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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Doch zunächst warteten sie wieder fünf Minuten in aller Stille ab und lauschten angestrengt. Die Entfernung zur schützenden Waldfinsternis jenseits der Straße betrug höchstens dreißig Meter, schätzte Bond, es war mitten in der Nacht – warum gingen sie nicht einfach rüber, verdammt?
    Als hätte Kobus die Frage gehört, stand er auf, flitzte geduckt über die Straße und verschwand auf der anderen Seite im Gebüsch. Und wieder warteten sie fünf Minuten. Dann brüllte Kobus: »Femi! Dani! Bringt das Mädchen her, hopp-hopp!«
    Die beiden Soldaten standen auf, einer packte Blessing am Arm und rannte mit ihr über die Straße.
    Die Nacht brach in Feuersalven aus.
    Bond sah die steigende Leuchtspur den Bruchteil einer Sekunde bevor er die Detonationen hörte. Die übliche verzögerte Wahrnehmung – die zunächst träge aufziehenden, dann rasend schnellen Lichtblitze. Danach löste sich die Straßendecke unter dem Einschlag der großkalibrigen Maschinengewehrgeschosse auf. Blessing fiel mit einem Aufschrei zu Boden. Einer der Soldaten wurde von einem Dutzend Patronen buchstäblich zerfetzt, während der andere eine Art wahnwitzige Pirouette drehte und mit dem Arm zu fuchteln schien, der bald darauf durch die Luft wirbelte und im Unterholz landete.
    Blessing kroch auf allen vieren wieder in Deckung. Bond zog sie an sich.
    »Alles in Ordnung?«, schrie er. Immer noch knallten pausenlos Schüsse durch die Nacht.
    »Ja. Ich habe nichts abbekommen«, schluchzte sie.
    Kobus brüllte seinen Männern Befehle zu und erwiderte das Feuer in Richtung der Maschinengewehre weiter oben an der Straße. Die anderen drei Soldaten hatten es mit ihren AK-47 bereits eröffnet. Laub und Aststückchen regneten auf sie herab, während ein Kugelhagel am Seitenstreifen niederging und den Waldesrand beharkte.
    Jetzt oder nie.
    Bond nahm Blessing bei der Hand und zog sie langsam ins Dunkle. Ein Meter, zwei, drei. Die Soldaten waren zu sehr damit beschäftigt, Deckung zu suchen oder das Feuer zu erwidern. Bond führte Blessing vom Pfad weg ins Dickicht. Zehn, zwanzig Sekunden – nun waren sie vollkommen außer Sicht. Bond hörte Kobus schreien, dann stolperte ein Soldat den Pfad hinunter.
    »Die sind weg, Boss!«
    Bond schleifte Blessing noch tiefer in die laubige Finsternis.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte sie panisch.
    »Still«, zischte Bond ihr zu.
    Auf einmal schickten gewaltige Explosionen Schockwellen in den Wald, das kurze Aufblitzen leuchtenden, brennenden Lichts – Mörsergranaten. Ein Soldat schrie auf. Bond packte Blessings Hand noch fester und drehte sich um, bahnte ihnen so schnell wie möglich einen Weg durch die Büsche und Zweige, nur weg von der Straße und dem Feuergefecht.
    Doch nun kam das Feuer auch aus einer anderen Richtung. Offenbar drang eine Gruppe Soldaten von hinten vor und gab wahllos Schüsse in den Wald ab.
    »Leg dich hin«, sagte Bond. »Die finden uns nie.«
    Er drückte Blessing der Länge nach in den trockenen Blättermulch, der den Waldboden bedeckte.
    »Halt den Kopf gesenkt, schau nicht hoch.«
    Um sie beide zu entdecken, müsste man schon auf sie drauftreten, dachte Bond, während er dem nächtlichen Chaos lauschte, dem Gebrüll der Männer, dem unablässigen Stakkato der Maschinengewehre. Die Soldaten feuerten einfach drauflos, schossen blindlings auf Schatten – der einzige Schutz war, absolut reglos liegen zu bleiben. Kugeln prallten dumpf gegen die Bäume um sie herum, zerrissen das Laubdach über ihnen, ab und an wurde der Wald wieder blitzartig vom Lichtstrahl einer Mörsergranate erhellt, die man mehr oder weniger in ihre Richtung abgeschossen hatte.
    Bond hörte, wie sich ganz in der Nähe einige Männer durch das Unterholz schlugen. Kobus’ Leute? Oder Soldaten der Zanza-Armee, die an diesem Hinterhalt beteiligt waren?
    Blessing krallte sich an seinen Arm.
    »James – wir müssen hier sofort raus!«, herrschte sie ihn im Flüsterton an. »Sie werden uns finden.«
    »Nein! Rühr dich nicht vom Fleck. Hörst du? Sie entfernen sich wieder.«
    Er hielt sie fest, und sie schlug mit der Faust auf seine Hand ein.
    »Lass mich gehen!«
    »Blessing – nein – hier sind wir am sichersten.«
    Sie riss sich los.
    »Ich will hier nicht krepieren!«, schrie Blessing vollkommen außer sich. Und schon stand sie auf und rannte in die undurchdringliche Finsternis des Waldes.
    »Blessing!«, brüllte Bond, was prompt von einer Gewehrsalve in seine Richtung quittiert wurde. Bond ließ sich fallen und

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