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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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ihr. In seinen Armen fühlte sie sich klein und geschmeidig an. Er küsste ihren Hals und ihre Brüste. Die dunklen Brustwarzen waren perfekt gerundet, wie Münzen.
    Er sah ihr in die Augen.
    »Tja, der gute alte Echsentrick«, sagte er.
    »Ein Mädchen muss eben aus jeder Situation das Beste machen.«
    »Ich werde dich in Dahum schmerzlich vermissen, Blessing Ogilvy-Grant. Und ich werde schneller zurückkehren, als du gucken kannst.«
    »Von mir aus gern.«
    Nachdem sie sich geliebt hatten – mit einer Dringlichkeit und Leidenschaft, die sie beide überraschte – , holte Bond die Whiskyflasche aus seinem Zimmer. Nun lagen sie trinkend und rauchend im Bett. Ihr leises Gespräch wurde ständig durch Zärtlichkeiten unterbrochen, die sie aufs Neue erregten. Beim zweiten Mal liebten sie sich mit mehr Bedacht und zögerten den Höhepunkt so kunstvoll hinaus, wie das eigentlich nur altvertraute Liebende können. Danach schwieg Bond, den Arm um Blessings schmale Schultern gelegt. Sie schlief sofort ein, fest an ihn geschmiegt, einen Arm quer über seine Brust geworfen. Das gleichmäßige Surren des Ventilators übertönte alle anderen Geräusche, und bevor er vom Schlaf übermannt wurde, gönnte sich Bond einen Moment schwebender, sinnlicher Sorglosigkeit, erschöpft und glücklich genoss er die Wärme, die von der schönen jungen Frau neben ihm ausging, ohne einen einzigen Gedanken an das Morgen zu verschwenden.

8. Der Mann mit den zwei Gesichtern
    Bond schreckte aus dem Schlaf hoch. Zunächst dachte er, Blessing hätte den Arm bewegt und drückte nun mit ihrem Ellbogen gegen seine Kehle. Es fühlte sich aber kalt und hart an. Bond musste würgen und riss die Augen auf. Im Dunkeln konnte er das Gesicht eines Mannes ausmachen, das kreuz und quer mit olivgrüner Tarnfarbe bemalt war. Der Mann presste eine Pistole auf Bonds Luftröhre. Sprechen war völlig unmöglich.
    »Schön die Klappe halten, mein Junge.«
    Bond spürte, wie ein anderer unter das Moskitonetz griff und Blessing packte. Nach einem kurzen Aufschrei wurde sie geknebelt und aus dem Bett geschleift. Das Licht ging an.
    »Raus aus dem Bett.« Das Netz wurde zur Seite gerafft.
    Bond setzte sich langsam auf und massierte sich den Hals.
    Blessing stand zitternd und mit gesenktem Kopf da, sie hielt sich einen Arm vor die Brust und bedeckte mit der anderen Hand ihre Scham. Ihr gegenüber standen sechs Soldaten in grün-grau-braun gefleckter Tarnuniform. Im Vergleich zu Blessing wirkten sie mit ihren ausladenden Tornistern und den schweren Patronengürteln wie Riesen. Fünf der Männer waren schwarz. Der Mann mit der Automatikpistole – einer großen Colt M 1911 , wie Bond erkennen konnte – war weiß.
    »Mach schon, Kleiner«, sagte der Weiße. Sein Englisch klang für Bond eher ost- oder südafrikanisch. Er stand auf und ging zu Blessing, ohne seine Blöße zu bedecken. Statt dessen nahm er sie in den Arm.
    »Hey, Adam und Eva«, sagte der Weiße.
    Die anderen Soldaten lachten in sich hinein. Sie genossen das Schauspiel sichtlich, während sie Bond mit ihren Kalaschnikows in Schach hielten. Bond fiel das kleine Abzeichen auf, das sie auf der Schulter trugen – ein Rechteck, das aus zwei waagrechten Streifen in Weiß und Schwarz bestand; der obere weiße Streifen war mit einer roten Scheibe versehen: die Flagge der Demokratischen Republik Dahum.
    »Hören Sie, ich bin ein britischer Journalist«, sagte Bond. »Sie ist meine Dolmetscherin.«
    »Britische Sondereinheit trifft’s wohl eher«, sagte der Weiße. Mit seinem Gesicht schien etwas nicht zu stimmen, ein Auge glänzte merkwürdig, aber Bond konnte wegen der Tarnbemalung nicht erkennen, woran es lag.
    »Zieht euch an, alle beide. Und packt euer Zeug zusammen.«
    Bond streifte Hemd und Hose über und stellte sich schützend vor Blessing, während sie sich in Windeseile anzog. Danach wirkte sie gelassener. Er versuchte, ihr einen möglichst beruhigenden Blick zuzuwerfen, bevor ihn zwei Soldaten zu seinem Zimmer geleiteten. Dort zog er seine Desert Boots und die Safarijacke an und steckte alles andere in seine Zanzari-Tasche. In Blessings Zimmer zurückgekehrt, zeigte er dem Weißen seinen APL -Ausweis und die Akkreditierung.
    »Schöne Legende«, sagte der Mann unbeirrt. Aus der Nähe konnte Bond nun sehen, dass sein Gesicht in zwei Hälften zerfiel, eine normale und eine versehrte. Das Glänzen wurde durch Tränen verursacht, die unaufhörlich aus seinem starren linken Auge tropften und die er automatisch

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