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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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»aber ich schäme mich nicht mehr.«
     
    Auch zur Sitz- und Liegeposition zwischen Psychiater und Patientin gibt es eine Geschichte:
     
    Die Patientin sagt zum Psychiater erstaunt:
»Aber Herr Doktor, was machen Sie denn da?«
Worauf der Psychiater antwortet: »Genau genommen dürfte ich nicht einmal neben Ihnen liegen.«
     
    Das waren schlüpfrige Witze damals, wie aus einem Überdruckkessel. Es reichte schon aus, wenn jemand als Beruf »Frauenarzt« angab. Den letzten Ausläufer dieser Gesinnung habe ich in einer Rede des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger entdeckt, der zum Geburtstag eines befreundeten Staatssekretärs dessen gute Gestalt und gutes Aussehen hervorhob und ihn folgendermaßen rühmte: »Damit hättest du sogar Frauenarzt werden können.«
    Das wäre im Jahr 2011 kein Brüller mehr.
     
    Freuds größte sexualhistorische Entdeckung, die vom Ödipuskomplex und vom Penisneid der Frauen (davon hört man in letzter Zeit seltener), hat folgenden Witz hervorgebracht:
     
    Ein Schwarzwald-Bauernsohn kommt von einer psychiatrischen Untersuchung zu seiner Mutter zurück und sagt:
    »Oh Muttr, der Doktor hat g’seit, ich hab ein Ödipuskomplex.«
Darauf die Mutter: »Ach was, Ödipus, Schnödipus! Hauptsach, du hast dei Muttr liab!«
     
    Und zu »Penisneid und übersexualisierte Werbung« gab es den folgenden Pepito-Witz:
     
    Der zehnjährige Pepito hat einen übergroßen Penis an die Tafel gemalt. Die Lehrerin betritt die Klasse und fragt: »Wer war das?!« Schließlich steht Pepito auf und sagt: »Ich.« Die Lehrerin: »Du kommst in der Pause mit ins Lehrerzimmer.«
Als er nach der Pause das Lehrerzimmer verlässt, warten seine Kumpels schadenfroh, aber auch ängstlich vor der Tür. »Und?«, fragen sie. Darauf antwortet Pepito, während er sich langsam die Hose zuknöpft und grinst:
»Das ist der Wert von guter Werbung.«
     
    Psychiaterwitze handeln gern auch von der Kostspieligkeit der psychoanalytischen Behandlung:
     
    Ein Patient kommt in die schicke Villenpraxis eines kalifornischen Psychiaters in Beverly Hills und betritt einen eleganten Vorraum mit zwei Türen. Über einer Tür steht »Introvertiert«, über der anderen »Extrovertiert«. Der Patient überlegt kurz und geht dann durch die eine Tür. Wieder steht er in einem elegant eingerichteten Raum mit zwei Hochglanz-Lacktüren. »Vaterkomplex« steht auf der einen, »Mutterkomplex« auf der anderen. Wieder überlegt er und schreitet durch eine Tür. Und wieder landet er in einem Raum, der zur Entscheidung auffordert. »Manisch-depressiv« steht auf der einen Tür, »Sadistisch-aggressiv« auf der anderen. Beim neuerlichen Durchschreiten landet er wieder vor zwei Türen. Auf der einen steht »Monatseinkommen über 10   000 Dollar«, auf der anderen »Monatseinkommen unter 10   000 Dollar«. Er geht durch die Tür »unter 10   000 Dollar« und steht wieder auf der Straße.
     
    Aber die Herrschaft der »langen Kerls« und Phallokraten ging zu Ende, als die Trias von Penicillin, Antibabypille und der daraus resultierenden Emanzipation die Herren der Schöpfung zu solchen der Erschöpfung machte. Auch dazu gibt es Witze. Etwa den ultimativen Witz, der das Ende sämtlicher Penisneid-Fantasien ausdrückt:
     
    Fragt der Mann nach dem Sex seine Partnerin mit einem selbstzufriedenen Unterton: »Möchtest du nicht auch manchmal ein Mann sein?«
Antwortet sie: »Nein, und du?«

TRAURING, ABER WAHR
    Wenn jemand einen Witz in Gesellschaft erzählt, sollte das bei den Zuhörern ein Lachen auslösen. Am besten nach einer ganz kurzen Verzögerung, dann aber umso explosiver. Befreiend sollte es sein, weil der Lachende den Kurzschluss, die Pointe, die überraschende Wende verstanden hat, weil er sich im Lachen mit dem einverstanden zeigen darf und will, zumindest für den befreienden Moment, wo beide, Witzeerzähler und Witzezuhörer, durchschauen, dass es dem Witz durchaus ernst ist und dass sich das in einem Lachen offenbart.
    Wenn man über Witze spricht, gibt es wenig zu lachen, denn Witze handeln, löst man sie aus ihrer lustigen Zuspitzung, befreit man sie von ihrer komischen Wirkung, von ernsten, traurigen, verheimlichten, unterdrückten, verschwiegenen Dingen. Davon, dass wir manches nur aussprechen, wenn es seine unangenehme Wahrheit für einen Augenblick im Lachen offenbart und verliert. Das Lachen befähigt uns geradezu explosionsartig, die Bitternis und Schwere des Lebens zu vergessen. Es ist wie das Niesen,

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