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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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recht
dramatisch zu Ende gegangen ist. Sie hat ja hauptsächlich deshalb die Nähe zu
Kostedde gesucht, weil sie gehofft hatte, auf diesem Weg Antworten auf alte
Fragen aus Waren zu finden.«
    »Hat sie sie gefunden?«, fragte Bach nach einer Weile.
    »Ich glaube nicht«, sagte Stamm vorsichtig. »Sie wissen ja selbst,
dass Kostedde über Angelas Drama mit ziemlicher Sicherheit nicht viel wusste.«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Bach. »Ich kenne Ihren
Oberbürgermeister gar nicht.«
    »Mag sein. Aber dafür kennen Sie Ulrich Dembski umso besser. Können
Sie sich vorstellen, dass er einen praktisch Fremden einweiht?«
    »Nein, aber Kostedde könnte nachgeforscht haben. Als
Oberbürgermeister hat man sicherlich seine Möglichkeiten. Und man muss sehr
vorsichtig sein, weil ein dummer Fehler das politische Aus bedeuten kann.«
    Stamm sah Bach lange von der Seite an, während der Biobauer stoisch
die Landschaft betrachtete.
    »Was halten Sie davon, wenn wir Tacheles reden, Herr Bach?«, sagte
Stamm schließlich. »Sie erzählen mir im Klartext, was Sie hier so zart
andeuten, und ich erzähle Ihnen anschließend eine Story, von der ich Ihnen
versichern kann, dass sie für Sie weitaus elektrisierender sein wird als das,
was Sie mir nach menschlichem Ermessen bieten können.«
    »Ich kann Ihnen in der Tat nicht viel sagen«, sagte Bach. »Vor ein
paar Wochen tauchte hier so ein Knilch auf, der sich als Privatdetektiv aus
Rostock ausgab. Angeblich versuchte er im Auftrag der Familie Fenten nachzuforschen,
was damals mit ihrem Sohn passiert ist. Der wollte alles über Angela wissen und
vor allem über Ulrich Dembski. Ich habe mich dumm gestellt, die Sache kam mir
spanisch vor. Schon der rheinische Singsang …« Bach gluckste. »Im Nachhinein
ist mir die Idee gekommen, dass Kostedde der wahre Auftraggeber war. Ich weiß
nur nicht, woher dieses plötzliche Interesse kam.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«, fragte Stamm.
    »Was in den Akten steht.«
    »In den offiziellen oder in Ihren eigenen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich denke an Ihre zweiundzwanzigseitige Lebensversicherung
gegenüber Dembski.«
    »Ach die«, lachte Bach. »Nein, die wollte ich nicht bemühen.«
    Stamm setzte in das Lachen ein. »Tja, schade für den Knilch. Das
hätte ihn wahrscheinlich am meisten interessiert. Ich glaube, Sie liegen mit
Ihrer Vermutung ganz richtig, dass der Auftraggeber Kostedde war. Und ich weiß
sogar, warum.«
    Er machte eine so lange Kunstpause, dass sogar Bach ungeduldig
wurde.
    »Nu erzählen Sie mal schon!«
    »Dembski war bei ihm aufgetaucht und wollte ein Immobiliengeschäft
mit ihm machen. Ein Riesending. Kostedde wusste natürlich, dass er sich mit
einem schillernden Partner wie Dembski politischen Sprengstoff ins Rathaus
holen könnte. Er wollte wahrscheinlich ausloten, wie präsent die alten
Geschichten noch sind, um das Risiko einschätzen zu können. Dembski hat ihn
wohl auch mit der alten Rindermastgeschichte ein wenig erpresst, wie er mir
gesagt hat.«
    Stamm hatte sich Bach zugewandt und beobachtete gespannt dessen
Gesichtsausdruck. Doch Bach hatte sich gut im Zaum.
    »Das Schwein ist also nicht tot«, sinnierte er leise. »Nun ja,
überrascht mich nicht besonders. Diese Kaprun-Story war irgendwie zu schön, um
wahr zu sein.«
    »Er war nicht tot«, erwiderte Stamm.
»Jetzt ist er’s schon, oder so gut wie.« Er berichtete, was an der
Abteihofstraße passiert war.
    Als Stamm erzählte, wie er Dembski den Suppentopf auf den Kopf
geworfen hatte, breitete sich auf Bachs Gesicht ein Grinsen aus. Er kam aus dem
Glucksen gar nicht mehr heraus.
    »Ein Topf Soljanka! Das ist unbezahlbar. Ein würdiges Ende für
diesen Halunken. Darauf gebe ich einen aus.« Er stand auf. »Kommen Sie, wir
gehen rein!«
    »In Ordnung«, sagte Stamm, während er ihm folgte. »Wäre nur gut,
gegenüber Angela nichts zu erwähnen. Dr. Terlinden hält es für besser,
solange es immer noch unklar ist, was damals genau mit ihr passiert ist. Da
tappen wir leider immer noch im Dunkeln.«
    Bach richtete sich kurz auf und sah Stamm nachdenklich an. Dann
nickte er zustimmend und fuhr fort, die Gummistiefel abzustreifen. Auch Stamm
zog die Schuhe aus und trat ein. Corinna und Angela standen in der Diele und
hatten schon die Jacken an.
    »Wir wollen einen Spaziergang machen«, sagte Corinna. »Kommt ihr
mit?«
    »Würd ja gern«, sagte Bach. »Aber ich hab noch so viel zu tun.«
    Corinna sah Stamm an.
    »Geht ihr nur«, sagte der. »Ihr habt euch

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