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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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kein guter Schauspieler.«
    Stamm insistierte. »Aber es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass
du ausgerechnet bei ihm gelandet bist, wo er doch damals in Waren eine Rolle
gespielt hat. Welche auch immer.«
    »Auch das ist kein wirklicher Zufall. Es ist kein Zufall, dass ich
damals nach Düsseldorf gekommen bin, und auch nicht, dass ich in Kosteddes Büro
gelandet bin. Ich habe es darauf angelegt.«
    »Warum?«, fragte Stamm. »Hattest du einen Verdacht gegen Kostedde?«
    »Nicht wirklich. Aber ich bin damals aus zwei Gründen aus Waren
geflüchtet. Erstens habe ich die Situation nicht mehr ausgehalten. Zweitens
wollte ich versuchen herauszufinden, was damals passiert ist. Und da gab es
zwei wichtige Mitspieler aus Düsseldorf.«
    »Van Wateren und Kostedde.«
    »Genau.«
    »Wobei, so ganz verstehe ich nicht, was du eigentlich noch
herausfinden wolltest. Bei Kostedde sowieso nicht, der war ja während der …
Ereignisse noch gar nicht in Waren. Und van Wateren … nun ja, du warst die
Einzige, die genau wusste, dass Rico Fenten deine Schwester nicht vergewaltigt
hatte, weil er in der Zeit mit dir zusammen war.«
    »Das weißt du also auch schon«, sagte Corinna Metzger leise. »Aber
das hieß ja nicht zwingend, dass es van Wateren war. Ich habe es zwar vermutet,
aber sicher konnte ich mir nicht sein. Und da war noch etwas anderes. Diese
Satanismus-Geschichten meiner Schwester haben mir schwer zu schaffen gemacht.
Das hatte so eine … Eindringlichkeit, wenn sie davon erzählte. Einerseits
schienen sie so gar keine Bodenhaftung zu haben, andererseits … wo kamen sie
her?«
    »Deine Mutter hat mir erzählt, du hättest damit angefangen.«
    »Quatsch!«, stieß sie aggressiv hervor. »Meine Mutter hatte gar
keine Ahnung, was los war. Oder sie wollte es nicht wahrhaben. Sie hat sich
ihre Welt so zurechtgelegt, dass sie es sich darin irgendwie einrichten konnte.
Natürlich habe ich mal damit angefangen. Ich wollte sie aufrütteln, weil sie es
nicht einmal schaffte, meine Schwester einmal in den Arm zu nehmen. Das ist mal
wieder ganz typisch, dass sie es so hinstellt, als hätte ich die ganze Sache
erfunden.«
    »Erfunden hat sie nicht gesagt«, sagte Stamm sanft. »Sie hat es als
eine Art Trauma-Bewältigungsstrategie dargestellt. Sie hat anscheinend sehr
darunter gelitten, dass sie in der Zeit weder zu dir noch zu Angela einen
Zugang fand.«
    Es blieb eine ganze Weile still am Tisch. Corinna Metzger starrte
den Tisch an, die Lippen zusammengepresst. Schließlich gab sie sich einen Ruck
und schlug das Schnapsglas auf den Tisch.
    »Gib mir noch einen Wodka, Wanja!«
    Stamm lächelte.
    »Was ist daran so lustig?«, fuhr ihn Corinna Metzger an.
    »Ich musste gerade daran denken, dass deine Mutter auch die
Wodka-Flasche geholt hat, als es ans Eingemachte ging. Aber zurück zu diesem
Satanismus-Motiv: Deine Schwester erzählt diese Szenen ja heute noch so
erschütternd, dass es einem durch und durch geht. Ich konnte aber nicht einmal
ansatzweise herausfinden, ob das einen realen Hintergrund hat oder ein
traumabedingtes Phantasie-Produkt ist, das sich im Laufe der Zeit verfestigt
hat. Konkret gefragt: Erinnert sie sich, oder konstruiert sie eine Erinnerung?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Corinna Metzger resigniert. »Ich weiß es
bis heute nicht. Das ist es ja, was ich herausfinden wollte. Ich wollte es von
van Wateren wissen.«
    »Und deshalb bist du nach Düsseldorf gekommen.«
    »Genau. Ich habe Kontakt mit ihm aufgenommen, hab mich ein-, zweimal
mit ihm getroffen. Ich wollte natürlich auch wissen, ob er etwas über Ricos Tod
wusste, obwohl mir eigentlich schon klar war, dass er damit wohl nichts zu tun
hatte. Mein Vater hätte einen Psychopathen wie van Wateren da nie eingeweiht.«
    »Du glaubst also, dein Vater hat Rico getötet?«
    »Ich bin fest davon überzeugt. Rico hätte nie Selbstmord begangen.
Das war eigentlich der Hauptgrund dafür, dass ich es zu Hause nicht mehr
ausgehalten habe.«
    »Wie verliefen die Treffen mit van Wateren?«
    »Wir haben uns einmal zum Kaffee getroffen und einmal abends in
einer Kneipe. Aber es hat nichts gebracht. Ich wollte behutsam vorgehen, ihn
langsam aus der Reserve locken. Aber bevor es zu einem weiteren Treffen kam,
war er verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Deshalb habe ich später, als
es sich ergab, die Nähe zu Kostedde gesucht. Ich habe gehofft, über ihn etwas
über van Waterens Verbleib zu erfahren. Aber der Mann ist einfach spurlos von
der Bildfläche

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