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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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Mitternacht und keine Minute früher
können Sie die Polizei rufen.«
    Eva sah Stamm an und nickte ihm energisch zu. Dann schob Dembski sie
ins Treppenhaus und zog die Wohnungstür hinter sich zu. Stamm lief in die Küche
und öffnete das Fenster. Er löschte das Licht, stellte sich vor das Fenster und
beobachtete die Straße. Sekunden später hörte er, wie unter ihm die Haustür
geöffnet wurde. Er beugte sich vor. Dembski dirigierte Eva nach rechts. Sie
waren erst wenige Meter vorangekommen, als sich auf der anderen Straßenseite
eine Gestalt aus dem Schatten eines Hauseingangs löste und die Fahrbahn
überquerte. Sie hatte eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lief genau auf
Eva und den dicht hinter ihr gehenden Dembski zu.
    »Entschuldigung«, rief die Gestalt. Eine Frauenstimme. »Können Sie
mir sagen, wie spät es ist?«
    Eva und Dembski blieben genau unter dem Küchenfenster stehen.
    »Zehn Uhr«, sagte Dembski, ohne auf die Uhr zu sehen. Er stand dicht
hinter Eva und drückte ihr die rechte Hand, die in der Tasche des Parka
steckte, ins Kreuz, um sie weiterzutreiben. Doch die fremde Frau ließ nicht
locker.
    »Und wohin des Wegs zu dieser späten Stunde?«
    Dembski blieb stehen und wandte sich der Frau zu.
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, sagte er in einer Mischung
aus Ärger und Verwunderung.
    Die Frau blieb unmittelbar vor Dembski stehen, hob langsam die Arme
und schob sich die Kapuze vom Kopf. Sie hatte kurze, eher dunkle Haare, die
genaue Farbe ließ sich im diffusen Licht der Straßenlaternen nicht erkennen.
Sie musste jedoch etwas Außergewöhnliches an sich haben, denn Dembski vergaß
augenblicklich seine Eile und starrte sie lange an.
    »Lange her, nicht wahr«, sagte sie. »Für jemanden, der vor sieben
Jahren verbrannt sein soll, hast du dich bemerkenswert gut gehalten. Aber
ehrlich gesagt habe ich an die Kaprun-Story nie geglaubt.«
    Dembski hatte sich wieder gefangen. »Tja … Du weißt ja schließlich
am besten, wie man sich spurlos aus dem Staub macht. Wo kommst du eigentlich so
plötzlich her?«
    Sein Ausdruck pendelte zwischen fast freudiger Erregung und
Misstrauen.
    »Ich bin dir seit zwei Tagen auf den Fersen«, sagte die Frau kühl.
»Ich wollte wissen, was du wieder für eine Schweinerei ausgeheckt hast. Das
heißt, eigentlich weiß ich es schon lange. Aber ich wollte Beweise, damit du
endlich einmal für eine deiner Taten geradestehst.«
    »Jetzt hör aber mal auf, Birgit, das ist hier nicht der richtige
Moment, um …«
    »Doch, das ist genau der richtige Moment. Wo willst du denn hin mit
Frau Vossen? Erzähl mir bitte nicht, dass sie freiwillig mit dir geht. Hast du
da eine Knarre in der Jackentasche? Was ist das wieder für eine Nummer?«
    Sie trat näher, drängte sich zwischen Dembski und Eva und griff von
außen an die Jackentasche.
    »Birgit, bitte!« Dembski hob den linken Arm und schob die Frau
zurück. »Das ist wirklich nicht der richtige Moment. Wie wär’s, wenn du
mitkommst. Dann können wir über alles reden.«
    Birgit ließ sich nicht beeindrucken. »Reden, na klar! Und wenn wir
zu Ende geredet haben, findet uns jemand in irgendeinem Wald an einem Ast
baumelnd. Tja, schade, sind mit irgendeiner Schuld nicht fertiggeworden. Was
lässt du dir denn für uns einfallen?«
    »Du bist ja hysterisch«, entgegnete Dembski. Er war leiser geworden.
Stamm konnte ihn kaum verstehen. »Wir wecken hier noch die ganze Straße. Komm
mit, und ich werde dir alles erklären. Ich habe mit Ricos Tod nichts zu tun,
das musst du mir glauben. Aber ich bin im Moment ein wenig angespannt. Ich
werde nicht zulassen, dass uns hier gleich die ganze Straße zuhört. Los, komm!«
    »Ich werde den Teufel tun«, zischte sie.
    »Zwing mich nicht zum Äußersten! Ich bin ein wenig nervös.« Er holte
die Waffe hervor und hielt sie Birgit vors Gesicht. Gleichzeitig fasste er mit
der linken Hand nach ihrer Jacke und wollte sie wegzerren.
    Plötzlich bellte eine männliche Stimme über die Straße. »Hallo, was
geht da vor? Legen Sie sofort die Waffe weg! Polizei!«
    Stamm sah von links einen Mann über die Straße laufen, Pistole im
Anschlag. Ein Schuss. Der Mann auf der Straße wurde zurückgeworfen und fiel.
Stamm sah wieder nach unten. Birgit hatte Eva gepackt und zu Boden geworfen.
Sie wälzten sich von Dembski weg. Dembski drehte sich um und wollte ihnen
folgen, da ertönte von der anderen Straßenseite eine andere Männerstimme.
    »Waffe fallen lassen!«
    Stamm konnte den anderen

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