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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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hinüber.
Der fasste ihn routinemäßig an einer Ecke und zog den Zettel vorsichtig mit den
Fingernägeln heraus. Er las den Text und verzog angewidert das Gesicht.
    »Angenehmer Zeitgenosse«, kommentierte Korn. »Haben Sie so einen
Wisch schon mal wegen Fingerabdrücken reingereicht?«
    Stamm verneinte. »Meinen Sie, der ist so blöd? Ich hab das nie zu
hoffen gewagt.«
    »Man weiß nie«, sagte Korn schulterzuckend. »Einen Versuch wär’s
wert. Sie können ihn ja hierlassen, ich würde das in die Wege leiten. Wir
bräuchten nur bei Gelegenheit Ihre Abdrücke und die von Frau Vossen. Sie haben
den Zettel ja auch nicht mit Handschuhen angefasst.«
    »Sollte man wahrscheinlich wirklich mal machen. Da war übrigens noch
eine Geschichte, von der ich aber nicht weiß, ob sie etwas zu bedeuten hat. Am
Donnerstagabend bin ich aus Mecklenburg nach Hause gekommen, und Eva glaubte,
dass da jemand aus einem geparkten Wagen unser Haus beobachtet. Ich bin noch
mal rausgegangen und tatsächlich jemandem in die Arme gelaufen. Er saß
allerdings nicht im Auto, sondern tauchte plötzlich aus einem Hauseingang oder
so auf. Bin richtig in ihn reingelaufen. Kann natürlich sein, dass es irgendein
Anwohner war oder ein Besucher, der gerade aus dem Haus kam. Aber ich hatte das
Gefühl, dass er da schon länger gestanden hatte. Ein etwa sechzigjähriger Mann,
aber kräftig, sportlich. Trug so einen Parka mit Coyotenkapuze. Hatte ein
kantiges Gesicht. Das konnte ich sehen, weil er mir Feuer gegeben hat. Ich habe
mir nachher ausgemalt, dass das eventuell Nellissen gewesen sein könnte. Kommt
das hin von der Beschreibung her?«
    Korn schüttelte zweifelnd den Kopf. »Vom Alter her vielleicht. Aber
Nellissen war eher klein und ein wenig korpulent. Kantiges Gesicht passt nicht.
Was ist mit dem Wagen?«
    »Ein silbergrauer Passat Kombi, Düsseldorfer Kennzeichen und die
Buchstaben  WR . Die Ziffern konnte ich leider
nicht erkennen. War zu dunkel, dann hatte ich meinen Zusammenstoß, und als ich
von meiner Runde zurückkehrte, war er weg.«
    »Na gut«, sagte Korn, »das hilft uns wahrscheinlich nicht weiter,
aber wir können ja mal überprüfen, wie viele silbergraue Passats mit WR in Düsseldorf gemeldet sind.«
    »Okay«, sagte Stamm. »Aus meiner Sicht war’s das. Sind Sie denn in
der Mordsache schon weitergekommen?«
    »Wir stehen noch am Anfang. Bislang haben wir noch nichts
Handfestes. Wenn Sie was schreiben wollen, lautet die Sprachregelung wie
üblich: Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    »Und wenn ich nichts schreiben will?«
    »Genauso.«
    »Na, da bin ich aber froh, dass ich wirklich nichts schreiben will.«
    Korn stand auf. »Wegen der Fingerabdrücke wird sich jemand bei Ihnen
melden.«
    Am frühen Nachmittag rief Dr. Silvia Terlinden an und
teilte Stamm mit, dass sie jemanden gefunden habe, der 1991 in Sachen Angela
Dembski/Rico Fenten ermittelt habe und bereit sei, mit Stamm zu sprechen. Aber
nur unter vier Augen und zu seinen Bedingungen.
    »Ich muss also wieder raufkommen?«, fragte Stamm.
    »Ich fürchte, daran führt kein Weg vorbei«, sagte Dr. Terlinden.
»Aber sehen wir es einfach als Glücksfall, dass da überhaupt noch jemand ist,
der sich erinnert und bereit ist zu reden. Ich kann es eigentlich immer noch
kaum glauben, dass es so schnell geklappt hat.« Sie wirkte richtig aufgedreht.
    Stamm war nicht nach vorschnellem Jubel zumute. »Wer ist der Mann?«
    »Er heißt Udo März, ein altgedienter Kriminaler aus dem Westen. Kam
nach dem Mauerfall als Aufbauhelfer nach Waren und leitete mehrere Jahre die
Kripo hier am Ort. Ist inzwischen pensioniert, aber hiergeblieben. Der guten
Luft wegen, wie er sagt.«
    Stamm musste sich eingestehen, dass das nicht so schlecht klang.
»Okay«, seufzte er. »Ich spreche mit ihm.« Er notierte sich die Telefonnummer
und rief den pensionierten Kripomann sofort an. Sie verabredeten sich für den
nächsten Abend.
    Die Aussicht auf eine erneute Sechshundert-Kilometer-Reise und die
Sorge um Evas seelischen Zustand trieb Stamm anschließend umgehend nach Hause.
Hanne Lohmeyer hatte angesichts der erneuten langen Dienstreise die Stirn
gerunzelt, doch nichts Substanzielles dagegen vorzubringen gehabt, worauf sie
grummelnd ihr Einverständnis gegeben hatte.
    Eva war in der Küche zugange. Was sie in der Pfanne in Arbeit
hatte, roch … interessant.
    »Kleine Zwischenmahlzeit?«, fragte Stamm, während er sich über sie
beugte und ihr einen Kuss auf den Nacken drückte. Es war halb

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