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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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plant und der Russe seine Kreise stört. Ehrlich gesagt, kann ich mir gar nicht
vorstellen, auf welcher Basis das LKA hier ein
Ermittlungsverfahren führt.«
    »Kann es sein, Herr Stamm«, fragte Perschke bedächtig, »dass das LKA vielleicht doch über ein paar Erkenntnisse verfügt,
die sogar über Ihren … für mich überraschend sicher vorgetragenen Wissensstand
hinausgehen? Sie verschweigen mir doch nichts, oder?«
    Stamm biss sich auf die Lippen und zog es vor zu schweigen.
    »Nun gut«, nahm Perschke den Faden wieder auf. »Ich schlage vor,
dass Sie Ihre Recherchen auf den neuesten Stand bringen und einen Beitrag
liefern, den wir heute Nachmittag online stellen können. Ach ja, ich brauche
wohl nicht zu erwähnen, dass ich etwas mehr erwarte als einen Aufguss der
bisherigen Berichte bei der Konkurrenz.«
    Stamm lehnte sich zurück, schloss die Augen und dachte nach, während
er mit der linken Hand in seinen Haaren zauste. Irgendwann hatte er einen
widerspenstigen Wirbel so lange gegen den Strich gedreht, dass er Kopfschmerzen
bekam. Er beugte sich vor, strich das Haar wieder glatt und begann, die
Handynummer von Hauptkommissar Korn einzutippen. Vor der letzten Ziffer hielt
er jedoch inne. Korn hatte ihn schon im Starbucks stur an Staatsanwalt
Dobermann verwiesen, obwohl da der See noch still ruhte. Jetzt, da die LKA -Welle rollte, würde Korn nicht einmal den
Wetterbericht mit ihm diskutieren. Stamm brach den Verbindungsaufbau ab und
suchte stattdessen im Internet die Nummer der Staatsanwaltschaft.
    Zu seiner Überraschung stellte ihn Dobermanns Sekretärin tatsächlich
zum Oberstaatsanwalt durch.
    »Dobermann«, bellte er. Stamm war der festen Überzeugung, dass der
Name des Staatsanwalts im Laufe der Jahre wie eine selbsterfüllende
Prophezeiung dessen Kommunikationsstil geprägt hatte.
    »Hans Stamm vom Magazin. Ich rufe wegen der Mordsache Nellissen an.
Ist es richtig, dass der Fall nicht mehr bei der Düsseldorfer Mordkommission
bearbeitet wird?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na ja, ich lese hier auf Spiegel online, dass das LKA Ermittlungen aufgenommen hat.«
    Dobermann tat ihm nicht den Gefallen, den Ball aufzunehmen. Er
schwieg einfach.
    »Daraus könnte man schließen, dass die Mordkommission aus dem Spiel
ist.«
    »Könnte man das?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Ich frage ja nur, ob es so ist«, sagte Stamm tapfer.
    »Sie sind vom Magazin, sagten Sie?«
    »Richtig.«
    »Dann ist der Spiegel doch Ihr größter Konkurrent, oder? Und dann
nehmen Sie einfach so alles für bare Münze, was die so verzapfen?«
    Stamm schüttelte unwillig den Kopf. »Wenn ich es einfach so für bare
Münze nehmen würde, könnte ich es ja abschreiben. Aber noch mal: Ich frage Sie,
ob es so ist.«
    Dobermann ließ sich ein paar Sekunden Zeit, bis er antwortete.
»Nein, es ist nicht so.«
    »Ist es also falsch, dass das LKA ermittelt?«
    »Dazu kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft
geben.«
    »Das ist kein Dementi.«
    Dobermann schwieg. Stamm nahm unverdrossen einen neuen Anlauf.
    »Kann man davon ausgehen, dass in den Ermittlungen Aspekte der
Organisierten Kriminalität eine Rolle spielen?«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    »Auch das ist kein Dementi.«
    Dobermann schwieg wieder.
    »Also ist das LKA im Spiel«, bohrte
Stamm nach.
    Dobermann seufzte. »Dies ist eine breit angelegte Ermittlung. Wir
sammeln Informationen in vielen Bereichen. Dazu gehört selbstverständlich auch
die Amtshilfe durch diverse Behörden. Wir haben es hier immerhin mit einem
Tötungsdelikt zu tun.«
    Als der Staatsanwalt zu sprechen begonnen hatte, hatte Stamm
hoffnungsfroh den Kugelschreiber gezückt, doch mit jedem Wort ließ er ihn
weiter sinken, bis er ihn zum Schluss neben den Notizblock legte.
    »Breit angelegte Ermittlung hört sich nicht nach heißer Spur an«,
sagte Stamm.
    »Auch dazu kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft
geben.«
    Stamm sah das Grinsen des Staatsanwalts vor seinem geistigen Auge.
Er verlor die Geduld.
    »Haben Sie außer Keilmeiers Aussage überhaupt eine Spur?«, fragte
er.
    Dobermann schwieg wieder eine Weile. Stamm wertete es diesmal als
Überraschungscoup, der ihm zwar eine gewisse Befriedigung, aber keinen
Fortschritt einbrachte.
    »Zu einzelnen Zeugenaussagen kann ich aus ermittlungstaktischen
Gründen keine Auskunft geben«, sagte der Staatsanwalt schließlich.
    Stamm lachte ungeniert und gab auf. Er bedankte sich demonstrativ
herzlich für das

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