoki.«
    »Ther nav muth.« Du bist Mutter.
    »Muth. Frau. Worin besteht der Unterschied? Warum hast du mich gerettet?«
    Kovok-mah brauchte lange für eine Antwort. Als er sie gab, schien er nach den passenden Worten zu suchen. »Muth’la ist überall … und doch … ist sie auch fern. Ihre Stimme ist schwer zu hören. Und noch schwieriger zu verstehen. Muth’la ist zuerst Mutter. Sie spricht durch Mütter. Söhne sind wenig klug, doch auch wir versuchen Muth’las Stimme zu hören. Ich glaube … Ich glaube, sie sagt zu mir: Beschütze diese Washavoki-Mutter. «
    Dar schwieg. Nach einer Weile fragte Kovok-mah: »Warum machen deine Augen dein Gesicht nass?«
    »Mein ganzes Leben hat man mich … behandelt wie eine …« Dar wischte sich die Tränen ab. »Ich bin nur eine Frau. Du sprichst, als wäre ich es wert, gerettet zu werden.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Washavoki glauben, Frauen sind wenig wert und den Männern untertan.«
    »Dann fehlt es ihnen an Klugheit«, sagte Kovik-mah.

    »Sie glauben, dass du mich jetzt beherrschst.«
    »Warum sollten sie das glauben?«
    »Weil du gesagt hast, ich bin deine Frau.«
    »Ich dachte, es bedeutet, dass ich dein Beschützer bin«, sagte Kovok-mah.
    »Es bedeutet mehr als das«, sagte Dar.
    Kovok-mah registrierte überrascht, dass Dars Gesicht einen roten Farbton angenommen hatte. »Was bedeutet es sonst noch?«
    »Die Washavoki glauben, dass … du und ich …« Sie wechselte ins Orkische, um sich selbst von der Vorstellung zu distanzieren, die ihre Worte ausdrückten. »Tha tep Mer da-thrimak. « Dass du und ich gebockt haben.
    Kovok-mah riss die Augen auf. »Da-thrimak! Das glauben sie?«
    »Ja, sie glauben es. Und sie sind wütend auf mich.«
    »Du musst ihnen sagen, dass es nicht so ist.«
    »Sie werden mir nicht glauben«, sagte Dar. »Bah Simi hat ihnen Lügen erzählt.« Sie verwendete Murdant Kols Ork-Namen.
    »Warum?«
    »Er will mich verletzen«, sagte Dar. »Man kann auch jemanden verletzen, ohne ihn anzufassen. Jetzt bin eine Ausgestoßene. «
    »Was heißt Ausgestoßene?«
    »Ich habe keinen Platz mehr bei meinem Volk.«
    Kovok-mah antwortete nicht, und nach einer Weile beunruhigte sie sein Schweigen. Dar mutmaßte, dass er sich nun wie jemand fühlte, der aus einem Impuls heraus einen streunenden Hund rettet und dann erkennt, dass es sich um einen Quälgeist handelt. Was bin ich ihm wohl wert? , fragte sie sich. Ich bin immerhin nur ein Washavoki.

    Schließlich machte Kovok-mah ein Geräusch, das Dar für einen Seufzer hielt. »Wo wirst du schlafen?«
    »Ich finde schon ein Plätzchen«, erwiderte sie.
    »Du kannst in meinem Quartier schlafen«, sagte Kovok-mah.
    »Aber mein Geruch …«
    »Ich werde mich daran gewöhnen.«

23

    FÜR DEN REST DES TAGES verließ Dar ihren Platz hinter den Orks nur, wenn der Durst sie zum Wasserfass trieb. Je öfter sie den dort zum Trinken versammelten Menschen begegnete, umso mehr verfeinerten diese ihre Technik, Dar auszugrenzen. Dar machte keinen Versuch mehr, die Schöpfkelle in die Hand zu nehmen. Die ihr entgegenschlagende Verachtung war deutlich spürbar. Obwohl niemand sie bedrohte, fühlte sie sich terrorisiert.
    Jedes Mal, wenn sie sich zurückzog, erkannte sie, dass Kovok-mah sie erwartete. Sie wusste nicht genau warum, da er zunehmend wortkarger wurde und mit den Gedanken anderswo zu sein schien. Anfangs widerspiegelte seine schweigsame Art ihre eigene. Die Ereignisse dieses Tages hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht, deswegen wollte sie sich die Dinge durch den Kopf gehen lassen. Doch am Nachmittag empfand sie aufgrund von Kovok-mahs Schweigen zunehmend Unbehagen. Ich weiß nichts über ihn, und dabei ist er

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