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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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hatte. Wahrscheinlich eine Mischung. Kostedde fühlte sich offenbar sowohl
gereizt als auch sportlich herausgefordert. Das Vorgeplänkel war jedenfalls
vorbei, bevor es begonnen hatte.
    »Das sollten Sie erklären«, sagte Kostedde. »Auf dunkle Andeutungen
kann ich nicht antworten.«
    »Ich beziehe mich auf die Zeitungsberichte der letzten Tage, vor
allem von heute. Danach könnte es einen Zusammenhang zwischen einem großen
Investitionsprojekt in Düsseldorf und einem Mordfall geben.«
    Kostedde musterte Stamm ausdruckslos. »Erwarten Sie dazu ernsthaft
eine Stellungnahme?«
    »Ich würde erwarten, dass es Ihnen nicht gleichgültig ist, wenn ein
wichtiges Vorhaben derart belastet wird.«
    »Ich verfüge bislang über keinerlei Erkenntnisse, dass der von Ihnen
genannte Zusammenhang existiert. Die Polizei ist nicht meine Behörde, über die
Mordermittlungen weiß ich daher nicht mehr als Sie. Soweit ich das aber
verstanden habe, handelt es sich bislang lediglich um eine vage Spekulation,
die politisch instrumentalisiert wird. Wenn also ein Schaden entsteht, dann nur
durch die verantwortungslose Verbreitung solcher Gerüchte. Da kann ich Ihre
Branche natürlich nicht ausnehmen.«
    Es entstand eine kurze Pause, weil Stamm seine Notizen
vervollständigte, dann hakte er nach. »Wäre es aber nicht doch sinnvoll, das
Projekt auf Eis zu legen, solange die Gerüchte nicht widerlegt sind? Es geht
immerhin um den guten Ruf der Stadt.«
    »Ich wüsste nicht, inwiefern der Ruf der Stadt leiden könnte. Die
Stadt ist an diesem privaten Investitionsvorhaben doch gar nicht beteiligt.«
    »Na ja, immerhin soll es ein Leuchtturmprojekt für Düsseldorf
werden. Außerdem hat die Stadt doch über die Bauleitplanung die Weichen
gestellt. Ein Leuchtturm, an dem Blut klebt – also wenn das nicht
imageschädlich ist …«
    Kostedde sah Stamm unverhohlen abfällig an. »Journalisten sind immer
so schnell mit hochtrabenden Etiketten zur Hand. Leuchtturmprojekt! Wenn ich
das schon höre! Düsseldorf ist eine boomende Wirtschaftsmetropole, in der
Hochhäuser gebaut werden. Nicht mehr und nicht weniger. In Duisburg wäre ein
solches Vorhaben vielleicht ein Leuchtturm, in Düsseldorf ist es ein Gebäude
unter vielen. Weil die Nachfrage zumindest mittelfristig so groß ist, haben wir
im Stadtgebiet Flächen planerisch ausgewiesen, auf denen Hochhäuser realisiert
werden können. Sollen wir etwa den gültigen Bebauungsplan außer Kraft setzen,
nur weil irgendwelche Ahnungslosen einen angeblichen Imageschaden
herbeiphantasieren? Das wäre nicht nur schwachsinnig, sondern auch rechtlich
fragwürdig.«
    Stamm hatte Mühe, der rhetorischen Breitseite mit seinen Notizen zu
folgen. Er entschloss sich zu einem Überraschungsangriff.
    »Kennen Sie den Russen, gegen den ermittelt wird?«
    Ein schnelles Blinzeln hinter Kosteddes Brillengläsern zeigte Stamm,
dass er durchaus Wirkung erzielt hatte. Aber der Oberbürgermeister war ein zu
schneller Denker, um sich auf diese Weise ernsthaft in Verlegenheit bringen zu
lassen.
    »Noch mal«, sagte er langsam, »ich kenne die Ermittlungen der
Polizei nicht. Ich habe daher keine Ahnung, von wem Sie reden.«
    »Nun, es heißt, Sie hätten auf der letzten Mipim in Cannes einen
russischen … ja was eigentlich, Investor, Projektakquisiteur, sagen wir der
Einfachheit halber Geschäftsmann getroffen, der Sie für ein ehrgeiziges
Hochhausprojekt gewinnen wollte.«
    »Wer sagt das?«, fragte Kostedde scharf.
    »Würde ich Ihnen nicht sagen, auch wenn ich wüsste, wer die
Primärquelle ist. Ich frage ja nur, ob’s stimmt.«
    »Die Mipim ist eine Kontaktmesse, da führt man Hunderte Gespräche.
Die Interessenten kommen aus dem Nahen Osten, aus Großbritannien, aus China und
auch aus Russland, von überall, wo Geld zum Investieren vorhanden ist.«
    »Das klingt sehr unverbindlich. Lohnt sich dann der Aufwand
überhaupt? Ich lese immer, wie erfolgreich die Präsentation in Cannes war.«
    »Natürlich entwickelt sich aus diesen Kontakten auch das eine oder
andere konkrete Vorhaben. Früher oder später.«
    »Dann will ich noch einmal direkt fragen: Gibt es zurzeit ein
solches konkretes Vorhaben mit einem russischen Partner namens Tutschkin?«
    Kostedde zog die Augenbrauen hoch und musterte Stamm unverhohlen.
Dann fletschte er wieder die Zähne. Es sollte offensichtlich ein Lächeln sein.
    »Nichts, was schon spruchreif wäre.«
    Stamm lächelte zurück. »Trotzdem, Herr Kostedde … Entschuldigen Sie,
aber ich muss

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