Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
Vom Netzwerk:
unseren Verpflichtungen in Beruf und Familie nachgehen, ist die Welt geordnet wie in Chaplin-Stummfilmen.
    Worin hat nun Freud die Signale erkannt, die unsere Seele aus der mühsam gebändigten Lava, die unter dem Ich tobt, und der Strenge, die über dem Ich mit Kälte herrscht, manchmal aussendet, weil sie den Überdruck im Ich-Kessel nicht mehr ertragen kann? Freud war Seelenarzt, der die Hysterie erforscht und behandelt hat. Sie war für ihn die Krankheit, die ausbricht, wenn sich das System nicht mehr mühsam im Gleichgewicht mit seinen verschlossenen Türen und gesicherten Kerkern halten kann.
    Aber auch sonst herrscht Überdruck. Er äußert sich im Traum, wenn wir unseren Tag verarbeiten und damit stets auch an die Pforte unserer persönlichen und kulturellen Geschichte stoßen. Das Ich sucht sich zu beschützen, muss aber wie ein Überdruckkessel ab und zu Dampf ablassen, wohl oder übel. Der Druck der Instanzen und der Ordnung von oben und der gewünschte Ausbruch aus den Ketten von unten lassen nie nach. Freud erläutert in seiner Psychopathologie des Alltagslebens , wie Fehlleistungen und Versprecher diese Triebabfuhr leisten. Denn das gesamte Innere ist von einem rastlosen Maschinchen in Gang gesetzt: dem Lustprinzip, das wie ein Perpetuum mobile, oder zumindest wie ein zweites Herz, rastlos tätig ist.
    Ein Beispiel für diese Fehlleistungen, für diese Versprecher:
     
    Da sitzt eine Herrenrunde in einer Kneipe.
    Männer nach der Arbeit, die sich bei Bier und Stammtisch noch von der Arbeit und vor der Familieerholen. Einer steht auf (die Geschichte spielt wohl in England) und erbietet sich, eine Runde Fritten zu holen. Er kommt zurück und sagt zu seinen Kumpels: »Stellt euch vor, was mir eben passiert ist. Ich bin zu der Bedienung gegangen, die einen besonders aufreizenden Busen hat, den sie auch noch hochgeschnürt hatte, dass ich zu ihr sagte: ›Ich möchte ein paar Portionen Titten!‹ Titten! Stellt euch vor! Titten statt Fritten!« Darauf sagte sein Kumpel: »Das ist eine typische Freud’sche Fehlleistung, ein Freud’scher Versprecher. Das ist mir neulich auch passiert. Ich saß zu Hause mit meiner Frau beim Frühstück und wollte ihr sagen: ›Könntest du mir, Darling, bitte Marmelade und Butter herüberreichen?‹ Und sagte stattdessen: ›Du, ich kann dein dummes Gesicht und deine unfrisierten Haare nicht mehr aushalten, du Schlampe!‹«
     
    Der Druck war offensichtlich wirklich groß.
     
    In den Fünfzigerjahren, als ich Freuds Witzbuch und die Psychopathologie des Alltagslebens las, gab es unendlich viele Psychiaterwitze. Immer war die Tatsache gegenwärtig, dass die Patientin auf der Couch liegt und der Psychiater unbeweglich aufrecht sitzt und ihr abgewandt zuhört. Also entstand in den Witzen oft eine zweideutige Situation. Die Fünfzigerjahre waren eine Zeit der sexuellen Obsessionen durch Triebunterdrückung und der Übersexualisierung des Frauenbildes. Es war auch die Zeit der psychologischen Tests. Also gab es zum Beispiel folgende Geschichte:
     
    Der Psychiater und sein männlicher Patient vor einer Tafel. Der Psychiater malt ein Dreieck und fragt denMann: »Woran denken Sie?« Der Mann antwortet:
»An Sex.« Der Psychiater malt ein Quadrat und fragt: »Woran denken Sie?« Der Patient: »An Sex.« Der Psychiater malt einen Kreis. »Und jetzt?« Der Patient antwortet stupide: »An Sex.«
Die eine gebräuchliche Pointe dazu war damals, dass der Psychiater sagt:
»Sagen Sie mal, Sie können doch nicht immer an Sex denken!« Darauf der Patient empört: »Sie sind es doch, der die Schweinereien an die Tafel malt!«
     
    Die andere Pointe, die ebenfalls auf eine Obsession hindeutet:
     
    Der Psychiater malt ein Dreieck, ein Quadrat und einen Kreis, und der Patient antwortet ebenso stupide: »An Sex«, oder: »An Frauen«. Darauf der Psychiater:
»Hören Sie mal, da besteht doch überhaupt kein Zusammenhang.« Darauf der Patient: »Ich brauche keinen Zusammenhang. Ich denke immer an Sex.«
     
    Schon zu Lebzeiten hatte Karl Kraus über die Psychoanalyse gespottet: »Die Psychoanalyse ist die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält.«
     
    Dazu passt die Geschichte vom Bettnässer, dem sein Freund rät, sich doch psychiatrisch behandeln zu lassen gegen das Bettnässen. Zwei Monate später trifft er den Bettnässer und fragt:
     
    »Hat die Therapie angeschlagen?«
»Na klar«, antwortet der andere.
»Das heißt, du machst nicht mehr ins Bett?«
»Doch, doch«, sagt der andere,

Weitere Kostenlose Bücher