Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
geschah?“
„Nein, meine Zuständigkeit endete bei der Übergabe an Dr. Coolridge und das Institut. Einer der beiden Klone ist heute Ihr Patient, aber auch das weiß ich nur, weil Sie sich an mich gewendet haben. Da wird Ihnen Coolridge sicher mehr sagen können.“
„Gab es später noch weitere Überführungen?“, schaltete sich Isaak ein, während Eva sich mit dem Verlauf des Gesprächs unzufrieden zurücklehnte und in ihrem Tee rührte.
„Nicht auf diese Art“, Sandkoog hatte einen Moment gezögert und sich offenbar an etwas erinnert. „Die Kontakte nach Paris brachen immer mehr ab, vor allem nachdem dort einige Projekte in der Sangre-Forschung nicht besonders glücklich verlaufen sind. Aber wir hatten vor einigen Jahren einen Fall, in dem ein Klon von alleine nach Hamburg kam. Es wurde damals in meinem letzten Amtsjahr am Rande eines Ausschusses zur Interkommunikation erwähnt. Sie kam in schlechtem gesundheitlichen Zustand hier an und wurde ins Aljoscha-Klinikum gebracht.“
„Hat sie überlebt?“
„Ja, ich glaube schon. Und sie ist dann irgendwie auf die schiefe Bahn geraten. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde sie mit dem Schwarzen Turm in Verbindung gebracht. Aber fragen Sie mich nicht, was am Ende aus ihr geworden ist, da bin ich überfragt, und es lag in den Jahren nach meiner Amtszeit.“
„Können Sie sich an den Namen des Klons erinnern?“ Auch Isaak lehnte sich jetzt zurück und sah aus den großen, von Boden bis Decke reichenden Fenstern. Die Wolken hingen so tief, dass vom umliegenden Hamburg selten mehr als ein paar Schemen zu sehen waren, doch hin und wieder ließ der Sturm das Grau aufreißen. Henna Sandkoog schüttelte nur den Kopf und verstummte ihrerseits.
Isaak sah zu Eva. Sie wirkte nicht besonders zufrieden, hatte sie doch über die Herkunft Solvejgs und des verschwundenen zweiten Klons nichts weiter herausfinden können.
„Es war kein völlig nutzloses Gespräch“, sagte er, als sie mit dem Fahrstuhl wieder nach unten fuhren. Eva nickte nur und gab ihm stumm zu verstehen, dass sie ein Gespräch innerhalb der Mauern des Ministeriums für nicht sehr klug hielt.
„Dieser andere Klon, der nach Hamburg gekommen ist“, nahm sie den Faden wieder auf, nachdem sie den Anleger fast wieder erreicht hatten, und ihnen der Wind scharf um die Ohren blies, „was ist damit?“
„Ninive hat doch gestern Abend erzählt, dass außer ihr und Lumière noch zwei weitere Klone aus dem Versuchsprogramm in Paris gerettet wurden, du erinnerst dich?“
„Natürlich, eine davon ist auf dem Weg zu uns.“
„Korrekt, aber die andere ist verschwunden. Sasha Bréa, Ninive und Sequana, die auf dem Weg nach Hamburg ist, suchen nach ihr.“
„Sie war im Aljoscha-Krankenhaus“, Eva zog ihr Comdevice aus der Tasche, „und zufällig arbeite ich dort.“ Sie ließ ihre Finger vor dem Display hin und her gleiten.
„Ich weiß nicht, ob es nicht klüger wäre, das Gespräch außerhalb der Reichweite des Ministeriums zu führen“, wandte Isaak ein.
„Das wird ein offizielles Gespräch an eine offizielle Einrichtung, das können die überall mithören, aber“, Eva steckte das Comdevice wieder ein, „ich habe mich für heute krank gemeldet, vielleicht ist es nicht so gut, wenn man bei meinem Anruf im Hintergrund das Tosen des Sturms hört.“
„Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit“, ergänzte Isaak und setzte sich auf einen der Poller am Anleger. „Ich könnte mit Coolridge sprechen. Ich gehe davon aus, dass er in diesem Fall am meisten weiß. Vielleicht war er es sogar, der Henna Sandkoog in Kenntnis gesetzt hat.“
„Ich arbeite in Coolridges Team und bin offiziell krank“, erinnerte ihn Eva.
„Und deshalb habe ich ja auch vorgeschlagen, dass ich mit ihm sprechen werde.“
„Glaubst du, dass das klug ist? Bist du nicht erst vor ein paar Jahren aus dem Hamburger Institut ausgebrochen? Was ist, wenn Coolridge herausbekommt, wer du wirklich bist?“
„Das wird nicht nötig sein“, Isaak lachte, „fast alles, was ich über das Klonprogramm weiß, habe ich von ihm.“
„Das bedeutet, er war dein Kontakt hier in Hamburg, der dich mit den Informationen versorgt hat?“, fragte Eva ungläubig.
„Traust du ihm das nicht zu?“, entgegnete Isaak. „Er hat mir sogar die notwendigen Mittel besorgt um nach Paris abzuhauen.“
„Er würde alles für die Wissenschaft tun, denke ich. Vermutlich auch die Gesetze des eigenen Instituts brechen.“
„Alleine dafür bin ich ihm
Weitere Kostenlose Bücher