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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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Bananen haben der Konsistenz des Blini-Teigs nicht geholfen.
Sie sind ein wenig brüchig. Aber ich hatte ja nicht einmal einen Vormittag Zeit
von der Entwicklung bis zur Umsetzung. Ich würde mich daher mit geringfügigen
Abzügen in der B-Note einverstanden erklären.«
    »Ich nehm ihn einfach mit den Fingern, okay?«, sagte Eva.
    »Ich bitte darum.«
    Sie schaufelte sich eine Kugel Mango-Eis über den warmen Fladen. Das
Eis begann zu schmelzen. Eva trennte einen ordentlichen Bissen ab, begann zu
kauen und verdrehte verzückt die Augen.
    »Ich heuer bei der UNO an!«
    Corinna Metzger, Stamm und Wanja nahmen sich nun ebenfalls Blini.
Wanja schluckte den ersten Bissen sichtlich zufrieden hinunter, nachdem er ihn
ein paar Sekunden mit aufgesetzter Kennermiene durch den Mund hatte rotieren
lassen.
    »Bin ja sonst nicht so für Süßkram«, sagte er schließlich. »Aber das
hier hat was. Wenn da ein echter Könner am Werk wäre …«
    »Nun stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel«, sagte Stamm.
    Wanja lachte. »Das war nicht selbstkritisch gemeint. Aber, nun ja,
das Mango-Eis ist von Edeka und der Blini-Teig eine Fertigmischung von
Continent. Ich hab sie nur ein bisschen mit Bananen verfeinert. Aber dafür …«
    Sie bauten den halben Stapel Blini ab, dann ging nichts mehr.
Schließlich gönnten sich die Nicht-Schwangeren ein Gläschen Himbeer-Wodka als
Digestif. Stamm holte seine kleine Digitalkamera und schoss ein paar Fotos von
der gemütlichen Runde. Dann beendete er die Partystimmung.
    »Okay, ich glaube, wir haben ein paar Dinge zu klären«, sagte er an
Corinna Metzger gewandt. »Ich nehme an, dass ich durch dich an diese
Geschichten gekommen bin.«
    Sie sah ihn abweisend an.
    »Ist nicht vorwurfsvoll gemeint«, beeilte sich Stamm zu versichern.
»Ich hätte ja nicht anbeißen müssen, und es war ja auch nicht absehbar, wie
sich die Dinge entwickeln. Ich will bloß Ordnung schaffen. Ich glaube nicht
allzu sehr an große Zufälle.«
    Corinna Metzger entspannte sich ein wenig. »Es war schon auch ein
Zufall, aber tatsächlich kein so großer, wie es aussieht«, sagte sie. »Ich war
auf deinen ersten Artikel über diesen Satanismusfall in der Eifel aufmerksam
geworden. Wegen der Geschichte meiner Schwester ziehen mich solche Themen immer
an. Wanja hat mitgekriegt, dass mich der Artikel interessiert und hat damit
angegeben, dass der Autor sein bester Kumpel sei.«
    Wanja grinste.
    »Ihr beide steht euch näher, als ihr die Welt glauben machen wollt,
stimmt’s?«, fragte Stamm.
    Wanja grinste breiter, Corinna Metzger blieb ernst. Sie fuhr mit
ihrer Erklärung fort.
    »Aus irgendwelchen Gründen hat er es sich dabei in den Kopf gesetzt,
dich mir persönlich vorstellen. Da passte es natürlich perfekt, dass diese
Bauverschwörerrunde dringend einen Kommunikationsexperten brauchte, damit sie
ihr Projekt nicht schon in der Geburtsphase mit dem Hintern umstößt. Ich fand’s
auch nicht schlecht, dich unauffällig ein wenig kennenzulernen. Ich war nämlich
ziemlich aufgewühlt, nachdem ich in Cannes meinem geliebten tot geglaubten
Vater über den Weg gelaufen war. Der Wunsch, endlich herauszufinden, was damals
in Waren wirklich passiert ist, kam mit Macht zurück. Da war es fast wie ein
Wink des Schicksals, dass sich hier die Chance auftat, einen fähigen
Rechercheur, der sich auch noch mit dem Thema ›Satanismus‹ beschäftigt hatte,
für den Fall meiner Schwester zu interessieren. Ich habe also Angela auf deinen
Artikel im Magazin aufmerksam gemacht und sie ermuntert, Kontakt zu dir
aufzunehmen.«
    »Wusstest du davon?«, fragte Stamm Wanja. »Ich meine, grundsätzlich
von Corinnas Schwester und dem ganzen Mist aus Waren.«
    »Null Ahnung«, versicherte Wanja. »Corinna hat es mir heute Morgen
erzählt.«
    »Niemand wusste über meine Vergangenheit Bescheid«, sagte Corinna.
»Wirklich niemand.«
    »Auch dein Mann nicht, auch Kostedde nicht?«, fragte Stamm.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber Kostedde kannte dich doch aus Waren …«
    Sie schüttelte abermals den Kopf. »Wenn er mich damals überhaupt mal
gesehen hat, dann flüchtig, wenn ich durch eine Tür gehuscht bin oder so. Er
hat sich auch für niemanden in unserer Familie interessiert. Er war da ganz
anders als van Wateren. Außerdem bin ich ihm in Düsseldorf erst nach ein paar
Jahren begegnet und hatte mich in der Zeit ziemlich verändert. Nein, Kostedde
hatte definitiv keine Ahnung, wer ich bin. Wenn es anders wäre, hätte ich es
gemerkt. Er ist

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