Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
einige Fragen …“
„Allerdings habe ich die“, entgegnete Ninive verunsichert. „Aber ich werde genau hier stehen bleiben, und wenn auch nur einer von euch Dummheiten macht, dann … ich könnte euch nur mit meiner Gedankenkraft auf der Stelle ausschalten.“
„Unterschätze uns nicht“, gab Lilian zurück. „Aber uns liegt nichts ferner, als …“
„Du hast mich betäubt!“, unterbrach Ninive sie.
„Das tut mir leid, aber es ging nicht anders.“ Ninive sah Lilian nun klarer, sie saß in einem Sessel nahe des Feuers. „Ich musste dich retten, und hätte ich dir vorher erklärt, warum, es wäre vermutlich zu spät gewesen. Bleib dort stehen oder setze dich zu uns, ganz wie du willst. Ich werde dir jetzt erklären, warum du hier bist, in Ordnung?“
„Wer sind die beiden?“ Eigentlich interessierte es sie nicht sonderlich, wer die beiden anderen Gestalten waren, die dort um den Kamin saßen, doch sie stellte absichtlich eine Gegenfrage um Lilian aus dem Konzept zu bringen. Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern.
„Das sind Seamus und Martin. Seamus“, Lilian deutete auf den hochgewachsenen, schmalen Mann mit dunkler Hautfarbe zu ihrer Rechten, „war mit an Bord des Zuges und hat mir geholfen, dich wohlbehalten hierher zu bringen. Martin hat hier die Stellung gehalten … vielleicht sollte ich dir dennoch erst sagen, wer wir eigentlich sind und was wir machen.“
Ninive sah zu Martin, der ähnlich hochgewachsen war wie Seamus, allerdinge eine deutlich muskulösere Figur hatte und mit seiner hellen Haut und hellblonden Haaren im Kontrast zu dem anderen Mann stand. Die Männer und Lilian machten keine Anstalten, sich wegen Ninives Auftauchen beunruhigen zu lassen. Lilian hatte ihr gesagt, sie hätte sie retten wollen, und die Tatsache, dass sie sie alleine in einem nicht versperrten Raum gelassen hatten, überzeugte Ninive schließlich, dass von ihnen keine Gefahr für sie ausgehen würde. Also entspannte sich Ninive ein wenig, näherte sich der Sitzgruppe und nahm in einem der Sessel Platz.
Lilian beugte sich nun leicht vor und der Feuerschein erhellte ihre Gesichtszüge. Sie ließ ein kurzes, ermutigendes Lächeln erkennen, bevor sie sich wieder zurücklehnte.
„Also gut, wer seid ihr?“, fragte Ninive.
„Was weißt du über die Mission, auf die du geschickt wurdest?“, entgegnete Lilian.
„Es ist eine halb-militärisch-halb-zivile Mission, in der ein Team aus Soldaten, Elitekämpfern, Wissenschaftlern und Agenten mit einem neu entwickelten Hoverschiff den Ozean überqueren soll, um erstmals seit 30 Jahren wieder transatlantischen Kontakt herzustellen.“
„Genau, das ist das, was du glauben solltest. Aber eigentlich geht es nur um dich. Diese ganze angebliche Mission ist nur ein Vorwand, um dich aus Paris zu bringen. Die wollen dich, oder vielmehr: die wollen deine Sangre-Fähigkeiten … oder Somatonik, wie sie es nennen.“
„Natürlich wollen die das“, Ninive fühlte sich unbehaglich, „Somatonik ist nichts anderes als der wissenschaftliche Name für das, was man im Volksmund als Sangre-Kraft bezeichnet. Deshalb wurde ich auf diese Mission geschickt.“
„Weißt du denn, wer diese Mission führt?“, Lilian ließ sich nicht beirren.
„Ein Gremium aus den höchsten Wissenschaftlern des Sangre-Instituts und leitenden Organen des Verteidigungsministeriums. Zwei offizielle Organe unserer Gesellschaft.“
„… und von externen Mächten unterwandert“, ergänzte Lilian in triumphierendem Tonfall. „Agenten einer Organisation, die sich Children of Chou nennt, haben vor langer Zeit – wir wissen nicht genau, seit wann, aber es müssen schon Jahre wenn nicht sogar Jahrzehnte sein – begonnen, die Machtstrukturen von Paris zu unterwandern. Diese tauchen vor allem dort immer wieder auf, wo es um die Somatonik geht.“
„Children of Chou“, wiederholte Ninive skeptisch, „und woher kommen diese ominösen Agenten?“
„Wir sind uns sehr sicher, dass sie diese Mission fingiert haben, um in den Besitz des bisher größten Erfolgs der Sangre-Forschung zu kommen: Klon #N11001, bürgerlicher Name: Ninive Solheim.“
„Nur mal angenommen, ich glaube diese Verschwörungstheorie“, entgegnete Ninive, „wer seid dann ihr und warum rettet ihr mich gegen meinen Willen?“
„Wir sind eine kleine Gruppe an Widerstandskämpfern gegen das System, das sich in den letzten 80 Jahren etabliert hat. Wir wollen keine Rückkehr in mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen, wir
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