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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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Wodka?«
    »So was in der Art. Aber natürlich ohne Wodka. Ja, und auch kein
Chopsuey. Ich sagte asiatisch, nicht pseudo-chinesisch. Und wenn ich es mir
recht überlege, ist Meerschwein vielleicht auch nicht das Wahre. Aber im
Prinzip bist du auf der richtigen Spur. Du machst das schon. Also bis eins.« Er
beendete das Gespräch.
    Das Rascheln der Bettdecke erregte seine Aufmerksamkeit. Eva
streckte sich. »Mit wem sprichst du mitten in der Nacht?«, fragte sie
verschlafen.
    »Wir haben eine Einladung zum Mittagessen. Wanja will was Feines
vorbereiten. Und jetzt raus aus den Federn! Wir sollten lieber noch ordentlich
frühstücken.«
    Eva gähnte. »Ungekuschelt bewege ich mich hier keinen Millimeter
heraus.« Sie schlug die Decke einladend auf.
    Wanja hatte für seine Gäste anscheinend aufgeräumt, aber er
konnte die Junggesellenbude nicht verleugnen. Die Dreizimmerwohnung in einem
schmucklosen Nachkriegsbau an der Tußmannstraße war irgendwie gleichgültig
eingerichtet. Im Wohnzimmer Glas-Metall-Regale mit Ikea-Boxen und einem Laptop
drauf, dazu als Deko zwei Modelle von futuristischen Hochhäusern, Ledersofa und
Sessel mit Glastisch, an einer Wand effekthascherische großformatige Fotos von
Industrieanlagen, Flachbildfernseher, Bose-Musikanlage, in einer Ecke
aufeinandergestapelte Umzugskartons, die wahrscheinlich seit dem Einzug vor
drei Jahren nicht bewegt worden waren. Die zusammengewürfelte Küche wirkte
trotz der aktuellen babylonischen Unordnung grundsätzlich unbenutzt. Aber der
Tisch mit Birkenfurnierplatte in dem überraschend großen Raum war festlich
gedeckt.
    Corinna Metzger saß auf einem der roten Stühle aus Kunststoff, vor
sich ein Glas mit perlendem Inhalt. Sie wirkte, als sei sie zu Hause.
    »Entschuldigt, ich muss noch schnell den Schutt hier beiseite
räumen. Bin nicht so Promi-Dinner-erfahren. Aber ihr werdet trotzdem Augen
machen. Nehmt euch ein Gläschen Prosecco … oh, entschuldige, Eva, einen O-Saft
vielleicht.«
    »Wasser tut’s auch. Hat aber auch Zeit.«
    Wanja wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. »Okay, ich
bin gleich bei euch.« Er begann, schmutziges Geschirr in der Spüle zu stapeln.
    Eva und Stamm setzten sich. Stamm schenkte sich aus der Flasche, die
in einem Kunststoffweinkühler stand, ein.
    »Hör mal, Wanja«, sagte Stamm, »das mit dem Menü war ein Witz
gewesen. Hast du etwa wirklich …?« Er wandte sich Corinna Metzger zu. »Ich
bitte Sie, das nicht falsch zu verstehen. Ich hätte nicht gedacht, dass Wanja …«
    Corinna Metzger schüttelte müde den Kopf. »Ich gebe zu, nach Feiern
ist mir wirklich nicht. Aber nach Trauern auch nicht. Gegen ein gutes
Mittagessen ist nichts einzuwenden.«
    Stamm beugte sich vor und flüsterte ihr zu: »Ist es denn gut?«
    Corinna Metzger nickte lächelnd. »Er war den ganzen Vormittag
unterwegs.«
    »Tuschelt ihr über mich?«, rief Wanja aus der Küche.
    »Über wen denn sonst«, erwiderte Stamm. Dann wandte er sich wieder
Corinna Metzger zu. »Sie können mich ja albern finden, aber seit gestern Abend
bin ich unsicher, wie ich Sie nennen soll.«
    Sie sah ihn nachdenklich an, dann lächelte sie. »Ich heiße Corinna.
Stimmt übrigens wirklich. Mein zweiter Vorname. Inzwischen habe ich mich aber
so daran gewöhnt, damit gerufen zu werden, dass ich es gern auch dabei belassen
würde. Ich würde auch vorschlagen, dass wir uns duzen. Mit diesem ständigen
Hin- und Herwechseln kommt man ganz durcheinander.«
    Stamm nahm sein Weinglas und stieß mit ihr an. »Hans.« Eva hob ihr
leeres Glas und deutete ein Anstoßen an.
    Wanja hatte den »Schutt« aus dem Blickfeld geräumt und legte die
Schürze ab. »Okay, wo wir so familiär beisammensitzen, können wir mit der
Vorspeise loslegen, oder?«
    »Wir sterben vor Hunger«, log Stamm.
    Wanja nickte und ging zum Kühlschrank. Mit einer großen Glasschale
in der Hand trat er zum Tisch. »Wir fangen peruanisch an.«
    »Peruanisch?«, fragte Eva.
    »Na klar, stehst du doch drauf, hat mir der Vater deines Kindes
gesagt. Er hat mich doch nicht verkohlt?«
    »Nein, nein. Peruanisch ist … fabelhaft.«
    »Ja, ich wollte es erst auch nicht glauben, ich habe aber ein
bisschen herumgegoogelt, und das sieht schon alles sehr, sehr lecker aus. Ich
hoffe, ihr seht es mir nach, dass ich auf die Schnelle kein Lama- oder
Meerschweinchenfleisch auftreiben konnte. Mesdames et
Monsieur, voilà la ceviche de fruits de mer! «
    »Wisch … was?«, fragte Eva.
    »Na, jetzt bin ich aber ein Stück

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