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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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noch, er ist
kurz nach Kaprun bei einem Verkehrsunfall gestorben. Er hatte sich lange vor
Dembski nach Kitzbühel abgesetzt. Seine Frau lebt jetzt in Mülheim an der Ruhr
bei ihrer Tochter.«
    »Soso«, machte Bach. Er wirkte ein wenig fahrig, aber Stamm ging
darüber hinweg.
    »Seit wann wissen Sie es?«, fragte er.
    Bach stand auf und lief in der Küche auf und ab. Irgendwann blieb er
stehen, lehnte sich gegen die Türzarge und strich sich mit der Hand durch den
Bart. Dann lächelte er bitter.
    »Genau genommen weiß ich es bis heute nicht genau. Geahnt habe ich
es aber schon immer. Erika hat es zwar immer abgestritten, aber ich kann
rechnen. Zu der Zeit, als Angela gezeugt wurde, war Dembski im Ausland. Und ich
kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Erika noch mit jemand
anderem geschlafen hat. Sie hat die Sache immer so dargestellt, dass Angela
etwas zu früh gekommen ist.«
    »Und Dembski ist nicht misstrauisch geworden?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ja. Vielleicht war er aber gar nicht
fähig, sich vorzustellen, dass Erika ihn betrog. Der Mann hielt sich ja für
allmächtig. Und ich glaube, Erika war in dieser Hinsicht sehr glaubwürdig. Sie
hatte so viel Angst vor Dembski, dass sie den Gedanken, Angela könnte von mir
sein, überhaupt nicht an sich heranließ.«
    »Wäre es denn nicht denkbar, dass Ihr Aufenthalt in Bautzen mit
Ihrer Vaterschaft zusammenhängt?«
    »Nein. Wenn er das gewusst hätte, hätte er mich getötet«, sagte Bach
sachlich. »Bautzen hatte andere Gründe. Das war keine Rache, er wollte mich nur
ausschalten, weil ich seine Kreise störte.«
    »Wie auch immer«, sagte Stamm, »als Sie nach Bautzen kamen, war Angela
schon wie alt? Zehn, elf, nach meiner Rechnung. Wenn Sie es schon immer geahnt
haben, dass Sie ihr Vater sind, wie haben Sie das so lange ausgehalten?«
    »Vernunft«, erwiderte Bach barsch. »Ich habe keine Möglichkeit
gesehen, der Sache nachzugehen, ohne unendlichen Flurschaden anzurichten. Erika
wollte es nicht, unsere Beziehung war sowieso zu Ende, und Dembski war mächtig.
Ich hatte einfach Angst vor den Folgen. Ich habe Angelas Entwicklung aus der
Ferne beobachtet. Man sah sich ja gelegentlich. Und irgendwann hat man sich mit
so einer Situation arrangiert. Das war natürlich vorbei, als ich nach Jahren
zurückgekehrt bin und diese Tragödie vorgefunden habe. Damit konnte und wollte
ich mich nicht arrangieren.«
    »Hatte Sie jemand in Burscheid kontaktiert?«
    Bach schüttelte langsam den Kopf. »Es wusste ja niemand, wo ich war.
Und selbst wenn, warum hätte man es mir erzählen sollen? Ich hatte wirklich
keine Ahnung, bin mitten in die Geschichte hineingeplatzt, reiner Zufall. Ich
war natürlich aufgewühlt bis zum Gehtnichtmehr. Ich wollte wissen, was passiert
ist, und hab nachgeforscht. Handfeste Beweise habe ich damals genauso wenig
gefunden wie die Polizei, aber an die Täterschaft von diesem armen Jungen habe
ich keine Sekunde geglaubt.«
    Stamm hakte ein. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so direkt frage,
aber ich muss es wissen: Dembski hat angedeutet, dass Sie den Jungen getötet
haben.«
    Bach lachte freudlos auf. »Ja, da erkenne ich meinen alten Freund
Ulrich wieder. Noch im Untergang andere Leute mitreißen. Nein, als Rico Fenten
starb, war ich noch in Burscheid. Und wie gesagt, diese Variante kam mir immer
unglaubwürdig vor.«
    »Sie glauben, es war van Wateren?«, fragte Stamm.
    »Sie nicht? Sie haben doch gründlich recherchiert, wie ich erfahren
habe. Da müssten Sie doch herausgefunden haben, dass der Mann auch in
Düsseldorf kein unbeschriebenes Blatt war. Auch die hiesige Polizei hatte ihn
ja im Visier. Ohne diese Aussage von Josef Müller wäre er nicht ungeschoren
davongekommen.«
    »Kann sein«, sagte Stamm. »Was haben Sie unternommen?«
    »Ich hab die Gelegenheit genutzt, Material gegen Dembski zu sammeln.
So sind diese zweiundzwanzig Seiten zusammengekommen. Und ich hab mir Josef
Müller vorgeknöpft. Anders, als es der Polizei möglich gewesen wäre. Es hat
trotzdem nichts gebracht, der Bursche war hartgesotten genug, um bei seiner
Story zu bleiben. Aber er hatte die Hosen gestrichen voll, ich glaube, er hielt
mich für verrückt.« Bach grinste. »Kurz nach unserer Unterhaltung hat er das
Weite gesucht. Ich wollte natürlich auch über Angelas Zustand Bescheid wissen
und habe mir durch Bestechung medizinische Unterlagen besorgt. So habe ich von
der Abtreibung und dem Bluttest erfahren. Er war ganz unauffällig auf

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