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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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einen Bärenhunger hatte und sich
daran erinnerte, dass der Hotelprospekt ein luxuriöses Frühstücksbuffet
versprach.
    Er löste sich vorsichtig von Eva und zog sich an. Er war schon auf
dem Weg nach unten, als er es sich nach einem kurzen Blick auf die schlafende
Eva anders überlegte. Trotz des bohrenden Hungers setzte er sich an den Tisch,
holte das MacBook hervor und loggte sich ins WLAN -Netz
des Hotels ein. Nacheinander rief er die Seiten der Düsseldorfer Zeitungen auf.
    Der Express hatte mal wieder das Rennen gemacht. Er brachte nicht
nur einen einigermaßen stimmigen Ablauf der Ereignisse, er wusste auch, dass
der schwer verletzte Täter Tutschkin war. Und irgendeine undichte Quelle bei
der Polizei hatte Peters gesteckt, dass die Referentin des Oberbürgermeisters
für Wirtschaftsförderungsfragen vor Ort gewesen war. Offenbar mangels anderen
Bildmaterials brachte der Express sogar ein Bild von Corinna Metzger. Peters
huldigte ihr als zufällig anwesende, entschlossene Retterin, was ja zumindest
ansatzweise auch stimmte.
    Stamm lehnte sich zurück und geriet ins Grübeln. Er holte aus der
Laptoptasche, in der er auch aktuelle Unterlagen mit sich zu tragen pflegte,
seinen Notizblock und einige Blätter hervor und studierte sie konzentriert. Er
war gerade dabei, die Papiere wieder in die Tasche zu legen, als sein Handy
klingelte. Wanja.
    »Samstagfrüh halb neun, und du bist schon auf den Beinen«, meldete
sich Stamm. »Wer noch einen Beweis gesucht hat, dass die Jugend
unwiederbringlich vorbei ist …«
    »Wie geht’s Eva?«, fragte Wanja. »Alles klar bei euch?«
    »Ja sicher, wir haben eine herrliche Nacht in einem romantischen
Hotel verbracht.«
    »Blödmann!«, motzte Wanja. »Erzähl schon! Hört sich ja schlimm an,
was ich so höre.«
    »Höre oder lese?«, fragte Stamm.
    »Äh, was?«
    Stamm sprach überdeutlich, als sei Wanja schwer von Begriff. »Hast
du etwas über gestern Abend gehört oder heute in der Zeitung gelesen?«
    Wanja lachte kurz auf. »Mein Gott, bist du spitzfindig. Okay, ich
hab mich versprochen. Also noch mal: Hört sich ja schlimm an, was ich so lese.«
    Stamm lächelte in sich hinein. »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Im
Express steht doch alles. Tutschkin wollte mich mundtot machen, und die Sache
ist zu seinen Ungunsten aus dem Ruder gelaufen. An deiner Stelle würde ich eine
Flasche Champagner aufmachen und bei einem zünftigen Frühstück die
Revitalisierung vielversprechender Geschäftsoptionen feiern. Vielleicht könnt
ihr euer Hochhaus auf Evas Namen taufen. Hatte nicht Waleska seinen Entwurf mit
einer eleganten Frau auf High Heels verglichen? Das würde ihr, glaube ich, Spaß
machen.«
    »Eva-Building, also wenn’s nach mir ginge … Aber Investoren haben da
mondänere Vorstellungen. Place E oder E Trade Center, das ginge
vielleicht. Wie geht’s Eva? Mutter und Kind wohlauf?«
    »Sieht so aus. Die Wehen haben noch nicht eingesetzt. Sie schläft
wie ein Murmeltier.«
    »Gott sei Dank! Mann, Mann, das ist ja vielleicht eine Sache. Aber
sag mal, was ist denn plötzlich in Tutschkin gefahren. Ich mein, dass der
skrupellos ist, wussten wir ja, aber was hatte der plötzlich mit dir?«
    Stamm ließ ein paar Sekunden vergehen. »Na ja, ich habe seine
eigentliche Identität enttarnt, hab mich dabei aber so blöd angestellt, dass er
mich sofort als Enttarner enttarnt hat. Ist ’ne längere Geschichte.«
    »Ich hab’s nicht eilig.«
    »Ach nee, Wanja, nicht jetzt am Telefon. Wie wär’s mit Mittagessen?«
    »Ja klar, wann und wo?«
    »Sagen wir um eins bei dir.«
    »Bei mir?«
    »Bei uns geht nicht, da ist noch die Spurensicherung zugange, und in
der Öffentlichkeit hätte ich das lieber auch nicht.«
    »Ja, aber ich kann doch gar nicht kochen«, rief Wanja. »Ihr wärt so
was von enttäuscht.«
    »Lass dir was einfallen. Wälz Kochbücher oder bestell was! Oder
überrede jemanden, der sich mit so was auskennt. Dabei fällt mir ein, ich würde
mich sehr freuen, wenn Corinna Metzger teilnehmen könnte. Meinst du, du kriegst
das hin?«
    Wanja blieb einen Moment stumm, enthielt sich dann aber jeden
Kommentars. »Ich denke schon. Irgendwelche besonderen Wünsche, was das Menü
betrifft?«
    »Ich nicht. Aber Eva liebt’s im Moment asiatisch mit schrägem
Einschlag, russisch zum Beispiel … oder peruanisch, ist gerade der allerletzte
Schrei, hab ich gehört.«
    Wanja stöhnte. »Aber sonst …?! Was soll das geben? Gebackenes
Meerschweinchen Chopsuey mit Piroggen und

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