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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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die schmalen Wege und Treppen Camarets hinab zur Bucht ging. Sie waren bald nach dem Frühstück aufgebrochen, hatten das wichtigste Hab und Gut, das sie tragen konnten, in ihre Rucksäcke gepackt und zu guter Letzt einige Aufzeichnungen, mit denen sie am Vorabend ihre Strategie zum Angriff auf den Hangar durchgegangen waren, im Kamin verbrannt. Isaak und Ilyena folgten ihnen mit einigen Metern Abstand.
    „Sie stoßen unten am Boot zu uns. Die beiden haben noch die Hafenanlagen durchstöbert“, gab Lilian als Antwort.
    „Was glauben sie dort zu finden?“
    „Alles was nützlich sein kann“, Lilian zuckte die Schultern, und es kam Ninive so vor, als wäre sie angespannter als zuvor. „Treibstoff, Öl ... Trockenfisch. Wer weiß schon, was wir auf einer Reise brauchen, von der wir weder wissen, wie lange sie dauert noch wo unser Ziel liegt.“
    „Ihr wisst nicht, wo das Ziel liegt?“ Ninive sah sie überrascht an.
    „Nein, nicht mit Bestimmtheit. Aber anhand dessen, was ich an Vorräten in den Güterwaggons des Zugs gesehen habe, werden wir mehr als nur ein paar Tage unterwegs sein.“ Lilian warf einen kurzen Blick zurück, dann bog sie in eine kleine Gasse ab, die steil hinunter bis zum Anleger führte, an dem ihr Boot vertäut war.
    „Ich kenne das Ziel, schließlich war ich Teil dieser Expedition“, entgegnete Ninive, die sich nicht im Klaren darüber war, ob es sie wundern oder sie sich darüber ärgern sollte, dass sie niemand gefragt hatte. „Das Ziel liegt in Nordamerika.“
    „Wenn das nicht nur eine Täuschung war.“ Lilian schien wenig beeindruckt von der Neuigkeit zu sein. „Vielleicht hat auch General Zervett die Missionsparameter geändert ... Nein, ich denke, wir tun gut daran, von einem unbekannten Ziel auszugehen.“
    „Was glaubt ihr eigentlich zu erreichen?“
    Ninive stellte diese Frage vorsichtig. Sie trug sie bereits seit dem ersten Abend in Camaret mit sich herum. Es war ihr schwer gefallen, für sich selbst einen Sinn in ihrem eigenen Verhalten zu sehen. Die Mission, auf die sie geschickt worden war, konnte als gescheitert betrachtet werden, zumindest sofern es das Institut, in dessen Diensten sie stand, betraf. Eigentlich sollte ihr einziges logisches Ziel sein, zurück nach Paris zu kommen, Bericht zu erstatten und abzuwarten, ob es einen Folgeauftrag gab. Doch sie konnte den Umstand, die Rückreise nicht mit allen Mitteln antreten zu wollen, zumindest damit erklären, dass Lilian sie gerettet hatte und sie sich ihr verpflichtet fühlte. Doch was war das Ziel der anderen?
    Sie hatten erklärt, dass sie eine Verschwörung in den Machtstrukturen der Stadt aufgedeckt hatten, die direkt zu den Leuten führte, die diese Expedition missbrauchen wollten. Doch angesichts der Angriffe der Ossfhang auf den Aéroport und des eiligen Aufbruchs der Children of Chou wäre es nicht besser gewesen, sie würden nach Paris zurückkehren und gegen die Drahtzieher in Regierung und Wirtschaft vorgehen? Sicherlich wäre das keine einfache Aufgabe, doch es erschien sinnvoller als einer Expedition zu folgen, deren Zweck oder Ziel offensichtlich niemand genau kannte.
    „Wir versuchen herauszufinden, wohin General Zervett fährt. Er ist der Rädelsführer der ganzen Aktion“, entgegnete Lilian, nachdem sie sich einige Zeit gelassen hatte. „Wir hoffen, dass wir dort, wo die Children of Chou herkommen, Antworten finden.“
    „Und ihr seid euch sicher, dass…“, begann Ninive, doch Lilian schnitt ihr das Wort ab.
    „Nein, wir sind uns nicht sicher. Das hier ist ein Himmelfahrtskommando, Ninive. Wir alle wissen nicht, wohin wir gehen und ob wir wiederkehren. Du solltest wirklich mit Isaak sprechen.“
    „Ich will aber mit dir reden!“ Ihre Stimme klang eindringlich. „Ich werde mit ihm reden, schon alleine aus Neugier, aber … Ich kenne euch alle erst wenige Tage, es erscheint mir völlig wahnsinnig, dass ich euch überhaupt folge, aber wenn ich mir jemanden aussuchen muss, dem ich vertraue, dann bist du das. Wenn du mir also keine andere Antwort geben kannst, außer dass wir uns Hals über Kopf ins Ungewisse stürzen um einem Feind zu folgen, der unsere einzige Fährte ist, die wir haben, dann reicht mir das. Vorerst.“
    Lilian sah sie mit großen Augen von der Seite an. Ihre Schritte verzögerten sich für einen Augenblick und zu Ninives Überraschung erkannte sie Angst und Zuneigung in ihren Zügen.
    „Das … das ist schwer zu tragen“, begann Lilian schließlich und wählte ihre Worte

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